Auf meinem Gemach zurück, setzte ich mich noch ein Weilchen auf den Balkon und ließ die Gedanken schweifen. In den letzten Wochen war so viel passiert, was mir definitiv noch in der Zukunft helfen würde. Da Legolas und ich übermorgen wieder nach Imladris reiten würden, ließ ich alles von den letzten Wochen Revue passieren. Da gab es Momente wie diesen, als ich Tauriel beim Heilen kennengelernt hatte. Oder das erste Mal einen Bogen und ein Schwert in der Hand hielt. Alles in einem waren es zwei ziemlich ereignisreiche Wochen gewesen.
Eine Stunde vor Sonnenuntergang ging ich dann ins Bad und ließ warmes Wasser in die Wanne laufen. Dazu gab ich ein Lavendelöl, das mir Naneth empfohlen hatte. Meine Rosenblütenseife lag schon am Wannenrand, bereit zum Verwenden. Als ich in die Wanne stieg, schloss ich langsam meine Augen und genoss das sanfte Nass, dass meine Haut leicht umspielte.
Nachdem ich aus der Wanne gestiegen war, wickelte ich meine nassen Haare in ein Handtuch und trocknete meinen restlichen Körper ab. Das blaue Kleid hing über der Stuhllehne und raschelte leise, als ich es anzog. Sanft umspielte der Saum des Kleides meine Knöchel. Die Schnürung hinten bekam ich nach einem verbissenen Kampf dann auch zu.
Meine Haare kämmte ich mühsam durch, da etliche Knoten darin sich verfangen hatten. Danach flocht ich zwei Strähnen nach hinten, damit sie nicht ins Gesicht fielen. Meine Kette durfte auch nicht fehlen, weshalb mich das inzwischen nicht mehr ganz so unvertraute Gefühl durchströmte, als ich diese mir um den Hals legte. Als ich der Meinung war, alles bei mir zu haben, nahm ich meinen Zauberstab von der Kommode und steckte ihn in die Tasche von dem Kleid. Dann verließ ich unser Gemach und lief zum Thronsaal.Auf dem Weg dorthin traf ich auf eine kleine Gruppe Elben, die anscheinend eine der neuen Wachen waren.
'Kann ich euch eventuell weiterhelfen?', fragte ich diese freundlich. Sie drehten erschrocken ihre Köpfe zu mir und starrten mich an. Bis einer der Elben sich traute, mich anzusprechen.
'Verzeihung, ihr müsst Prinzessin Asteleth sein. Tut uns leid, Euch keine Antwort gegeben zu haben. Aber wir haben uns verirrt, da wir uns noch nicht im Palast auskennen. Wir sind erst seit vorgestern hier, um mit der Ausbildung zur Palastwache anzufangen. Unser Gruppenführer hat uns hier gelassen, da er zu einer wichtigen Besprechung mit dem König und der Königin musste. Könntet ihr uns sagen, wo wir lang müssen, um zu unseren Zimmern zu kommen?'
Da ich auf dem Weg zu Legolas war, winkte ich kurzerhand die Wache zu mir, die an der nächsten Ecke stand.
'Wache, kannst du diese Gruppe zu ihren Zimmern führen und dann dem Gruppenführer einen Gruß sagen, mit der Nachricht, er möge seine Gruppe das nächste mal beim Training erst einmal im Palast herumführen?!'
Die Wache nickte gehorsam und scheuchte die Gruppe in Richtung des Nordflügels, da dort die Zimmer der Wachen waren. Ich hingegen ging in Richtung Westen, zum Thronsaal. An dessen Ecke stand Legolas in einem etwas edlerem Gewand und einem Tuch in der Hand. Als er mich sah, kam er auf mich zu und hauchte mir einen Kuss auf die Stirn.
'Asteleth, du siehst wunderschön aus! Danke, dass du das Kleid von mir angezogen hast. Ich habe deine Schneiderinnen zienlich lang davon überzeugen müssen, es überhaupt zu machen. Darf ich dich um was bitten?'
Ich nickte und schaute Legolas leicht verwirrt an. Dieser kam einen Schritt näher und strich mir eine widerspenstige Strähne aus dem Gesicht.
'Ich lege dir jetzt gleich das Tuch um die Augen, also bitte nicht erschrecken. Dann strecke bitte deine Hand aus und nehme es erst ab, wenn ich es dir sage. Ich werde dich führen!'
Er band mir vorsichtig das Tuch um die Augen und führte mich durch einen langen Gang. Nach einer Weile spürte ich einen leichten Windhauch an meinen freien Schultern und blieb stehen.
'Du kannst das Tuch abnehmen!'
Das ließ ich mir natürlich nicht zweimal sagen und nahm es ab. Was ich anschließend sah, stockte mir den Atem und war wunderschön. Legolas hatte mich zu der Aussichtsplattform geführt, auf dessen Geländer kleine Kerzen brannten. Auf dem Boden lagen verstreut Blütenblätter, die einen süßen Duft verströmten. Legolas war inzwischen weitergegangen und wartete jetzt in der Mitte auf mich.
'Legolas, für was ist das hier alles? Ich mein, du hattest doch gestern Geburtstag und ich habe erst in ein paar Monaten...', sagte ich leicht verwirrt.
Doch ohne mir eine Antwort zu geben, ging Legolas vor mir auf die Knie und fing an, mir mit leiser Stimme etwas zu erklären.
'Asteleth, ich kenne dich nun schon seit einer Weile und liebe dich unendlich. Du verzauberst mich immer wieder auf's neue mit deiner ruhigen, netten Art. Du bist mein Fels in der Brandung. Wenn ich einmal Stress habe mit einem Berater oder sonst wegen etwas, kann ich zu dir kommen und runterkommen, mich abregen. Du hast Licht in meine so lange andauernde Dunkelheit und auch meinen Lebensinn zurück gebracht. Dafür bin ich dir unendlich dankbar. Es ist mir auch egal, ob du meine Halbschwester bist oder nicht! Ich liebe dich und das ist, was zählt. Darum wollte ich dich fragen:
Willst du, Asteleth, meine Ehefrau und Königin werden, mit mir ein Land regieren, eventuell Kinder haben und glücklich sein?'Mit Tränen in den Augen schaute ich zu Legolas herab und bekam ein leises, aber deutliches 'Ja, ich will!' hervor. Kaum hatte ich diese drei Worte gesagt, stand Legolas auf und zog mich an sich.
'Le melin nin Ainu! Womit habe ich dich nur verdient?', murmelte er und löste sich von mir, um einen lila-türkis schimmernden Ring mit goldenen Ranken an meinen Ringfinger zu stecken.
'Das weiß ich auch nicht. Aber ich weiß, dass ich dich liebe!', antwortete ich ihm leise und küsste ihn liebevoll auf seinen Mund. 'Wir werden für immer zusammensein, egal was passiert!', dachte ich mir.'Morgen geben wir unsere Verlobung bekannt, was meinst du?', fragte Legolas mich.
J'a, doch jetzt genießen wir erstmal den Sonnenuntergang!'
Ich lehnte mich an seine Schulter und bald darauf war ich auch eingeschlafen, sodass ich gar nicht mehr mitbekam, wie Legolas mich hochhob und in unser Gemach ging.
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Die Königin der drei Elbenreiche
FantasyLily, ein Mädchen, das von ihren Eltern in die Menschenwelt geschickt wurde, weil diese wollten, dass das Mädchen normal aufwächst, bekommt eines Tages einen Brief mit einer Nachricht, die ihr Leben schlagartig verändern wird. Das Cover hat mir die...