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Einsam sein fühlt sich merkwürdig an.

Als wäre deine Seele in zwei Teile geteilt, die sich darum streiten in welche Richtung sie nun laufen wollen. Als würden sie in die entgegengesetzten Wege ziehen und deine Brust zerreißen.

Es schmerzt, diese Einsamkeit.

Gleichzeitig bringt sie einen zerfressenen Mantel aus Kälte mit. Du erschauderst, während du dich in dem eisigen Schlamm aus Selbstmitleid suhlst, obwohl du absolut ahnungslos bist und dich fragst, warum du dich genauso fühlst, was du verbrochen hast, um solche Schmerzen zu leiden. Das ist Einsamkeit. Nichts anderes.

Eine Weile versank ich in dem Leder von Adams Sessel, blickte mich verloren in dieser riesigen Küche um und kämpfte mit mir. Sollte ich einfach aufstehen und mich ein bisschen umsehen oder einfach hier warten? Obwohl es mir in den Fingern juckte, beschloss ich, einfach aufzustehen und mir erst einmal einen Kaffee zu machen. Adam hatte sehr deutlich gemacht, dass es ihm nicht gut ging. Ich wollte ihn nicht noch wütender machen, in dem ich einfach so in seinen Sachen herum schnüffelte.

Obwohl es in der Küche warm war, zitterte ich vor Kälte. Meine nassen Sachen hingen an mir herunter wie ein nasser Sack und die Regentropfen fraßen sich in meine Knochen, um mich von innen heraus umzubringen.

Während ich vor der Kochinsel stand und das Wasser aufsetzte, fielen mir die Warnungen wieder ein. Plötzlich hallten sie in meinem Kopf wieder wie Echos in einem leeren Saal.

Sam hatte mich vor ihm gewarnt

Michelle hatte mich vor ihm gewarnt.

Voller Skepsis erinnerte ich mich an seine Blicke vorhin im Auto.

Als wollte er mich ausziehen.

Nicht bedrohlich.

Sondern so forschend.

Und auch seine merkwürdige Verkrampftheit manchmal...

Jäh wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, als es plötzlich zu scheppern begann. Kreischend drang der Lärm an meine Ohren und nistete sich in meinem Kopf ein. Es klang, als fiele ein riesiger Stapel von Blech um; hohl stumpf aber dennoch ungeheuer laut. Augenblicklich fuhr ich herum, von Angst und Schreck begleitet. Kalt krabbelte er in mich hinein, leise und tastend, um auch bloß jeden Zentimeter meines Körpers auszufüllen.

Was war das?

Aber noch viel wichtiger: War ihm etwas passiert?

"Adam?", rief ich voller Panik. Obwohl er momentan etwas... seltsam war und es ihm offensichtlich nicht sonderlich gut ging, setzte sich in meinem Herzen tiefe Sorge fest. Sie überrollte mich, ertränkte mich, in ihrem Sog.

Immerhin war er der Einzige im Dorf, der nett zu mir war.

Der sich sorgte.

So gesehen war er mein einziger Freund.

Einsam sein ist scheiße.

Ich wollte Adam nicht verlieren.

Rasch eilte ich in die Eingangshalle, begleitet von einer gewissen Nervosität. So eine, die man bekommt, wenn man in einen Raum geht, in den man eigentlich nicht gehen sollte und jeden Moment damit rechnet, erwischt zu werden.

"Adam? Ist alles in Ordnung?" Meine Stimme zitterte etwas. Ob vor Kälte oder Anspannung wusste ich nicht. Meine Hände waren klamm und mein Körper müde, während mein Geist in mir drin rumsprang wie ein Flummi.

Mit pochendem Herzen stieß ich eine Tür auf, von der ich dachte, dass hinter ihr die Ursache des Gepolters lag.

"Adam?", wisperte ich heiser. "Alles okay?"

Schattengier - Würdest du aus Liebe töten?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt