Ein merkwürdiges Gespräch

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Diese Nacht konnte ich absolut nicht schlafen. Mehrere Albträume über Kriege, in denen mir die am engsten stehende Personen starben, plagten mich im Stundentakt. Mehrmals saß ich zitternd und schweißgebadet aufrecht im Bett. Legolas wurde dadurch auch öfters wach und versuchte mich zu beruhigen, indem er mir über den Rücken strich. Schlussendlich, nach ein paar schlaflosen Stunden, zog er mich an sich ran und ich bekam dann doch noch ein bisschen Schlaf.

Dieser wurde dann doch eher unsanft unterbrochen, als ich von Glockenschlägen geweckt wurde. Panisch schlug ich meine Augen auf und schaute aus dem Fenster. "Verdammt, es ist schon Mittag.", fluchte ich leise und rüttelte an meinem Geliebten. "Melethron, aufwachen" Seine einzige Reaktion war, dass er sich umdrehte und sich die Decke bis zur Nase zog. "Was ist los, hattest du wieder einen Albtraum?" kam es unter der Decke hervor. "Nein, alles gut, das nicht, aber wir haben das Frühstück verschlafen. Ich hab grad die Glocken zum Mittagessen schlagen hören. Wir sollten uns also schleunigst auf den Weg machen, um überhaupt heute etwas zu Essen zu bekommen." Ein genervtes Grunzen war meine Antwort und Legolas schälte sich langsam aus dem Bett und machte sich auf dem Weg ins Bad. Ehe er die Tür aber verschloss, lächelte er mich noch verschlafen an.

Während sich Legolas im Bad duschte, nutzte ich die Zeit, um mir meine Kleidung rauszusuchen. Heute entschied ich mich für ein graues, bodenlanges Kleid, einen schönen Armreif und meine Kette legte ich auch noch dazu. Legolas brauchte eine halbe Ewigkeit im Bad, sodass ich mich raus auf die Terrasse setzte und den Vögeln zuhörte. Im Hintergrund rauschten die Wasserfälle von Imladris und ich sog die frische Luft ein. Meine Ruhe wurde durch ein plötzliches "Platsch" unterbrochen und ich rannte kreischend davon. Legolas hatte sich von hinten angeschlichen und mich mit einer Ladung Wasser überschüttet. Klatschnass und beleidigt lief ich an ihm vorbei in Richtung Bad, mit der Hoffnung, selbst noch warmes Wasser abzubekommen.

Fertig für den Tag machten Legolas und ich uns auf den Weg zum Saal, aber nicht ohne davor zu kuscheln und einen Kuss zu bekommen. Das wurde irgendwie zu unserem Morgenritual. Im Saal selbst wehte uns schon der köstliche Geruch von Käse entgegen und es ging schon ziemlich hektisch zu. Elladan, Elrohir und Glorfindel schienen in einer Diskussion vertieft zu sein, sodass sie uns gar nicht bemerkten. Arwen und Aragorn sahen beide von ihren Tellern auf und lächelten uns zu. Elrond stand von seinem Platz auf und winkte uns zu sich. "Guten Morgen ihr beiden. Schön, dass ihr auch mal den Weg aus dem Bett zu uns gefunden habt. Habt ihr Hunger?" Grinsend streckte ich Elrond die Zunge raus und zog Legolas daraufhin mit zum Buffet, an dem wir uns die Teller bis zum Rand mit Kartoffelgratin füllten.

Gesättigt wandte ich mich an Elrond. "Steht heute irgendwas besonderes an? Ansonsten würde ich die Zeit ein bisschen für mich nutzen und hier ein bisschen das Gelände erkundigen. Die Wasserfälle fand ich ganz schön." Elrond schüttelte nur den Kopf und meinte, dass heute nichts anstehe. Außer ich hätte Lust, ihm dabei zu helfen, Ordnung und Übersicht über ein paar Dokumente zu bekommen. Legolas wandte sich an Elrond. "Ich könnte dir dabei helfen. Wenn Asteleth heute ein bisschen allein sein will, kann sie das ruhig machen. Ich habe heute auch keine Trainingseinheiten, also wäre das kein Problem." Lächelnd nickte ich den beiden zu. "In Ordnung. Ich mache mich dann mal auf den Weg." Ich verabschiedete mich, drückte Legolas noch einen Kuss auf die Stirn und lief los in Richtung Wasserfälle.

Unterwegs kamen mir viele Elben entgegen, die mich entweder neugierig anschauten oder mir respektvoll zunickten. Noch etwas unsicher erwiderte ich das Nicken, ich war die Aufmerksam einfach noch nicht gewöhnt. Und das war ja erst noch der Anfang. Wenn ich dann mal Königin werde, würde ich ja die ganze Zeit im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen und zusätzlich noch ein ganzes Reich führen müssen. Das konnte ja noch heiter werden...

Über eine kleine Holzbrücke kam ich zu einer kleinen, unscheinbaren Lichtung mit einem Wasserfall, der in einem kleinen türkisenen See endete. Hier legte ich mich in das in das sanfte, saftig, grüne Gras, schloss die Augen und atmete tief durch. Nach einer Weile merket ich plötzlich, dass sich irgendetwas verändert hatte. Die Vögel hatten aufgehört zu zwitschern und auch der warme Wind, der zuvor sanft geweht hatte, war auf einmal weg. Vorsichtig öffnete ich die Augen und rief in die Stille hinein. "Hallo? Ist hier jemand?" Innerlich verfluchte ich mich, meinen Zauberstab nicht mitgenommen zu haben, weil ich jetzt komplett schutzlos aufgeliefert wäre. Niemand antwortete mir. So langsam spürte ich auch Panik in mir aufkeimen. "Ruhig bleiben. Tief ein und ausatmen. Du bist nicht ganz hilflos. Du kannst dich wehren, wenn es sein muss"; sagte ich mir in Gedanken.

"Habe keine Panik, ich möchte dir nichts tun. Ich möchte mich dir vorstellen, dir Mut zusprechen und dir Hilfe anbieten." Panisch wirbelte ich mich im Kreis. Doch ich sah immer noch niemanden. "Wer seid ihr, wo seid ihr und was möchtet ihr von mir?", fragte ich in die leere Lichtung.
"Ich bin Galadriel, Herri von Lorien und des Lichts. Ich bin körperlich nicht bei dir, sondern spreche mit dir in Gedanken. Du hörst mich nur in deinem Kopf, niemand anderes kann mich hören."

Skeptisch blickte ich mich trotzdem um. "Aha, okay. Und sollte ich Euch kennen? Und woher kennt Ihr mich? Und wie ist es möglich, dass ich Euch in meinem Kopf hören und mit Euch sprechen kann?"
Die sanfte Stimme in meinem Kopf antwortete mir. "Ich kann mit anderen in Gedanken kommunizieren, wenn diese auch die Gabe besitzen. Im Moment bin ich in Valinor, dem unsterblichen Lande. Es ist mir außerdem möglich mit dir zu kommunizieren, da ich mit dir verwandt bin. Ich bin deine Tante. Deine Mutter Tinuviel ist meine Schwester. Die Mutter von Arwen it meine Halbschwester, also bin ich ihre Oma. Du bist also auch mit Elronds Familie verwandt."

Diese Informationen ließ ich mir erstmal sacken und sagte eine Weile lang nichts. Dann fragte ich unsicher, "Und warum habt Ihr Euch jetzt erst bemerkbar gemacht? In Mittelerde bin ich schon eine Weile und es sind auch schon ein paar Ereignisse passiert, die nicht gerade unwichtig waren. Wie zum Beispiel, dass die Frage der Thronfolge im Grünwald sich geklärt hat, nachdem ich Legolas das Ja- Wort gegeben habe. Also, warum meldet Ihr Euch erst jetzt?" Ich konnte aus der ganzen Sache einfach nicht schlau werden.

"Ich weiß, ich weiß. Es tut mir auch Leid, dass ich mich nicht früher dir offenbart habe. Ich habe von den Ereignissen gehört und es freut mich sehr für dich und Legolas, dass ihr zueinander gefunden habt. Aber nun zu dir. Deine Gedanken waren sehr aufgewühlt, als ich dich gefunden habe. Ist etwas passiert?"

Kurz überlege ich, ob ich von meinen Albträumen und Albus erzählen sollte. Ich entschied mich dafür. Galadriel hörte mir aufmerksam zu und unterbrach mich auch nicht. Mir tat es gut, darüber mit jemand anderem als Legolas reden zu können, da ich schon einen gewissen Druck spürte und es vielleicht nicht dumm war, einen Rat von einer außenstehenden Person zu bekommen.

Nach einem kurzen Augenblick der Stille, vernahm ich wieder die Stimme von meiner Tante. "Asteleth. Mach dir darüber micht allzu viele Sorgen. Ein paar schaden nicht, damit du es nicht vergisst, aber nicht zu viele. Das schadet nur deiner Seele und es wird sich auch negativ auf deine Geliebten auswirken. Gehe alles Schritt für Schritt an und überstürze nichts, auch wenn die Zeit manchmal knapp erscheint. Alle Elbenvölker stehen hinter dir, auch die von Lorien und werden mit dir kämpfen, wenn die Zeit gekommen ist. Wenn alles vorbei ist, kehrst du mit deinen Geliebten nach Mittelerde zurück, wirst heiraten und regierst als Königin über die Elbenreiche. Das ist alles, was ich dir im Moment sagen kann und darf. Doch nun geh und genieße deinen Tag. Wenn du meinen Rat oder einfach jemanden zum reden brauchst, rufe nach mir in deinen Gedanken. Ich werde da sein!"

So plötzlich wie Galadriel in meinen Gedanken aufgetaucht ist, so plötzlich war sie auch wieder verschwunden. Die Vögel fingen wieder an zu zwitschern und auch den warmen, sanften Wind spürte ich wieder auf meiner Haut. Verwirrt über das Gespräch, dem Fakt, dass Galadriel meine Tante ist und mit mir gesprochen hat, ohne körperlich hier gewesen zu sein, machte ich mich auf den Weg zurück zum Hof, um nach Legolas und Elrond zu suchen und Antworten auf meine Fragen zu bekommen, die ich jetzt hatte. Nach einem entspannten Tag sah das jetzt wohl auch nicht mehr aus.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 03 ⏰

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