Kapitel 6

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„Charlie! Charlie! Charlie!", rief eine Stimme immer und immer wieder. Unsanft rüttelte jemand an Charlies Körper, der verschlafen das Gesicht verzog und sich unter seinem Kissen versteckte. „Jetzt steh schon auf!" Mit einem heftigen Ruck fiel Charlie aus seinem Feldbett und landete auf dem harten Boden des Zeltes. Gähnend strich er sich die Haare aus dem Gesicht und sah auf.

„Man Simi. Kannst du mich nicht etwas sanfter wecken?", beschwerte er sich.

„Wenn ich dich noch sanfter wecke, dann würdest du niemals aufstehen.", lachte sie und machte eine Handbewegung, die Charlie anzeigen sollte, dass er ihr folgen sollte. „Komm mit. Ich glaube ich hab's."

Während Simi davon lief, legte sich Charlie einfach wieder auf den Boden und deckte sich wieder zu. Er schloss die Augen, als ihn ein Kissen heftig im Gesicht traf. „Ich hab gesagt du sollst aufstehen!", rief ihm Simi lachend zu und klappt das Buch auf, das sie am Vorabend die ganze Zeit gelesen hatte. Nun war er endgültig wach und stand auf, um ihrer Idee zu lauschen. Simona schob ihm einen Becher Kaffee zu, von dem er erstmal einen großen Schluck nahm.

„Schau her. Diese Salbe wurde erstmals 1890 gebraut. Sie wurde bisher nur für Menschen benutzt", zeigte Simi auf ein Rezept, das im Buch aufgelistet war, „Aber wenn wir hier statt Hibiskus Aalaugen nehmen, dann kann man das für Drachen verwenden, so wie es hier auf Seite 72 steht. Es wurde zwar noch nicht richtig ausprobiert. Aber ich denke, das könnte funktionieren. Es wäre doch einen Versuch wert, oder nicht?"

„Drachenmädchen du bist genial.", rief Charlie und die beiden klatschten sich ab. Nun war er voller Energie. „Komm schnell", zog er sie am Ärmel hinaus. Nach dem sie das Okay der Gruppenleiters hatten, machte sie sich auf den Weg zum Basar, um dort die nötigen und noch fehlenden Zutaten zu besuchen.

Als die beiden den Platz betraten zog Simona den Duft ein. Es roch nach den verschiedensten Gewürzen und Tee. Aufgeregt lief Simi die Durchgänge entlang.

„Das ist so toll. Ich bin mit meinen Eltern noch nie irgendwohin gereist.", sagte sie lächelnd und fuhr mit ihren Finger über die Seide, die an einem Stand verkauft wurde.

„Ja, ich auch nicht. Ich finde es wirklich super hier. Was fehlt uns noch?"

Sie sah in ihren Korb und wandte sich dann wieder an Charlie. „Ich denke wir haben alles. Wenn du willst, dann kannst du heute zu deiner Familie und ich braue den Trank alleine. Es braucht sowieso 24 Stunden, bis es fertig ist. Ich kann das auch alleine machen."

„Tatsächlich wollte ich dich fragen, ob du mitkommen willst. Wir wollten heute zum Meer. Das wird bestimmt lustig. Alle freue sich darauf dich kennenzulernen."

„Wirklich? Wäre das nicht blöd, wenn ich mitkomme?", hob sie fragen die Braue.

„Nein. Bei den Weasleys ist jeder willkommen", breitete Charlie lachend die Arme aus.

„Naja, nächstes Mal vielleicht. Jemand muss nach dem Trank schauen.", sagte sie entschuldigend und die beiden wandten sich zum Gehen.

Im Camp angekommen begann Simi den Trank zu brauen, als zwei Jungs auftauchten. Es war die gleichen, wie die von Vortag. Sie umarmten Charlie und zogen ihn an seinem Pullover mit.

„Hey Charlie. Bist du bereit für das Meer?", riefen sie gleichzeitig und Simona musste kichern. Da fiel der Blick der beiden auf sie. Sie lächelte die beiden an und ihre Kinnladen fielen synchron herunter.

„Hey Jungs", sagte sie und ließ Lothusblätter in den Kessel fallen. Die beiden starrte sie allerdings nur an.

„Hey ich bin Fred. Die besser aussehende Hälfte der Weasley Zwillinge", sagte der eine mit einem schiefen Grinsen.

„Ich bin George. Er lügt. Er weiß, dass ich bessere aussehe, außerdem bin ich schlauer als er.", erwiderte der andere.

„Gar nicht wahr.", schlug Fred George auf die Schulter. Simona beobachtete die beiden amüsiert. Dann sah sie den beiden in die Augen. Die beiden hatten wirklich wunderschöne braune Augen. Sie wandte sich ab und sah zu Charlie. Dieser wackelte mit den Augenbrauen und schenkte ihr einen vielsagenden, Zweideutigen Blick. Kopfschüttelnd sah Simi wieder in ihren Kessel.

„Also dann Jungs. Wir müssen los. Bis später Simi", winkte ihr Charlie zu und verschwand. Er verbrachte wieder den ganzen Tag mit seiner Familie, was eigentlich wirklich schön war, da er sie zuletzt an Weihnachten gesehen hatte und das war schon über ein halbes Jahr her. Zusammen gingen sie im Meer schwimmen. Spielten Ball und gingen Spazieren. Charlie sah rüber zu seinen Eltern, die am Strand saßen und einfach auf den Horizont schauten. Sie sahen so glücklich aus.

„Hey Charlie. Wollte Simona nicht mitkommen?", fragte Bill auf einmal, der nun hinter ihm aufgetaucht war.

Charlie schüttelte den Kopf. „Sie meinte sie muss auf die Salbe aufpassen, aber ich glaube nicht, dass das der Grund war. Ich denke, sie will sich nicht aufdrängen."

„Sie wäre doch total willkommen bei uns.", erwiderte Bill und sah ihn etwas verwirrt an.

„Ja, aber sie kennt das gar nicht so. Ihre Eltern haben sie rausgeschmissen, als sie sich entschlossen hatte ihren Traum zu verfolgen. Sie war so lange alleine."

„Das warst du auch. Bis du sie trafst."

„Ja. Bill sie ist meine Familie dort. Meine beste Freundin. Es tut mir so leid. Sie ist ein richtiges Drachenmädchen.", Charlie lachte kurz auf, „Sie hasst diesen Spitznamen so sehr."

„Ich freu mich auf alle Fälle sie kennenzulernen, sobald sie soweit ist."

Abends verabschiedet sich Charlie wieder von seiner Familie und ging wieder ins Camp. Er hatte zwar die Möglichkeit auch bei seiner Familie zu übernachten, aber er wollte Simi nicht ganz im Stich lassen, schließlich hatte sie schon zwei Tage lang die Arbeit für beide alleine gemacht.

„Hey Simi? Wie läufts mit der Salbe?", fragte er als er ins Zelt eintrat. Simona saß am Esstisch und aß ein Toastbrot, während sie in einem Buch blätterte. Sie sah auf und lächelte ihn an. „Gut, muss jetzt einige Stunden köcheln. Morgen kann es fertig sein.", sagte sie mit vollem Mund und Charlie lachte kurz. Dann setzte er sich zu ihr.

„Ich soll dich von Bill und meinen Eltern grüßen."

Sie fuhr hoch und sah ihn verwirrt an. „Wirklich? Danke" Das kam wohl unerwartet für sie.

„Ja, wirklich. Sie fanden es schade, dass du nicht mitkommen konntest."

„Wirklich?", fragte sie erneut.

„Ja, natürlich. Warum fragst du das?"

„Naja, vielleicht sagst du das einfach aus Höflichkeit, damit ich nicht traurig bin oder so."

„Hab ich jemals gelogen, Simi?", er sah sie eindringlich an. Sie schüttelte den Kopf. „Na also. Sie freuen sich dich bald kennenzulernen."

Ein kurzes Lächeln huschte über ihre Lippen, als sie wieder ins Buch sah und Charlie aufstand, um sich einen Tee zu machen.

„Du bist wirklich ein toller Bruder.", sagte sie auf einmal, ohne von ihrem Buch aufzuschauen. Er schenkte ihr ein Lächeln. Nach dem Tee legten sich die beiden ins Bett.

Das Drachenmädchen||~ Fred & George WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt