»5« das Irrenhaus

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Valentina
Amerika, Chicago

Ich erwachte auf einer weichen, kuscheligen Oberfläche mit etwas Warmem über mir. Genüsslich schmiegte ich mich an die Decke, meine Augen blieben geschlossen. Alles schien normal zu sein, bis ich wieder in der Realität ankam.

Ganz plötzlich durchzuckte mich ein schmerzhaftes Pochen unter meiner Haut.Verwirrt riss ich meine Augen auf und setzte mich ruckartig auf. Ein stechender Schmerz begleitete meine rasche Bewegung, und es dauerte einige Sekunden, bis ich mich wieder erinnern konnte.

Alles, was in den letzten Stunden geschehen war, wurde mir bewusst
– der Keller, die Fesseln, das Blut, mein Hals und Er.

Ich stöhnte vor Schmerz auf. Automatisch legte ich geschockt meine Hand auf die Wunde, und die Erinnerungen überrollten mich.
Seine Küsse, seine Lippen, Das Messer, Mein Blut– ein schwerer Kloß bildete sich in meinem Hals, als ich daran dachte.
Eine Welle von Angst und Selbstmitleid überflutete mich.

Entschlossen schluckte ich den Kloß hinunter und kämpfte tapfer gegen meine Tränen an. Wenn ich hier rauskommen möchte, durfte ich diese Gefühle jetzt nicht zulassen.
Ich muss stark bleiben.
Du wirst diesen scheiss überleben, Val.

Mein Blick fiel nicht nur auf das Bett, auf dem ich lag, sondern auch auf das stilvolle Luxus-Schlafzimmer. Die Wände waren in einem gedämpften Farbton, die feinsinnige Beleuchtung und die großen Fenster ließen den Raum noch schöner wirken. Die Bettwäsche war aus Seide, etwas komplett anderes zu dem, was ich von Zuhause kannte.

Trotz meiner Tapferkeit konnte ich meine Wunde nicht ignorieren, die von einem großen Pflaster bedeckt war. Er muss mich versorgt haben. Der Gedanke daran, dass dieser kranke Mensch mich gekostet hatte, lies mich wieder schwer schlucken.
In welchem Irrenhaus bin ich hier gelandet?
Ich muss hier so schnell wie möglich weg.

Entschlossen, zu verschwinden, schwang ich meine Beine über die Bettkante.
Meine nackten Füße berührten den kalten Boden, und ich realisierte, dass meine Kleidung ausgetauscht worden war – ein kurzes schwarzes Kleid durch Shorts und ein weites weißes T-Shirt. Wer hatte mich umgezogen? Die Vorstellung, dass dieser Wahnsinnige mich nackt gesehen hatte, machte mich Nervös.
Niemand darf mich Nackt sehen.

In hastigen Schritten eilte ich zur Tür, doch meine Hoffnung auf eine einfache Öffnung zerplatzte, als ich feststellte, dass sie abgesperrt war.
Wut und Panik durchströmten mich. Fuck!

Die Verzweiflung breitete sich in mir aus und die Stimme in meinem Kopf flüsterte mir plötzlich eine Idee zu. Versuch es mit den Fenstern, Val.

Ich stürmte zu den Fenstern, doch auch sie waren abgesperrt. Mein verzweifelter Versuch, die Scheibe zu zertrümmern und zu fliehen, verlief auch nicht so erfolgreich wie erhofft. Die Erkenntnis, dass ein Sprung nach draußen meinen Tod bedeuten würde, zwang mich es nicht zu tun.

Frustriert begab ich mich zum Badezimmer, hoffend auf eine Lösung in diesem luxuriösen Zimmer.
Doch auch hier fand ich nichts, was mir weiterhelfen könnte.

Ein vernehmliches Klopfen durchdrang durch den Raum, und ich sprang erschrocken auf das Bett. Das Klimpern von Schlüsseln erreichte meine Ohren, und ein starkes Zittern erfasste meinen Körper. Ich musste stark bleiben.

Die Tür öffnete sich mit einem abrupten Ruck, und in diesem Moment sehnte ich mich innerlich danach doch aus dem Fenster zu springen.
Er stand im Türrahmen und seine braunen Augen blickten in meine Richtung.

Lorenzo de Santis | Dark RomanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt