Am nächsten Morgen stand ich schon um fünf Uhr auf, da wir um neun Uhr in den Grünwald aufbrechen wollten. Nach dem ich im Bad war, meine Haare zu einem Zopf geflochten und ein bequemes Kleid zum Reiten angezogen hatte, fing ich an zu packen: Ein paar Kleider nahm ich mit und ein paar Bücher wanderten in den großen Rucksack. In den letzten paar Tagen hatte ich mich hoffentlich unbemerkt in die Waffenkammer geschlichen und mir ein filigran gearbeitetes Messer mitgenommen. Dieses baumelte jetzt in einer passenden Schneide um meiner Hüfte.
Kurz vor sieben kamen noch Lenaría und Xénophia rein, um sich zu verabschieden. Wir drei wurden in der letzten Woche ziemlich gute Freunde und haben auch so manchen Abend noch zusammen verbracht.Es freute mich sowieso, dass ich hier so gut aufgenommen wurde. Alle Elben, die mir begegneten, senkten höflich den Kopf oder lächelten mir freundlich zu. Die Neuigkeit, dass ich die Halbschwester von Prinz Legolas war, hatte sich wohl schnell herumgesprochen.
Im Spiesesaal saß schon ebengenannter, der ziemlich müde aussah, sich aber trotzdem nicht davon aufhalten ließ, mich zu umarmen. Er schob mir einen Teller voll Lembas und Waldfrüchten zu.
'Gut geschlafen?', fragte er.
'Ja, meine Sachen sind auch schon gepackt, sie müssen nur noch auf den Wagen gebracht werden.'Nachdem wir fertig waren mit essen, packten Legolas und ich noch das nötigste Proviant für einen zwei Tage Ritt ein, suchten Decken und füllten die Wasserschläuche mit frischem Quellwasser.
Mit uns, also mit Thranduil, Naneth, Legolas und mir, würden noch sechs Wachen mitreiten, die dann zurückkehrten, sobald wir im Grünwald angekommen waren.
In der Waffenkammer holte Legolas sich noch seinen Bogen mit den unendlichen Pfeilen, den er damals von Galadriel geschenkt bekommen hatte und steckte sich sein langes Elbenschwert an den Gürtel. Seine Messer verstaute er auf dem Rücken und so ausgerüstet machten wir uns auf den Weg zum Tor.Suchend sahen wir uns um, doch außer den Stallburschen, die das Gepäck von Thranduil und Naneth auf ihre Pferde Lossmaríl (Schneekristall) und Feaross (Funkenregen) befestigten, war niemand da.
(Lossmaríl)
(Feaross)
'Legolas, wo sind Naneth und Thranduil?'
'Ich hab ehrlich gesagt, keine Ahnung... Sie sagten gestern noch, dass sie um neun Uhr hier sein wollten.'
Also warteten wir ab, bis sie dann mal kamen. In der Zeit liefen viele Elben über den Hof, da entweder Schichtwechsel oder Beginn der Arbeitszeit war. Linwë, so stellte mir Legolas einen braunhaarigen Elben vor, war ein guter Freund von Legolas und verabschiedete uns höflich.
'Asteleth, passt mir gut auf Legolas auf. Er neigt gerne mal etwas dazu, ein bisschen übermütig zu werden.'
Ich versprach es ihm und er ging davon. Dann, um halb zehn kamen Thranduil und Naneth auf den Hof geeilt. Außer Atem erklärten sie uns, dass sie noch etwas mit Elrond besprechen mussten. Dieser stand mit seinen zwei Söhnen Elladan und Elrohir am Tor und warteten, um uns zu verabschieden.
Naneth und Thranduil stiegen auf Lossmaríl und Feaross, Legolas und ich pfiffen durch unsere Finger nach unseren beiden Pferden. Als Làglin auf mich zukam, blieben allen außer Legolas die Luft weg, denn er wusste bereits, dass Làglin mein Pferd war.
'Ist das Làglin, der Sohn von Schattenfell?', fragte Thranduil ehrfürchtig.
'Ja, das ist er', bestätigte ich ihm. Da jetzt alle da waren, ritten wir vor zum Tor, wo Elrond mit seinen Söhnen auf uns wartete.
'Asteleth, es war mir eine Ehre, dich kennengelernt haben zu dürfen. Wir sehen uns in zwei Wochen ja wieder. Pass auf dich auf.'
Ich nahm mir die Worte Elronds sehr zu Herzen, da er mir in der Zeit, in der ich hier war, sehr ans Herz gewachsen war.
Nach einem Namarië ritten wir los und ließen Imladris fürs erste hinter uns.
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Die Königin der drei Elbenreiche
FantasyLily, ein Mädchen, das von ihren Eltern in die Menschenwelt geschickt wurde, weil diese wollten, dass das Mädchen normal aufwächst, bekommt eines Tages einen Brief mit einer Nachricht, die ihr Leben schlagartig verändern wird. Das Cover hat mir die...