Mit zusammengekniffenen Augen stand ich vor dem Gang der Spielzeugabteilung und versuchte mich krampfhaft daran zu erinnern, warum ich damals hier ohnmächtig geworden war.
Da musste es einfach irgendeinen Zusammenhang mit Maya gegeben haben.
Immer wenn ich daran zurück dachte, wurde ich von einer Woge der Wärme umspült, die sich in mein Herz brannte und es festhielt.
Dieses Gefühl nicht allein zu sein.
Seufzend gab ich meinen stummen Kampf gegen die Spielzeugabteilung auf.
Das hatte doch keinen Sinn, den leeren Gang anzustieren. Die Leute mussten mich doch für verrückt halten!
So viel zum Einhorn auf Crack...
Kopfschüttelnd richtete ich die dünne Tüte mit dem Salat und den Nudelpackungen in meinen Armen. Ich war zu dem Schluss gekommen, dass das ganze Gestreite zwischen Michelle, Darvin und mir nichts brachte und dieser ganze Sturm endlich zwischen uns gelegt werden musste. Und ich meine, was gab es da Besseres, als ein Versöhnungsessen? Willkürlich wurde mir klar, dass wir nicht nur über das Jetzt sondern auch über das Damals sprechen würden und abermals flammte in mir die Frage auf, ob ich dem Ganzen überhaupt schon gewachsen war. Aber vielleicht war es das, was man im Laufe des Lebens lernte.
Dass einem manchmal auch unvorbereitet Sachen überrollen.
Noch einmal brannte ich meinen Blick auf den verlassenen Gang der Spielzeugabteilung. Irgendwie hatte er etwas Unheimliches an sich, eine dunkle Aura schien von ihm auszugehen und mir ein Zittern auf die Haut zu zaubern.
Ich schluckte und wandte dann krampfhaft den Blick ab, um endlich zur Kasse gehen zu können. Je länger ich hier war, desto mulmiger wurde mir.
Gerade machte ich einen Schritt nach vorne, als das laute Klingeln meines Handys die typisch grässliche Supermarktsmusik durchschnitt und mein Herz wie wild zum Schlagen brachte. Der Schreck fuhr durch meine Finger, kappte jegliches Gefühl in ihnen und ließ mir die Sachen aus den Händen fallen.
Was war heute bloß für ein beschissener Tag?
Erst dieser merkwürdige Alptraum, dann der stumme Kampf mit der Spielzeugabteilung und jetzt das! Grummelnd kramte ich mein Handy aus der Tasche und drückte hastig auf den grünen Hörer, damit der schrille Gepiepse endlich aufhörte.
"Ja?" knurrte ich in den Hörer, während ich mich nach der Salattüte bückte. Sobald Adams Stimme erklang machte mein Herz einen tierisch großen Satz. "Rosa? Wo bist du?", fragte er aufgebracht. Seufzend richtete ich mich auf.
"Im Supermarkt. Wieso?"
In der Hoffnung, dass nichts Schlimmes passiert war, ging ich einige Schritte weiter zur Kasse. Ich konnte hören, dass Adam zischend die Luft einsog.
"Wir haben vielleicht den Mörder gefunden."
Augenblicklich blieb ich mitten auf dem Gang vor eine der Nudelpackungen auf dem Boden stehen. Meine Füße fühlten sich so an, als wären sie aus kochendem Blei, das langsam aber sicher dahin schmolz.
"Aber Adam", hauchte ich in den Hörer, "das ist doch super."
Ein riesiger Stein fiel von meinem Herzen ab.
Beinahe war es mir, als ob ich hören könnte, wie er auf dem Boden aufschlug. Sofort fühlte ich mich einige Kilos leichter...
Doch Adam holte schon wieder zischend Luft.
"Naja", antwortete er. "Bis jetzt scheint der Typ nicht wirklich auffindbar zu sein." Mechanisch wie ein Roboter beugte ich mich vor und angelte nach der Nudelpackung, um sie mir unter den Arm zu klemmen und einen weiteren Schritt zur Kasse zu machen.
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Schattengier - Würdest du aus Liebe töten?
ParanormaleAls Rosa nach dem Tod ihrer Eltern zurück in ihr Heimatdorf zieht, hätte sie nie gedacht, dass dies einen Wirbelwind der Gefühle und Erinnerungen mit sich bringt, allesamt schlecht und schmerzend. Der einzige Grund, wegen dem sie sich nicht von treu...