Kapitel 28

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Am Abend war die Abreise zurück nach Rumänien. Nach dem Unterricht wollten die beiden noch die anderen Treffen ein letztes Mal.

„Komm wir haben noch etwas Zeit.", sagte Charlie und zog sie mit sich. Er zeigte ihr noch den Rest von Hogwarts, den sie noch gesehen hatte. Die Eulerei, nochmals die Große Halle, die Bibliothek und den Astronomie Turm.

„Wow, die Aussicht ist wirklich fantastisch", rief Simi, als sie sich ans Geländer stellte, wo man fast ganz Hogwarts und seine Ländereien überblicken konnte.

„Das ist der höchste Punkt. Hier habe ich damals Norbert abgeholt.", erklärte Charlie.

„Das stimmt. Noby ist inzwischen so groß geworden.", lachte sie. „Als du sie mitgebracht hattest, war sie gerade mal so groß, dass er in deine Handfläche gepasst hatte."

„Ja. Das hier war hier früher mein Lieblingsplatz."

„Ich wünschte ich wäre auch hier zur Schule gegangen." Sie seufzte leicht und sie liefen die hohen Treppen wieder hinunter und gingen die langen leeren Schulflure entlang. Kaum ein Schüler kam ihnen entgegen, da die meisten im Unterricht waren. Unterwegs unterhielt sich Charlie nur kurz mit Hagrid, der ihnen entgegen kam und mit einem Geist, den er Sir Nicolas nannte. Da fiel Simona eine Tür auf, die sie vorher noch nicht bemerkt hatte.

„Oh. Was ist das denn für ein Zimmer?", fragte Simona und stieß die schwer Holztür auf. Knarzend ging diese auf und die beiden traten ein. Das Sonnenlicht, das durch eines der Fenster fiel, wurde vom blauen Fenstermosaik gefärbt und tauchte den nahezu leeren Raum in ein blau-weißes Licht, was für eine mysteriöse Atmosphäre sorgte. Mitten im Raum stand ein großer Spiegel.

„War vielleicht mal ein Klassenraum?", vermutete Charlie, während Simi näher an den Spiegel trat. Mit ihren Fingern fuhr sie über die Verzierungen am Holzrahmen und stellte sich dann neben ihren besten Freund.

„Wow, das ist der Spiegel Nerhegeb.", meinte Charlie plötzlich beeindruckt.

„Aha...und was soll das sein?"

„Er zeigt den größten Herzenswunsch, dessen der in den Spiegel sieht", erklärte er, was ihre Neugier weckte.

„Was siehst du?", fragte sie.

Er lachte kurz auf, als er in den Spiegel sah. „Ich reite auf einem Drachen. Und du?"

Sie kicherte. „Ja, das klingt ganz nach dir." Dann stellte sie sich auf Charlies Position und sah hinein. Erst passierte nichts, doch dann verschwamm das Bild und sie erkannte sich.

„Ich sehe mich und dich. Deine ganze Familie ist da. DU reitest natürlich einen Drachen. Fred und George sich auch da. Sie stehen links und rechts neben mir und halten meine Hand...", da stockte sie kurz und wurde rot, „...ich trage einen Ring. Da sind Kinder. Sie spielen. Bill, deine Eltern Ron, Ginny und die anderen. Sie sind alle da." Mit diesen Worten sah sie wieder zu Charlie rüber, der sie leicht verwirrt und fragend ansah.

„Was hat das zu bedeuten? Außer, dass du Hals über Kopf in Fred und George verliebt bist." Ein schiefes Grinsen umspielte seine Lippen. „Nein, ernsthaft. Was bedeutet das?"

Sie seufzte leicht. „Ich schätze mein größter Wunsch ist es nie wieder so alleine zu sein, wie ich es musste." Er legte sanft den Arm um sie und drückte sie an sich.

„Dein Wunsch ist erfüllt, Drachenmädchen."

Noch einige Zeit lang sah sie in den Spiegel. Vielleicht würde es ja wahr werden. Sie würde heiraten und irgendwann Kinder haben. Danach liefen sie nach draußen und ließen sich neben den Schwarzen See ins Grass fallen. Simona schloss die Augen und genoss die letzten warmen Sonnenstrahlen, die dieser Herbst zu bieten hatte, bevor es richtig kalt wurde. Nach einiger Zeit schlief sie ein.

Simona breitete ihre Plane und Decke auf dem kalten Boden aus. Es hatte bisher in diesem Winter nicht geschneit. Wie gerne sie jetzt bei sich zuhause sitzen würde, vor dem Kamin, um sich aufzuwärmen. Doch dort war sie nicht mehr erwünscht. Schon lange nicht mehr. Sie kramte in einem heruntergekommen Karton herum und nahm altes Spielzeug heraus. Weihnachtsschmuck, der von jemandem weggeworfen wurde. So hatte wenigstens ein bisschen das Gefühl, dass es Weihnachten ist. Sie hängte die Teile auf den nächstgelegenen Tannenbaum und zündete ein kleines Feuer an, dass sie wahrscheinlich noch gerade genug wärmte, damit sie nicht erfror. Simona dachte an die letzten Weihnachtsfeste zurück, vor allem an die, als ihre Großmutter noch lebte. Gemeinsam mit ihr hatten sie immer Plätzchen gebacken und den Baum geschmückt, während ihre Eltern mal wieder auf irgendwelchen Konferenzen waren. Sie schlüpfte in die dicken Wollsocken, die ihre Oma ihr einst gestrickt und geschenkt hatte. Da hörte sie ein Bellen.

„Hey Kleiner", begrüßte sie den Streuner, der sie seit einiger Zeit immer mal wieder besuchte und begleitete. Er gab ihr Kraft. „Ich hab leider nichts zu Essen. Das müssen wir jetzt erstmal suchen."

Sie kramte in ihrer Hosentaschen und holte einige wenige Galeonen heraus. Dann lief sie voraus in die Stadt. Der Hund folgte ihr. Sie lief die leeren Straßen entlang. In allen Wohnungen und Häusern brannte Licht. Durch die Fenster konnte sie Familie sehen, die zusammen saßen und aßen. Tränen füllten ihre Augen, die sie schnell wieder wegblinzelte. Schlimmer als die Kälte und der Hunger, war eindeutig die Einsamkeit. Sie seufzte und eine Wolke bildete sich aus ihrem Atem.

„Es ist ja nur ein Tag wie jeder andere.", versuchte sie sich einzureden, doch an Weihnachten vermisste sie es bei ihrer Familie zu sein. Manchmal sah sie ihre Mutter oder ihren Vater auf der Straße, doch dann versteckte sie sich. Doch selbst wenn sie sie sehen würde, würde sie ihr sicherlich nur einen abwertenden Blick zuwerfen und vorbeigehen, als wäre sie ein fremde. Nach dem sie sich eine Portion Nudeln und ein Würstchen für den Hund bei einem kleinen Imbissstand gekauft hatte, machte sie sich auf den Weg zurück.

„Wir müssen nur noch ein bisschen durchhalten. Bald haben wir es geschafft.", sagte sie laut, als würde sie sich einreden wollen, als würde alles gut werden, sobald sie ins Camp kann. Doch diese Zeit, in der sie alleine und einsam war, würde sie selbst dann niemals vergessen. Vielleicht musste sie sich einfach daran gewöhnen Weihnachten alleine zu verbringen. Sie setzte sich ans Feuer und streckte ihre Hände danach aus. Plötzlich wurde ihr warm. Die Wärme durchströmte ihren Körper. Sie konnte sich gar nicht erinnern, dass das Feuer wirklich so warm war.

Das Drachenmädchen||~ Fred & George WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt