Ich besaß absolut keinen Plan.
Ich dachte, diese Leere in meinem Kopf, verkörperte das größte Problem, das ich aufwies. Dabei stand da immer noch meine Angst im Weg. Und ich glaubte, dass diese beiden Probleme, zusammen vermischt, nicht sonderlich zu einer Lösung beisteuerten.
Mit hämmerndem Puls ließ ich den Motor meines Autos ein kleines Stückchen abseits der Fabrik ersterben und eilte hastig zum Kofferraum. Hoffentlich fand ich in meinem Notfall-Kasten, den ich immer mit mir rum schleppte, irgendetwas Brauchbares. Doch mehr als ein paar Mullbinden und angelaufene Pflaster ließ sich nichts auftreiben.
Schön, dann musste es eben so gehen!
Ich spürte, wie kleine Schweißperlen über meine Schläfen rollten. Augenblicklich überrollten mich wahnsinnige Selbstzweifel.
Was ich hier veranstaltete, war doch kompletter Schwachsinn!
Allerdings... wer wusste denn schon, was Adam da drin fabrizierte? Bis die Polizei hier war, beziehungsweise bis die Dorfpolizei nach Verstärkung gerufen hatte, wäre es schon lange zu spät!
Oh Shit! Adam war Polizist. Und besaß dementsprechend eine Waffe... Dummerweise hatte ich meine auf meinem Schrank liegen gelassen... Verdammt!
Egal, ich ging da jetzt allein rein! Ich bekam Sam da schon irgendwie raus.
Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch hetzte ich über den Schotterplatz. Der Kies unter meinen Sneakers knirschte fröhlich in der Nachtluft und der Geruch nach Laub und Nässe beruhigte mich etwas. Automatisch dachte ich daran zurück, wie es war, als Adam mich das erste Mal zu der Wiese geführt und mir die Sterne gezeigt hatte.
Damals.
Alles so leicht und unbeschwert.
Um meine Kehle legten sich glühende Seile. Sie zogen sich immer fester und fester zusammen, brachten meine Haut zum Dampfen und zeichneten hässliche Striemen auf meinen Hals.
Ich war mir sicher, sobald ich in der Fabrik stand, zu ersticken.
Zitternd drückte ich die zerschlagenen Glastüren auf. Ein Schwall Modergeruch schoss mir entgegen und benebelte für einen Moment meine Sinne. Die kleinen Glasscherben funkelten im Mondlicht und erinnerten mich stark an kleine Edelsteine, die glitzernd auf dem abgenutzten Linoleum lagen. Sie knirschten unglaublich laut unter meinen Füßen, während ich mich in dem ehemaligen Empfangsbereich umsah.
Hier wurde früher mal Stahl gegossen.
Sofort schoss mir ein grauenvoller Gedanke durch den Kopf. Was, wenn Adam sich das mit den Sternen nur hat einfallen lassen, um die Fabrik wieder einiger maßen in Schuss zu bringen? Wenn er die ganze Zeit, die er angeblich auf der Wiese verbrachte, in die Fabrik investierte?
Schemenhaft erinnerte ich mich an einen Rundgang durch die Fabrik in der sechsten Klasse, als die Produktion noch lief und Corvin Marshall sein ganzes Geld noch nicht versoffen hatte. Bilder wurden in meinem Hirn evoziert, Fotos von riesigen Öfen, um das Roheisen zu verflüssigen, damit der Kohlenstoffanteil verringert und es somit zu Stahl wurde.
Verdammt. Hoffentlich hatte er nicht vor, uns in so einen gewaltigen Kochtopf zu stecken und zu Suppe zu verarbeiten...
Beklommen sah ich mich weiter um. Vor mir gabelte sich der Flur, führte sowohl nach rechts als auch nach links in vollkommende Dunkelheit.
Am liebsten wäre ich wieder umgedreht und einfach nachhause gefahren. Aber ich konnte Sam doch nicht allein lassen!
Plötzlich hörte ich links von mir ein wütendes Stimmengewirr und ein heftiges Lachen. Die Stimmen mussten von Sam und Adam sein!
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Schattengier - Würdest du aus Liebe töten?
ParanormalAls Rosa nach dem Tod ihrer Eltern zurück in ihr Heimatdorf zieht, hätte sie nie gedacht, dass dies einen Wirbelwind der Gefühle und Erinnerungen mit sich bringt, allesamt schlecht und schmerzend. Der einzige Grund, wegen dem sie sich nicht von treu...