Kapitel 55

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Die Tage vergingen, doch wie viel Zeit wirklich verstrichen war konnte sie nicht sagen. Oft freute sie sich, wenn sie Besuch bekam. Wenigstens da konnte sie alle sehen. Immer wieder stellte ihr Oma ihr dieselbe Frage „Warum hast du dich geopfert?" und immer wieder sagte sie, dass sie es nicht wüsste. Sie verstand auch nicht worauf ihre Großmutter hinaus wollte. Simona sah ihren Körper in dem Bett liegen. Fred und George saßen jeweils links und rechts von ihrem Bett. Charlie stand am Fuß ende und strich sich über den Bart.

„Es ist alles meine Schuld", murmelte Fred immer wieder vor sich hin.

„Und das letzte was sie weiß ist wie wir uns um sie gestritten haben. Siehst du was unsere Gefühle angerichtete haben?", Georges Stimme wurde immer lauter und der Vorwurf war eindeutig zuhören.

„Ich war nicht derjenige, der ihr gesagt hat, dass ihre Eltern recht hatten...Und dass sie nur den berühmten Zwilling will.", maulte Fred. George wollte schon zu einer Antwort ansetzten, doch Charlie schnitt den beiden das Wort ab.

„Ich will nichts mehr von euren Streitereien hören! Ich kann es nicht mehr hören!", schimpfte er. Die beiden Jungs sahen ihn schuldbewusst an. „Sie kämpft um ihr Leben und ihr streitet immer noch. Raus hier! SOFORT!" Hochkant schmiss er die beiden raus. Und setzte sich auf Freds Platz. Dort nahm er ihre Hand. Sie fühlte sich kalt an. Wie würde sein Leben nur ohne sie werden?

„Hey Drachenmädchen. Ich weiß nicht, ob du mich hörst. Ohne dich ist alles so anders. Hier vermissen dich alle. Wenn du mich hörst, dann komm bitte zurück.", er machte eine kurze Pause, dann sprach er weiter, als wäre sie wach und würde ihm zuhören. „Die beiden sind unmöglich, oder? Wenn sie sich nicht gerade gegenseitig trösten, streiten sie. Doch die schmerzhafte Wahrheit ist, dass sie dich vermissen. Sie vermissen dich so sehr, dass es ihnen das Herz zerreißt. Uns allen. Es gibt keine Normalität ohne dich. Die beiden reden die ganze Zeit nur von dir. Schon ziemlich nervig" Kurz lachte und schniefte er. Dann erzählte er ihr von ihrem Tag.

„Es tut mir leid Charlie", betrat George mit schuldbewusstem, gesenktem Blick das Krankenzimmer. Zwei Tage hatte Charlie nicht mit den beiden geredet, seit sie sich mit Fred im Krankenzimmer gestritten hatten. „Du hast sie genauso verloren, wie wir."

„Setz dich", antwortete Charlie trocken. Leise setzte er sich auf den Stuhl neben ihn. Ein kurzer Moment der Stille entstand.

„Wenn man lange hinschaut, dann sieht es so aus, als würde sie atmen, nicht wahr?", sagte George.

„Ja, aber vielleicht wacht sie ja irgendwann auf.", meinte Charlie leicht hoffnungsvoll.

„Ich kann es nicht fassen, dass ich damals diese Dinge gesagt habe, dass sie lieber Fred will und so. Ich war so sauer. Es tut mir so leid.", erklärte George, während er sich durchs Haar fuhr.

„Ich weiß. Mach dir keine Sorgen. Wo ist Fred?"

„Der ist im Geschäft. Zwischen uns herrscht Eiszeit."

„Vertragt euch wieder. Sie hätte das nicht gewollt."

„Glaubst du sie hat es gewusst, dass ich sie liebe?", fragte George mit leicht zittriger Stimme.

„Da bin ich mir sicher. DU bekommst die Chance es ihr zu sagen. Alles."

„Wenn meine Tränen eine Treppe bilden könnten, dann würde ich zu ihr hinaufsteigen. Charlie...ich liebe sie. Sie darf nicht sterben." Ein leichtes Schluchzen war in seiner Stimme zu hören.

„Gott nimmt nur das Beste, nicht wahr? Aber sie kann er uns gerne zurück geben. Sie ist nicht tot...", Charlie machte eine kurze Pause, in der er tief einatmete, „...noch nicht." Dann stand er auf und verließ das Zimmer. Man konnte sehen, wie sehr er sich quälte. Manchmal wurde ihm einfach alles zu viel. George griff nach ihrer eiskalten Hand.

„Ohne dich ist es so kalt im Fuchsbau. Kalt und dunkel, als würde etwas fehlen. Du fehlst. Wir brauchen dich."

Irgendwann gingen George und Charlie. Abends kam Fred vorbei. Alleine, als niemand da war. Er ließ sich auf den Stuhl fallen und streckte sich leicht. Er hatte wohl den ganzen Tag Kisten geschleppt und war ziemlich erschöpft.

„Ich war den ganzen Tag arbeiten. Ich hatte viel Zeit zum Nachdenken. Es tut mir alles so leid. Alles tut mir weh. Ich stelle mir vor, wie du jetzt lachen würdest. Ach, komm schon Freddie würdest du vermutlich sagen. DU hast mich stark gemacht. Aber du bist nicht hier, um mit mir zu lachen, weil du dich vor mich geworfen hast. Es tut mir alles so leid. Bitte Komm zurück", flehte er. Es tat schon nahezu weh ihn sprechen zu hören. „Klar...Alle sprechen mir Mut zu. Es war nicht deine Schuld, sind ihre Worte. Immer und immer wieder sagen sie es.", kurz schluchzte er, „Warum fühlt es sich dann verdammt nochmal so an, als hätte ich dich umgebracht?! Ich hasse mich."

Nach einiger Zeit der Stille stand er auf und ging nach Hause. Er dissapparierte bis vor die Haustür des Fuchsbaus. Müde und erschöpft schleppte er sich ins Haus und ging stumm in sein Zimmer, wo er sich auf sein Bett fallen ließ. Alle anderen saßen im Wohnzimmer und unterhielten sich, während Molly in der Küche stand und für alle kochte.

Fred saß auf seinem Bett und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Seine Schuld brachte ihn fast um. Da ging plötzlich die Tür auf.

„Du sollst runter kommen. Mum hat essen gemacht", maulte George emotionslos und sah Fred genervt an.

„Ich hasse mich...", murmelte Fred, während seine Wut immer größer wurde.

„Was?", knurrte George, „Wenn du willst, dass ich dich verstehe, dann musst du schon lauter sprechen."

Voller Zorn blickte Fred seinen Zwillingsbruder an. Tränen der Trauer vermischten sich mit seiner Wut. Wut, die gegen sich selbst gerichtet war.

„Ich hasse mich, George"

„Wie bitte?!"

„Es ist alles meine Schuld" Ließ er sich zurück aufs Bett fallen. George Blick wurde weicher und war voller Mitgefühl. Auch ihm stiegen Tränen in die Augen.

„Nein...ist es nicht...Niemand ...", versuchte er seinen Zwilling zu besänftigen.

„Doch genau das ist es was alle denken."

„Niemand gibt dir die Schuld"

„DOCH ICH! ICH KANN MIR DAS NICHT VERZEIHEN!", schrie Fred ihn tränen erfüllt entgegen. Voller Wut schmiss er einen der Stühle in ihrem Zimmer um, welcher laut zu Boden krachte. „Und wenn du ehrlich bist, dann kannst du es auch nicht."

Eine kurze Pause entstand.

„Lösch mein Gedächtnis.", sagte er mit fester Stimme.

„Was?! Spinnst du?"

„Lösch mein Gedächtnis. Es sind Wochen seit dem Krieg vergangen. Immer wenn ich die Augen schließe, dann sehe ich, wie sie sich vor mich wirft und stirbt. Ich kann so nicht leben. Ich will so nicht leben. NA LOS! TU ES!", schrie Fred. Zitternd hob George seinen Zauberstab und richtete ihn auf seinen Bruder. Da ging plötzlich die Tür auf. Charlie und Bill betraten das Zimmer.

„Mum, meinte wir sollen schauen, was hier los ist...", wurde Bill von dem Bild abgewürgt, das sich vor ihnen bildete.

„WOW", zuckten die beiden zusammen.

„George! Fred!", rief Bill.

„Was ist denn hier los?", fragte Charlie. „Nimm sofort den Zauberstab runter." Weinend und schluchzend fiel Fred seinem Bruder um den Hals.

„Diese Schuld macht mich kaputt."

„DU bist nicht schuld. Hört auf. Sie braucht euch jetzt", beruhigte er Charlie Fred in dem er ihm Mut zusprach und sanft über den Rücken strich. „Wir sollten jetzt runter gehen."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 14 ⏰

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Das Drachenmädchen||~ Fred & George WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt