»9« Emilia

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Valentina
Amerika, Chicago

Ein Klopfen riss mich aus meinem Schlaf und ich blinzelte langsam mit meinen Augen. Ich spürte, wie sehr mein Kopf schmerzte, und meine Hand legte sich automatisch auf meine Schläfe.

„Mrs. Rinaldi? Sind Sie wach? Kann ich hereinkommen?"
Eine Frauenstimme, die ich zuvor noch nie gehört hatte, weckte meine Aufmerksamkeit. Ich öffnete meine Augen endgültig und ignorierte das Stechen in meinem Kopf und meine schweren, müden Augenlider. Ich setzte mich mühsam auf und mein Blick richtete sich zu Tür.

„Mrs. Rinaldi? Ich habe Ihnen Frühstück mitgebracht", meldete sich die fremde Stimme erneut, doch ich konnte immer noch kein Wort herausbekommen.

Das Klopfen wurde lauter und intensiver, doch trotz allem rührte ich mich nicht vom Bett. Mein Körper schmerzte, und meine Augenringe waren tief von den Tränen gezeichnet. Ich war unfähig, mit irgendjemandem jetzt zu sprechen.

„Ich komme jetzt rein, Mrs. Rinaldi."
Die aufdringliche Frauenstimme drang durch die Tür, während ich meine Decke fester um mich schlang. Warum konnte man mich nicht einfach in Ruhe lassen?
Ich hörte, wie sie den Schlüssel ins Türschloss steckte und dann die Tür aufschloss.
Die Tür, hinter der gerade noch Lorenzo verschwunden war, öffnete sich, und eine ältere Frau stand im Türrahmen.

Eine ältere Dame mit rotem Haar, näherte sich mir. Sie schien etwa um die fünfzig zu sein, und obwohl sie ein freundliches Lächeln auf ihrem Gesicht trug, spürte ich, dass es nicht ganz aufrichtig war.
Um ihre Taille trug sie eine Schürze, während ihre hellblauen Augen mich neugierig betrachteten. Auf ihren Händen hielt sie ein Tablett mit einem leckeren Frühstück. Mein Magen knurrte bei diesem Anblick. Ich litt so sehr unter Stress, dass ich gleich vergaß, dass ich noch essen musste.

Sie legte das Tablett mit dem köstlichen Frühstück auf meinen Nachttisch und setzte sich ans Ende des Bettes. Ängstlich zog ich meine Beine unter der Decke ein, unfähig, meinen Blick von ihr abzuwenden. Ihre sanfte Stimme durchbrach die Stille des Raumes, als sie mich beruhigend ansprach.

„Machen Sie sich keine Sorgen," sagte sie mit einem warmen Lächeln. „Sie sind hier sicher."

Verwirrt blickte ich sie an, unfähig zu verstehen, was sie meinte. Ein Schauer lief mir über den Rücken, während ich mich fragte, ob sie wusste, was mir hier angetan worden war. Meine Gedanken wirbelten wild durcheinander, während ich versuchte, ihre Absichten zu ergründen.

„Das bezweifle ich", antwortete ich hastig.
„Bitte, Sie müssen mir hier raushelfen."
Die ältere Dame lächelte nur milde.
„Vertrauen Sie mir, Sie sind hier gut aufgehoben. Sie passen gut zu ihm."

Ich schluckte schwer, als ihre Worte meine Gedanken durchdrangen. Ein mulmiges Gefühl breitete sich in mir aus, und ich musste einsehen, dass alle hier im Haus wirklich verrückt waren.
Die Frage, warum die ältere Dame diese schrecklichen Dinge mitmachte und Lorenzo unterstützte, brannte in mir. War es aus Angst?
Oder vielleicht aus einer verdrehten Form von Loyalität? Ich wollte sie nicht direkt fragen, doch die Ungewissheit nagte an mir und ließ mich nicht los.

„Warum helfen Sie diesen schrecklichen Menschen?" fragte ich die ältere Dame direkt, doch ihre Antwort blieb aus. Verwirrt und frustriert beschloss ich, nicht weiter nachzufragen, da ich ahnte, dass ich keine klare Antwort erhalten würde. Die Ungewissheit blieb bestehen und nagte weiter an meinem Verstand.

Lorenzo de Santis | Dark RomanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt