Am nächsten Morgen schlief ich lange, da der gestrige Tag doch etwas zu hart war. Außerdem erwartete mich Naneth erst um 10 Uhr, wir hatten gerade erst mal halb neun. Das Frühstück hatten wir leider verpasst, doch Legolas war so nett und bestellte es uns einfach auf das Gemach. Somit war das erste, was ich diesen Tag zu riechen zu bekam, der Duft von dampfendem Kakao. Dazu gab es frische Früchte.
Nach dem Frühstück wusch ich mich erst mal gründlich im Bad und zog mir dann ein mintgrünes Kleid an. Meine Haare flechtete ich ein bisschen und um mein Fußgelenk legte ich ein silbernes Bändchen an. Meine Kette durfte heute nicht fehlen, schließlich wollte Naneth mir heute damit den Umgang beibringen.
'Asteleth!', hörte ich Legolas rufen.
'Ja, was ist?'
'Deine Hand muss noch mit der Tür verbunden werden. Kommst du mal schnell und legst deine Hand hier drauf?'
Ich lief vor unsere Türe und legte meine Hand auf die Stelle, auf die Legolas gezeigt hatte. Kaum hatte ich meine Hand darauf gelegt, legte Legolas seine obendrauf und murmelte leise elbische Worte. Mich durchzog ein Kribbeln und die Tür zischte leise auf.
'Gut, das hätten wir dann auch gemacht. Die Türe hat jetzt die Form deiner Hand gespeichert und somit kannst du jetzt auch ohne meine Hilfe in unser Gemach. Aber jetzt komm, es ist gleich zehn Uhr, Naneth wartet bestimmt schon auf dich.'
Sanft zog mich Legolas an meiner Hand durch die langen Gänge des Palastes.
Es wird wohl noch eine ganze Weile dauern, bis ich mich hier zurecht finden werde, dachte ich mir.
Ziemlich nahe des großen Tores, bog ein kleiner Weg ab, der nur für die Mitglieder der Königsfamilie bestimmt war. Dementsprechend standen davor auch Wachen, die uns beide aber ohne Probleme passieren ließen. Am Ende dieses Weges war ein weiteres kleines Tor, das nach draußen führte und dahinter war ein kleiner, aber wunderschöner und gut duftender Garten.
Naneth wuselte bereits herum und als als sie uns beide erblickte, kam sie lächelnd auf uns zu.'Morgen ihr beiden Schlafmützen, gut geschlafen? Beim Volk seid ihr beide schon aufgefallen, das Getuschel ist riesig. Aber macht euch nix draus, dass wird schon wieder.'
'Ja, gut geschlafen haben wir. Das mit dem Volk ist uns auch aufgefallen, aber es stört uns nicht sonderlich. Asteleth freut sich riesig auf das heilen, das war vorher echt ein Kampf, die Vorfreude zu bändigen.'
Ich schaute Legolas leicht schmollend an.
'Gar nicht wahr! Andere Frage: Was machst du heute so ohne mir?'
'Ich werde ein bisschen auf den Markt gehen, es schadet ja nie, ein bisschen unter dem Volk zu sein. Danach werde ich noch zu Ada gehen, der wollte irgendwas mit mir besprechen. Außerdem erwartet mich noch ein ganzer Stapel Pergamentrollen, die ich abarbeiten sollte. Aber jetzt lass ich euch beide erst mal allein und mach auf den Weg zum Markt. Viel Spaß euch beiden.'
Legolas drehte sich um und lief aus dem kleinem Tor, aber nicht ohne davor mir einen Kuss auf die Lippen zu hauchen.
'Ihr liebt euch sehr, nicht wahr?', schmunzelte Naneth, als ich leicht errötete.
'Ja, das stimmt. Er ist einfach nur wundervoll. Aber was lerne ich heute?'
Naneth erklärte mir, dass ich heute lernen werde, meine Kette einzusetzten und die verschiedenen Kräuter zu Mixturen zusammenmischen durfte.
Athelas, so erklärte sie mir, sei eine wunderbare Heilpflanze bei schweren Wunden und sei nur in Mittelerde zu finden sei. Wenn man Salbei und Pfefferminze mit Zitronenmelisse mischen würde, ergibt es ein Gebräu für Bauchbeschwerden. Lavendel werde oft mit der Mariendistel vermischt und wäre gut für Schürfwunden und Blutergüsse.
Den ganzen Vormittag über braute ich verschiedene Mixturen oder Gebräue, am Nachmittag kam meine Kette ins Spiel.
Naneth wies mich an, mit meinem Finger diese kurz zu berühren, dann die Augen zu schließen und mich mit aller Kraft auf die Wunde zu konzentrieren. Nach ein paar Versuchen gelang es mir, die Wunden einer aufgeschürften Wache zu heilen. Diese wurde zuvor bei einem Trainingskampf leicht gestrifen und wurde dann zu Naneth hier in den Garten gebracht, da die Heilerinen heute viel zu tun hatten.
Es kostete mich ziemlich viel Kraft und als Legolas am Abend wieder kam um mir zuzusehen, war ich komplett erschöpft.
'Na ihr beiden, fleißig geheilt?', amüsiert schaute er mich an.
'Ja, haben wir! Das Lager ist wieder voll und Asteleth hat deine gute Freundin Tauriel hier geheilt, mit der Kraft ihrer Kette.' Stolz berichtete ihm Naneth das.
'Moment mal, gute Freundin?'
Ich blickte zu Legolas, der lauthals anfing zu lachen.
'Keine Sorge, Tauriel war hier mal die Anfüherin der Wachen. Sie ist glücklich verheiratet mit Kíli, hat eine kleine Tochter und ist Königin unter dem Berg. Sie ist auf Durchreise und bleibt bis übermorgen hier im Grünwald. Also keinen Grund, mich hier so anzugucken. Ich liebe dich und zwar nur dich!'
Lachend zog er mich in seine Arme und drückte mir einen Kuss auf den Haaransatz. Dann gingen wir alle vier bester Laune aus dem kleinen Garten zum Abendesssen und redeten noch viel. Dabei kam aus meinem Mund nur was über das Heilen raus, die anderen unterhielten sich über Neuigkeiten in Mittelerde.
Später auf dem Gemach von Legolas und mir, zog er mich zu sich ins Bett und kuschelte sich an mich. Ich lauschte seinen gleichmässigen Atemzügen und fiel auch nach einiger Zeit in eine ruhigen und tiefen Schlaf.
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Die Königin der drei Elbenreiche
FantasyLily, ein Mädchen, das von ihren Eltern in die Menschenwelt geschickt wurde, weil diese wollten, dass das Mädchen normal aufwächst, bekommt eines Tages einen Brief mit einer Nachricht, die ihr Leben schlagartig verändern wird. Das Cover hat mir die...