Die Königin der drei Elbenreiche

Wie eine Königin zu regieren hat

Heute war der letzte Tag von dem Programm, welches Legolas, Naneth und Thranduil mir zusammengebastelt hatten. Es waren jetzt schon drei Tage her, seit ich hier im Grünwald angekommen war und mir war noch kein einziges Mal langweilig gewesen.

Nachdem Legolas heute Morgen schon wo anders hin musste, hatte er mich weiterschlafen lassen, weil, ich laut einem Zettel, den er hinterlassen hatte, so süß aussah.

Ich wusch mich im Bad einmal gründlich und zog mir dann ein lilanes, bodenlanges Kleid an. Meine Dienerin hatte mir an einem der letzten Abende gesagt, dass hinter dem Kleiderschrank eine Vitrine wäre, in der Tiaren drin liegen. Da ich heute etwas mit Thranduil unternahm, fand ich es nur angepassen, eine solche zu tragen.

Gegen zehn Uhr machte ich mich auf den Weg zum Thronsaal und mümelte währenddessen noch mein Lembas vom Frühstück zu Ende. Wieder einmal staunte ich nicht schlecht über die Baukunst der Elben. In Imladris war alles aus schön gemeißelten Stein, hier im Grünwald war alles aus einem einzigen Baum, also ziemlch viel geschnitzten Holz. Ich fand beide Varaianten schön.

Vor dem Thronsaal standen zwei Wachen, die mich ohne Protest hineinließen. Wahrscheinlich hatte ihnen Thranduil Bescheid gesagt. Dieser saß drinnen auf seinem erhöhten Thron, der daneben war leer. Möglicherweise war Naneth mit Legolas unterwegs. Als Thranduil mich sah, stieg er die Treppen runter und umarmte mich.

'Guten Morgen Asteleth, gut geschlafen? Legolas ist mit Eurer Mutter zum Erebor geritten, sie bringen Tauriel heim. Ich soll dir von allen dreien viel Spaß wünschen und von Tauriel noch, das sie dich gerne wiedersehen würde. Aber mal zum heutigen Thema: Ich werde dir heute was beibringen, das dir in der Zukunft noch sehr helfen wird. Legolas hat dies schon sein ganzes Leben gelehrt bekommen, du nicht. Aber jetzt komm mal mit.'

Thranduil führte mich in sein Büro, das etwas abseits hinter dem Thronsaal lag. Die Türe ließ er einen Spalt weit offen, damit er hören konnte, wenn etwas Wichtiges passieren sollte.
Sein Büro war ein schöner, runder Raum, mit einem Schreibtisch in der Mitte, auf dem viele Pergamtrollen lagen. An den Wänden waren überall Bücherregale mit unzähligen Schriftrollen drin. Es erinnerte mich ein bisschen an Hogwarts. Der Gemeinschaftsraum der Ravenclaws sah dem hier ein bisschen ähnlich.

'Was sind diese ganzen Schriftrollen dort an der Wand und wem gehörten sie? Ich kann mir mal nicht vorstellen, dass das alle deine sind...'

Thranduil fing an zu schmunzeln.

'Nein, das sind tatsächlich nicht all meine. Sie stammen von den Königen vor mir, also von meinem Vater Oropher und dem seine Vorfahren. Sie zeichnen auf, was alles geschah und was der nächste König besser machen sollte. Eure Mutter hat auch solche in ihrem Büro, nur dann halt von den ganzen Königinnen.'

Ich blickte mich immer noch staunend im Raum um.

'Und was machen wir heute?', fragte ich neugierig. Mein Gegenüber bat mich erstmal. neben ihm Platz zu nehmen und ihm zuzuhören.

'Nun gut, fangen wir an. In Mittelerde gibt es viele verschiedene Königreiche. Zum einem Mal, die drei der Elben. Dazu gehören Imladris, Lorien und der Grünwald. Diese werden jeweils von Elrond, dem Lord von Imladris, Haldir, Herr von Lorien und von Eurer Mutter und mir regiert. Dann gibt es aber noch die großen Reiche der Menschen, Gondor und Rohan. Gondor wird von Arwen und Aragorn regiert, Rohan von Faramir und Éowyn. Und dann gibt es noch die Zwerge, da sind die Reiche Moria und der Erebor.

Jedes Königspaar hat andere Methoden zu regieren. Tinuviel und ich hatten zum Beispiel nicht sehr viel mit dem Ringkrieg zu tun, deshalb bildeten wir weiter Krieger aus, die dann das Spinnenproblem in unserem Wald erfolgreich beseitigen konnten. Danach richteten wir uns den Wünschen unseres Volkes und versuchten, diese so gut wie es ging, umzusetzen. Klar, du kannst es nicht jedem gerecht machen, aber du kannst es versuchen.

Als in Lorien noch Galadriel und Celeborn herrschten, war dort der Schwerpunkt auf die Bildung gelegt. Deshalb kommen aus Lorien sehr viele weise Elben. Sie übergaben das Amt an Haldir, als sie nach dem Ende des Ringkrieges nach Valinor segelten. Dieser kämpfte in dem Krieg auch mit und wendete so sein Wissen als ehemaliger Anführer der Wache und als Krieger an und bringt jetzt den Elben in Lorien mehr das kämpfen bei.

In Imladris hingegen regiert Elrond als einer der besten Heiler in ganz Mittelerde. Er war es auch damals, der mich von meinem Qualen von der Schlacht auf Dagorland befreite. Es konnte zwar nicht alles geheilt werden, aber er hat sein Bestes gegeben, wofür ich ihm sehr dankbar bin.

Die Menschen von Gondor und Rohan hatten auch andere Absichten. In Gondor wird sehr viel Wert auf die Geschichte Mittelerdes gelgegt, was auch kein Wunder ist, da Aragorn jahrelang als Waldläufer der Dunádaín tätig war und erst im letzten Part des Krieges sein Erbe annahm. Rohan, auch bekannt als Land der Pferdeherren, versprach sich der Reitausbildung und dem Züchten der Tiere.

Die Zwerge waren schon immer bekannt dafür, gute Minenbauer zu sein und sind es auch heute noch. Gimli regiert in Moria, das gerade dieses Jahr von den Spuren der Orks komplett befreit wurde. Der Erebor, in dem Tauriel und Kíli regieren, ist der größte Handel von Gold und anderen Edelmetallen.

Aber was sagst du dazu, was könnte man ändern?'

Diese letzte Frage war dann wohl an mich gerichtet, dachte ich mir. Mein Kopf schwirrte zwar immer noch vor lauter Informationen, aber ich hatte mir etwas im Hinterkopf behalten können.

'Also, ich werde ja nur die Elbenreiche mit Legolas regieren, darum werden mich die anderen nicht so sehr interessieren. Es ist aber meiner Meinung nach, nicht ganz falsch, etwas Wissen von den anderen Reichen auch zu haben, wegen möglichen Handel, die man eingehen kann.

Darum würde ich sagen, eine Mischung aus der Ausbildung der Krieger, der Bildung und der Heilkunst wäre gut. Hier im Grünwald würde ich die Bildung verstärken, in Lorien die Heilkunst und in Imladris das trainieren. Was sagst du dazu?'

Das waren jetzt meine komplett spontanen Gedanken, aber ob sie Sinn machen werden, würde ich erst später erfahren, wenn es dann so weit wäre.

'Das ist eine sehr gute Idee. Du und Legolas werdet ein gutes Königspaar abgeben. Doch für heute reicht es. Tinuviel hatte mir gesagt, dass sie gegen Mittag zurück sein werden, wahrscheinlich zum Mittagessen. Wir könnten uns ja gegen 14 Uhr auf dem Trainingsplatz treffen. Ich bringe Tinuviel mit, du Legolas. Schließlich könntest du uns etwas zaubern beibringen.'

Warum nicht, dachte ich mir. Davor musste ich noch mit meinem Dad sprechen, denn ich wusste nicht, woher ich jetzt drei Zauberstäbe herbekommen sollte.

'Klar, können wir machen. Ich organisiere euch dreien einen Zauberstab, dann können wir loslegen. Es wäre schließlich ziemlich unklug, wenn ihr dann komplett ahnungslos in Hogwarts auftauchen würdet und nicht wisst, was ihr machen sollt. Also dann bis nachher.'

Ich verabschiedete mich und ging auf das gemeinsame Gemach von Legolas und mir, das aber leer war, denn Legolas war ja eben nicht da. Also nahm ich mir ein Glas Wein und ging auf den Balkon, um das Treiben unter mir zu beobachten.