Als ich am nächsten Morgen wieder in die Küche kam und Adam mit nichts als seinen Boxershorts bekleidet hinter der Theke stehen sah, musste ich grinsen. Das grasgrün stand ihm, allerdings fand ich die kleinen gelben Entchen dann doch etwas zu unpassend... Jedenfalls grinste ich wahrscheinlich wie ein Einhorn auf Crack und lehnte mich zu ihm gegen die Theke.
Ich hatte mich in meinem ganzen Leben noch nie so unbeschwert und leicht gefühlt.
Fast war es, als würde ich fliegen. Oder so.
Augenblicklich begann die Welt um mich herum zu fliegen und zu flimmern. Fast wie in einem alten Horrorfilm, in dem die Bildqualität schlecht war.
Überrascht starrte ich Adam an.
Tiefes Misstrauen machte sich in meiner Brust breit, kroch meine Adern hinauf, bis hin zu meinem Herzen.
Hatte er mir vielleicht irgendwas gegeben? Gestern Abend vielleicht, in den Wein?
Das Rausch-Gefühl hüllte mich in eine Blase, die es fast unmöglich machte, noch irgendetwas anders wahr zunehmen, als die ganzen Farben um mich herum.
Mein Herzschlag pochte in meinen Ohren, während sich in meinem Blickfeld schwarze Punkte breit machten und mir den Gleichgewichtssinn raubten. Schwankend ruderte ich mit den Armen und schaffte es grade noch, mich an der Theke fest zuhalten.
"Rosa?", drang Adams Stimme zu mir durch. Sie klang besorgt, aber auch, als hätte er sie in Watte gepackt.
Automatisch fing ich an zu kichern.
"Rosa!"
Da schob sich mit einem Mal Adams Gesicht zwischen die Farben.
Oder war es das von Todd Marshall, meinem alten Klassenkameraden? Sie sahen sich mit einem Mal noch ähnlicher als vorher...
Die wirrsten Gedanken spukten in meinem Kopf umher. Plötzlich wollte ich unbedingt wissen, wie es ihm ging.
Und ich wollte kochen. Ganz viel kochen!
Oh Gott, ich musste wirklich irgendwie auf Droge sein!
"Rosa?", fragte Adam wieder. Nun klang er wirklich ziemlich besorgt. Irgendwie roch es in Adams Küche nach gammeligem Grünkohl, was ich so witzig fand, dass ich schallend zu Lachen anfing. "Okay", hörte ich Adam murmeln. "Dann..." Für einen Moment sah er unschlüssig aus. Als ringe er mit sich selbst. Sein gequälter Gesichtsausdruck ließ meine Sicht wieder klar werden und so fokussierte ich mich auf seinen nicht mehr ganz so bleistiftgrauen Blick, der unruhig hin und her flatterte.
"Adam?", lallte ich mit einer Zunge so schwer wie Blei. Dieser vermaledeite Grünkohlgeruch machte mich wahnsinnig!
"Willst du... mir nicht helfen?"
Tief in mir drin wartete ich auf eine Reaktion von ihm, irgendwas, ein Zucken oder ein Seufzen.
Irgendetwas das mir zeigte, dass er noch bei mir war.
Denn Innerlich bekam ich langsam tiefe, grauenvolle Panik
Erstaunt über seine Unschlüssigkeit riss ich die Augen auf, während ich immer noch vor mich hin grinste wie ein Honigkuchenpferd, dass einen Sechser im Lotto gewonnen hatte und beschloss, nun auf den Ballermann zu ziehen.
"Adam?"
Obwohl meine Gedanken wild umher sprangen wie kleine Gras Hüpfer, war ich nur auf sein kantiges Gesicht fixiert, das klar aus dem Farbenwirrwarr hervor stach. Oder bildete ich mir ihn auch einfach nur ein? War er sowas eine leblose Kopie des echten Adams? Einfach nur ein Roboter, der mir gar nicht helfen konnte?
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Schattengier - Würdest du aus Liebe töten?
ParanormaleAls Rosa nach dem Tod ihrer Eltern zurück in ihr Heimatdorf zieht, hätte sie nie gedacht, dass dies einen Wirbelwind der Gefühle und Erinnerungen mit sich bringt, allesamt schlecht und schmerzend. Der einzige Grund, wegen dem sie sich nicht von treu...