Veränderung

167 8 3
                                    

P.o.V. Tinuviel
Nachdem wir am Palast angekommen waren, gaben wir unsere Pferde in die Obhut der Stallburschen. Laglín bockte zwar noch ein bisschen, aber Asteleth konnte ihn recht schnell wieder beruhigen. Ja, Laglín war schon ein Prachtstück. Als ein direkter Nachfahre von Schattenfell, war er meiner Tochter doch schon recht würdig.

Wie sich das anhörte: Meine Tochter. Es war wundervoll aber auch gleichzeitig ein neues Gefühl. Seit nun mehr als 1500 Jahre, für sterbliche 17 Jahre, hoffte ich darauf, dass sie irgendwann zurückkam.
Seit letzter Woche hatte ich meine Tochter wieder. Das fühlt sich alles noch so unreal an, aber es war tatsächlich wahr. Ich lächelte ein wenig bei dem Gedanken.

Legolas war auf jeden Fall sofort schockverliebt in sie gewesen, was eigentlich recht gut war, denn meine Sorge über eine Zwangsehe war sehr groß. An dem zweiten Abend an dem Asteleth hier war, kam er Abends zu mir und Thranduil und schwärmte nur noch von ihr.

Ich hing so meinen Gedanken nach, dass ich gar nicht bemerkte, wie Thranduil mich ansprach.

'Tinuviel, kommst du? Wir müssen in den Thronsaal. Aran hat nach unserer dringenden Anwesenheit gebitten.'

Er musste es nocheinmal wiederholen, damit die Nachricht bei mir ankam und ich realisierte, was Sache war. Mit eiligen Schritten liefen wir in den Thronsaal, wo auch schon Aran, unser erster Berater, uns erwartete.

'Eure Hohheiten, Ihr seid wieder zurück. Wie ich mitbekommen habe, ist eine junge Elbe dabei!?'

Es war eher eine Feststellung, als eine Frage, jedoch antwortete ich.

'Ja, das stimmt. Sie ist die verschollene Tochter von mir und Thranduil, somit auch die Prinzessin vom Grünwald und seit vorgestern auch die feste Freundin von unserem Sohn, Prinz Legolas.'

Aran schaute kurz verwirrt drein, fing sich aber recht schnell wieder.

'Ich bekam die Nachricht in eurer Abwesenheit, dass heute Nachmittag ein Mensch aus der Menschenwelt kommen würde. Albus heißt er. Sagt euch dieser Name etwas?',  teilte Aran uns mit.

Thranduil blickte mich aus einer Mischung aus Verwirrtheit, Aufgebrachtheit und Sorge an.

'Ja, wir kennen ihn. Er hat Asteleth nach Mittelerde gebracht. Doch er sagte uns, er wolle nur kommen, wenn etwas wichtiges wäre. Weißt du, warum er kommt?', fragte mein Mann nach.

'Er sagte nur, er habe eine wichtige Nachricht für Asteleth.'

Besorgt sah ich Thranduil an, der mir beruhigend über den Rücken strich. Er wusste, wie viel mir unsere Kinder bedeuteten und auch ihm bedeutete Asteleth sehr viel, obwohl sie nur seine Stieftochter war.

'Du kannst gehen Aran. Thranduil und ich haben etwas wichtiges zu besprechen', wies ich unseren Berater an.

Kaum war er weg, drehte ich mich zu Thranduil um.

'Egal was er nachher Asteleth mitteilen wird, es wird nichts Gutes sein. Es könnte sein, dass Krieg in der Zaubererwelt ausgebrochen ist. Er hatte doch anfangs gesagt, dass die Todesser sich wieder formieren. Das könnte der Grund sein. Thranduil, wir müssen mit Legolas sprechen. Wenn Krieg ausbricht, werden wir und unser Volk für Asteleth kämpfen, egal auf welcher Seite sie stehen wird. Doch davor muss sie verlobt sein! Es könnte sein, dass sie von einem Fluch getroffen wird. Das wäre grauenvoll und Legolas' komplettes Ende. Er wäre am Boden zerstört. Das dürfen wir nicht zulassen. Außerdem wäre die Prophezeihung nicht ansatzweise erfüllt. Wenn sie verlobt ist, wäre sie wenigstens ein bisschen erfüllt. Wir müssen mit Legolas sprechen!'

Aufgebracht schilderte ich Thranduil meine Gedanken. Mir kamen die Tränen, solche Angst hatte ich um die Beziehung meiner Kinder. Thranduil hörte ruhig zu und unterbrach mich kein einziges Mal. Schließlich nickte er.

'Du hast Recht. Ich werde mit Legolas reden. Ein guter Zeitpunkt wäre der Tag, an dem du Asteleth etwas über Heilkunde und ihre Kette beibringst. Wir müssen den Ernstfall auf jeden Fall verhindern.'

Froh darüber, dass Thranduil es genauso sah wie ich, stieg ich hoch zu meinem Thron neben Thranduils und widmete mich dem angehäuften Stapel an Pergamentrollen. Dabei konnte ich nicht verhindern, dass mir die Tränen trotzdem über die Wangen liefen und auf die Pergamente tropften.
Sie hinterließen dunkle Flecken, die mich an die dunkelsten Zeiten meines Lebens und an den möglicherweise bevorstehenden Krieg erinnerten.


Hey, als kleines nachträgliches Ostergeschenk dachte ich mir, dass ich mal eine andere Sichtweise als die von Asteleth nimm. Hoffe, es hat euch gefallen und bis nächsten Mittwoch.

Lg Julia

Die Königin der drei Elbenreiche Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt