Als ich im Auto saß fiel mir Adams Buch wieder ein.
Aus einem merkwürdigen Grund juckte es mir in den Fingerspitzen; das Verlangen nach dem Samtumschlag zwischen meinen Fingern machte mich fast wahnsinnig.
Und da war es wieder.
Dieses Gefühl.
Als wenn jemand mit einer Hand in meinen Geist eingedrungen wäre und mich nun kontrollierte.
Mich lenkte.
"Hol es dir", flüsterte es in meinem Kopf.
Maya.
Zitternd schnappte ich nach Luft. "Maya", brachte ich langsam hervor. Willkürlich schlug mein Herz schneller und es lief mir eisig kalt den Rücken runter.
Konnte sie nicht wenigsten klingeln oder sowas, bevor sie auftauchte?
Oder so übertrieben viel Nebel benutzen?
Oder war das etwas, das grundlegend in der Geisterwelt verboten war?
Sollten alle Heimgesuchten an einem Herzinfarkt sterben?
"Hol es dir", flüsterte sie. Augenblicklich schien sie mich zu übernehmen und mich zu lenken. Meine Finger krallten sich ums Lenkrad und griffen nach dem Schlüssel, um den Motor zu starten. Sofort durchfuhr mich grauenhafte Angst.
"Maya", hauchte mit heißen Augen. "Lass das. Bitte."
Das letzte Mal, als sie gefahren war, hatte es für sie tödlich geendet.
An die Nacht selber erinnerte ich mich nur noch Bruchstückhaft. Ich konnte von Glück reden, dass ich keine großen traumatischen Schäden davon getragen hatte.
Doch das beklemmende Gefühl in meinem Magen nahm immer weiter zu. Für einen kurzen Moment verschwamm meine Sicht und ich wurde in ein Farbenwirrwarr getaucht. Maya schien nun die volle Kontrolle über mich zu gewinnen.
"Maya", wimmerte ich und versuchte mich krampfhaft vom Lenkrad zu lösen. "Lass es! Okay? Ich... Ich mach's ja aber lass es..."
Plötzlich bohrte sich ein pochender Schmerz in mein Herz und trieb die Übelkeit in meine Kehle. Ich spürte die Galle an meinem Gaumen, den Würgereiz.
Voller Panik begann mein Körper zu zittern und kalt zu werden.
Und dann war ich weg.
*
Es hatte sich so angefühlt, als hätten lange, knochige Finger mein Augenlicht genommen. Alles.
Mein Bewusstsein.
Meine Gefühle.
Und mich in einen dunklen, stumpfen und tauben Raum gesperrt.
Ohne Licht.
Ohne irgendeinen Beweis, dass es da noch eine lebendige Welt gab.
Es fühlte sich an wie Stunden.
Stunden, in denen ich in meiner eigenen Seele gefangen war.
Und plötzlich kam da ein Licht.
Von vorne, der Lichtkegel wurde immer größer und größer, tauchte mich in beißende Wärme. Instinktiv wusste ich, dass ich weg rennen musste.
Ich wusste, dass es etwas Schlimmes war, das da auf mich zu gerast kam.
Und plötzlich drang dieses Dröhnen an mein Ohr.
Ein Motor.
Das war ein Auto, das da auf mich zu gesaust kam. Es wurde immer schneller und schneller. Verwundert darüber, dass ich keine Panik, keine Angst, nichts spürte versuchte ich krampfhaft, mich von der Stelle zu bewegen.
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Schattengier - Würdest du aus Liebe töten?
ParanormaleAls Rosa nach dem Tod ihrer Eltern zurück in ihr Heimatdorf zieht, hätte sie nie gedacht, dass dies einen Wirbelwind der Gefühle und Erinnerungen mit sich bringt, allesamt schlecht und schmerzend. Der einzige Grund, wegen dem sie sich nicht von treu...