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Mein Herz donnerte gegen meine Rippen, in meinen Adern wohnte Panik, die sich mit Nadeln in meine Haut bohrte. Ich wusste nicht, warum ich so aufgebracht war, vielleicht lag es daran, dass ich noch total schlaftrunken war oder daran, dass Adam mich alleine in diesem großen Schlafzimmer der berühmt berüchtigten Spukruine des Dorfes zurück gelassen hatte.

Ich bekam Angst, dass ich ganz allein hier war.

Ich biss mir auf die Lippe und machte unsicher einen Schritt auf die Tür zu. Sobald meine zitternden Finger die kühle Klinke umfassten, durchströmte mich eine kalte Zurückweisung. Die Türschwelle schien einer hohen Mauer zu gleichen, die es mir unmöglich machte, in den Flur raus zu gehen. Dornen schienen sie zu umranken, und je öfter ich versuchte, an ihr hoch zu klettern, bohrten sich die kleinen scharfen Stacheln tiefer in meine Haut.

Ich schluckte.

Ich hatte Angst runter zu gehen und nach zu gucken, ob Adam vielleicht im Bad saß und einen dieser merkwürdigen Anfälle hatte. Augenblicklich fiel mir ein, dass ich ihn unbedingt darauf ansprechen musste

Irgendwann.

Irgendetwas schien mich daran zu hindern, diese Türschwelle zu übertreten.

Nicht nur die Mauer, sondern etwas noch viel tiefer in mir. Vorahnungen. Böse Vorahnungen. "Rosa!"

Als wäre ich eine Marionette und ein Puppenspieler hätte an meinen Fäden gezogen, richtete ich mich auf und drehte mich kerzengrade um, als hätte mich jemand an einen Stock gefesselt. Maya saß auf dem Bett, sah genauso schrecklich aus wie das letzte Mal, als ich sie gesehen hatte. Ihre Hände waren aufgeschürft, an ihrer Schläfe rannte Blut runter. Blut um Blut strömte aus ihrem Kopf und ergoss sich auf Adams weißen Laken.

Mayas Haut schimmerte im Mondlicht.

"Was ist?" Meine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. Sie kam mir vor wie ein Traum. Maya lächelte mich aufmunternd an. "Willst du mir wieder irgendetwas sagen?"

Sie nickte.

Langsam.

Und vorsichtig.

Bedächtig.

"Du musst dich erinnern, Rosa", meinte sie und ihre Stimme hallte in meinen Ohren. Augenblicklich bäumte sich in mir alles auf, sträubte sich dagegen, die Blockade in meinem Hirn niederzutrampeln, damit ich mich an irgendetwas erinnerte.

"Aber wieso?" Ratlos blickte ich sie an, war allmählich endlich wacher.

Ihr Blick wurde ernst.

"Weil der Mörder, der Maggie und Liz umgebracht hat, auch deine Eltern ermordet hat."

Geschockt starrte ich sie an, spürte, wie mir das Blut in den Adern gefror.

"Wie bitte?", japste ich aufgebracht und musste erst einmal schlucken. Vollkommen Fassungslos blickte ich sie an. "Aber... Aber Maya! Sie... sie sind doch bei einem Autounfall gestorben?" Traurig lächelnd stand sie auf und kam auf mich zu. Ihre Haut sah cremig aus, wie Sahne oder so.

Ihre Augen schwammen in Tränen.

"Nein", hauchte sie und legte eine ihrer aufgeschürften Hände an meine Wange. Sie war kalt wie ein Lufthauch. "Er hat es so aussehen lassen, als wäre es ein Unfall", flüsterte sie. "Oh Rosa, wenn du wüsstest, in was für einer Gefahr du schwebst..."

Mit einem Mal begann ich heftig zu zittern.

Wie Wackelpudding.

Der mit einer Creme aus Panik gefüllt war.

Schattengier - Würdest du aus Liebe töten?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt