»4« zerbrechliche kleine Blume

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Lorenzo
Amerika, Chicago

Ihre braunen Haare klebten verschwitzt auf ihrer Stirn, während ihre Haut vor Anstrengung glänzte. Valentina fixierte mich mit einem starren Blick, scheinbar unbeeindruckt von dem Messer, das ich ihr bedrohlich entgegenhielt. Doch ihr zitternder Körper verriet mir mehr von ihrer Angst, als ihre Augen preisgeben wollten.

Sie weigerte sich, mir ihre Angst zu zeigen. In diesem Augenblick erschien sie mir wie eine zerbrechliche, kleine Blume, die mit aller Macht kämpfte, um nicht in der Dunkelheit zu welken.
Sie war so verlockend, dass ich den brennenden Wunsch verspürte, mir einen kleinen Vorgeschmack zu holen. Als ich bei diesem Gedanken gierig über meine Lippen leckte und den Griff um das Messer verstärkte, war ich so nah bei ihr, dass ich ihren Duft in meiner Nase spüren konnte. Es war wie ein zarter Hauch einer Blume, der mit purer Angst vermischt war.

Die Messerspitze legte ich sanft auf ihren Kehlkopf und bewegte sie ganz langsam rauf und runter. Die schwarze Klinge passte wie Faust aufs Auge zu ihrer blassen Haut.
„Warum sollte ich etwas so Wertvolles loslassen?"
Ich spürte, wie mein Verlangen wuchs und ich konnte mich nicht mehr zurückhalten. Ich suchte mir eine passende Stelle aus und platzierte mein scharfes Messer unter ihr Ohr.
„Was hast du vor?"

Ihre ängstliche Stimme ließ mein Verlangen nur noch stärker werden. Ich legte das Messer an und schnitt langsam ein kleines Stück in ihre Haut. Valentina zog scharf die Luft ein und versuchte panisch, sich aus ihren Fesseln zu befreien.Verdammt.
Sie begreift nicht, dass dies mich nur noch mehr reizt.
Das Blut strömte langsam aus der Wunde am Hals hinunter. Mit einer gierigen Bewegung fing ich die Tropfen mit meiner Zunge auf, während sich alles über ihr Schlüsselbein verteilte. Ein salziger, metallischer Geschmack erfüllte meinen Mund, als ich jeden einzelnen Tropfen genussvoll ableckte.

Die Dunkelheit umgab uns und verstärkte die Intensität dieses Moments. Es gab nur uns beide hier, niemand sonst. Der Geschmack ihres frischen Blutes vermischte sich mit meiner Zunge und hinterließ einen unvergesslichen Geschmack.
Meine Lippen säugten und küssten die offene Wunde.
Valentina neigte ihren Kopf weiter nach hinten und schloss ihre Augen. Ich drückte sanft mit meiner anderen Hand ihren Hals, und Valentina zuckte zusammen. Ihr heftiges Hecheln verdeutlichte mir, wie schwer sie atmen konnte.

Ihre Augen weiteten sich, und sie blickte ängstlich zur Decke. Wenn sie nur wüsste, was ich noch alles mit ihr vorhabe, welche kranken Fantasien ich mit ihr noch ausleben werde.
Ihr wunderschöner Hals passte perfekt in meine großen, kräftigen Hände, sodass ich noch fester zudrücken wollte.
Ich verteilte Küsse auf ihrer Haut und genoss es mit vollen Zügen. Es machte mich noch mehr an, dass sie mir hilflos ausgeliefert war.
Ich allein habe die Macht über sie.

Ihre Haut fühlte sich so weich und warm an, dass meine Erregung weiter wuchs. Doch Geräusche auf der Treppe holten mich zurück in die Realität und zwangen mich, mich von Valentina zu lösen.
Als ich mich schwer atmend von ihr löste, schaute ich auf meine Hände herunter.
Sie waren mit Blut bedeckt. Ihr Blut.
Es floss herunter auf meine tätowierten Unterarme und verdeckte die schwarze Tinte auf meiner Haut. Ein Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus, während Valentinas Gesicht leichenblass wurde.

Die Schritte wurden lauter, bis sie plötzlich verstummten, und sich der Türgriff zu bewegen begann. Im Türrahmen stand Matteo.
Seine Augen ruhten auf meinen blutverschmierten Händen und Valentinas offener Halswunde. Ein Lächeln spielte sich auf seinen Lippen, während er langsam auf uns zukam.
In seiner rechten Hand hielt er eine kleine weiße Kiste, und in der anderen einen Schlüssel. Mir war klar, wofür und warum er mir diese Dinge gebracht hatte.

Als er vor mir stand, zog er ein sauberes Tuch aus seinem Anzug und reichte es mir. Ich nickte ihm zu.
„Was verschafft mir die Ehre?", fragte ich und wischte grob das Blut von meinen Händen ab.„Ich wollte mir mal ansehen, von wem mein Bruder so besessen ist", erwiderte Matteo und blickte auf Valentinas bleiches Gesicht. Sie war immer noch kreidebleich, abgesehen von ihrem Hals. An dieser Stelle haftete nur ihr Blut in roter Farbe.
Ihr Atem verlangsamte sich, als sie zu Matteo aufblickte, als würde er ihr etwas von ihrer Angst nehmen können. Matteo mag auf den ersten Blick harmlos wirken, aber er war es keineswegs.
Er war viel grausamer.

Als Matteo sich Valentina näherte, fingen meine Adern vor Wut an zu pochen. Ich kenne Matteo zu gut. Er könnte jederzeit zuschlagen, um das zu bekommen, was er will. Aber er vergisst, dass Valentina mir gehört. Nur mir.

Obwohl er mit dem Rücken zu mir stand, konnte ich deutlich die Neugierde in Valentinas Augen sehen. Sie denkt, er sei harmloser und würde ihr nichts antun. Das nehme ich ihr nicht mal übel.

Matteo hatte blondes Haar und strahlend blaue Augen.
Mit seinem charmanten Äußeren könnte man meinen, dass Matteo nicht einmal einer Maus etwas antun könnte. Doch der Schein trügt, denn hinter seiner Fassade verbirgt sich eine viel dunklere Seite.

Als er sich noch näher zu ihr beugte und ihre nackten Beine betrachtete, spürte ich, wie die Wut in mir hochkochte.
Jeden Moment würde ich platzen.
„Matteo, du solltest gehen", sagte ich, indem ich meine Hand fest auf seine Schulter presste. Ich überragte ihn deutlich, da er viel kleiner und schlanker als ich war.
Matteo hob amüsiert die Hände und drehte sich zu mir um.
„Ich werde dir dein Spielzeug nicht wegnehmen, fratello."
„Verpiss dich, Matteo", drohte ich ihm, aber bevor er antworten konnte, mischte sich Valentina ein. Ihre Stimme war fest und entschlossen: „Spielzeug!?"

Offensichtlich schien sie in Matteos Gegenwart weniger Angst zu haben. Hatte sie vergessen, was ich gerade mit ihr getan hatte? Warum weinte sie nicht und flehte darum, verschont zu werden? Das war seltsam.
Matteo und ich schauten zu ihr. Ihr Gesicht war nicht mehr blass und ängstlich. Stattdessen funkelten ihre Augen vor Zorn.
„Lasst mich gehen, ihr kranken Psychopathen!", schrie sie uns zornig an. Ich konnte mir mein Grinsen nicht verkneifen, und auch Matteo sah sie belustigt an.
Ihr mutiges Auftreten beeindruckte mich wirklich, aber dachte sie wirklich, wir würden sie einfach gehen lassen, nur weil sie es sagt?

„Eins kann ich dir versichern, Kleine. Wenn mein Bruder etwas haben will, dann bekommt er es auch", sagte er mit einem dunklen Lächeln im Gesicht.
Ich kenne Matteo zu gut. Mir in den Arsch zu kriechen, wird ihn auch nicht weiter bringen.
Er denkt wohl, dass wir uns sie irgendwann teilen können. Falsch gedacht, kleiner Bruder.
„Ihr verfluchten Bastarde!", schrie sie uns weiterhin an. „Hilfe!"
Doch hier, weit weg von jeglicher Rettung, würden ihre Schreie ungehört bleiben.
Hatte sie das immer noch nicht begriffen? Niemand wird ihr helfen.

In ihrem Gesicht spiegelte sich pure Wut wider, während sie in schneller Folge atmete. Gefesselt auf einem unbequemen Holzstuhl ballte sie die Hände zu Fäusten. Vergeblich versuchte sie, sich aus den Fesseln zu befreien, doch sie blieb gnadenlos gefangen.

„Du gehörst mir, Valentina", knurrte ich und öffnete die kleine Box, die Matteo mir auf meine Anweisung angereicht hatte. Darin befand sich eine Spritze mit einer dunklen Flüssigkeit, die Valentina für einige Stunden außer Gefecht setzen würde.
Als ich sie zwischen meinen Fingern hielt, starrte sie mich mit weit aufgerissenen Augen an und schüttelte ihren Kopf verzweifelt.
„Bitte nicht!" flehte sie.
„Das kennst du doch schon", erwiderte ich ruhig.
Ein stummer Blickaustausch mit Matteo genügte, und er wusste, was zu tun war. Seine Hände griffen nach Valentinas verschwitzten Haaren, sodass sie sich nicht mehr bewegen konnte, egal wie sehr sie dagegen ankämpfte. Ich näherte mich ihr, bis ich ihren Atem auf meinem Gesicht spürte.

Ihr Herzschlag beschleunigte sich vor Angst, und Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Haut. Mit ruhiger Hand setzte ich die lange Nadel an und injizierte langsam die dunkle Flüssigkeit in ihren Körper. Valentinas Augenlider sanken sanft herab und schlossen sich schließlich vollständig.

„Schlaf gut, Valentina."

Lorenzo de Santis | Dark RomanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt