Epilog - Wenn Liebe dich rettet

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Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, dass Adam ein für immer ist.

Vielleicht ist er auch einfach nur eine Phase, die länger andauert, als sie soll. Es fühlt sich weder richtig, noch falsch an.

Heute stehe ich mit einem Lächeln auf den Lippen auf dem Hof meiner Eltern, sehe Adam dabei zu, wie er versucht, alle Koffer in den kleinen Kofferraum zu stopfen und spiele mit dem Ring am Finger, der sich federleicht um meine Haut drehen lässt.

Beinahe schon glücklich blicke ich zur Tür, aus der meine beiden Töchter geschossen kommen, sprinten auf Adam zu und werfen sich in seine Arme.

Er lacht.

Sein Lachen löst ein Flattern in meiner Brust aus, klebt die Scherben langsam wieder zusammen.

Wir sprechen nicht über den Tag in der Fabrik.

Er wird totgeschwiegen, begraben, in einer Kiste von Erinnerungen, die man unter sein Bett schieben kann.

„Caroline, möchtest du Mama holen?"

Adams Stimme ist warm, wie Honig.

Caroline, die große, rennt auf mich zu, freudestrahlend. Ich breite meine Arme aus und ziehe sie an mich, wirble sie durch die Luft. Sie beide sehen aus Michelle mit der Haarfarbe meines Vaters.

Dunkelbraun.

Lächelnd blicke ich zu Adam, der die Kleine auf den Arm nimmt und zu uns rüber kommt. Seine Augen funkeln.

„Sollen wir?"

Ich nicke.

Vielleicht sind meine Töchter meine Art, mich an der Vergangenheit festzuhalten. Heute mache ich mir Gedanken darum, wie es in zehn Jahren sein wird, wenn Caroline mit ihrem ersten Freund nachhause kommt und Adam ihn zum Verhör einlädt.

Ob Adam wir dann überhaupt noch zusammen sind, oder ob ich dann geschieden in einer kleinen Wohnung in der Stadt lebe, meine Töchter jeden Tag zur Schule fahre.

Was ich sicher weiß ist, dass ich keine Angst mehr habe, gestern los zu lassen.


Schattengier - Würdest du aus Liebe töten?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt