»35« Die Hochzeit

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Valentina
Amerika, Lorenzo

Drei Tage später

Sanft strich ich über den seidigen Stoff meines bodenlangen braunen Kleides, das eng anlag und doch luftig am Saum fiel. Die offenen Schultern verliehen dem Outfit einen Hauch von Eleganz, während goldener Schmuck das Gesamtbild vollendete.

Als ich mich vor dem Spiegel betrachtete, huschte ein leichtes Lächeln über mein Gesicht, während ich mein glattes, braunes Haar bewunderte. Nach einer längeren Zeit hatte ich mich endlich mal wieder herausgeputzt und fühlte mich wunderschön.

Heute war der große Tag für Matteo und Layla. Oder genauer gesagt, Matteos großer Tag. In letzter Zeit hatte ich Layla nur noch beim Frühstück gesehen, und sie machte keinen glücklichen Eindruck. Die Layla, die wir kannten, schien verschwunden zu sein, und ich konnte es nachvollziehen. Sie stand kurz davor, einen Mann zu heiraten, der sie belogen, betrogen und verletzt hatte. Das verdiente niemand.

In den letzten Tagen herrschte zwischen Lorenzo und mir vollständige Funkstille. Seit mir unabsichtlich herausgerutscht war, dass "er" mir nicht aus dem Kopf ging, hatte sich etwas seltsames zwischen uns entwickelt. Schon immer war unsere Beziehung eigenartig gewesen, aber selbst dann, wenn das der Fall war, schien Lorenzo ständig in meiner Nähe zu sein. Es kratzte an mein Ego, dass er so tat, als ob ich für ihn keine Rolle mehr spielen würde, denn ich wusste, dass es nicht stimmte.

Entweder stritten wir uns oder wir hatten Sex, doch dieses Mal geschah nichts dergleichen. Er holte mich morgens ab, wir gingen frühstücken, und das war es dann auch. Danach verkroch er sich irgendwo, während ich entweder in meinem Zimmer blieb oder mit Emilia plauderte.
Ich schob den Gedanken beiseite.
Ich hatte keine Lust mehr, mir den Kopf über Lorenzo zu zerbrechen.

Als ich aus dem Fenster schaute, sah ich bereits die vielen Gäste.
Im Garten fand die Hochzeit statt, und es schien, als hätten sie weder an Kosten noch an Platz gespart.
Trotz der erzwungenen Ehe konnte ich die Schönheit der Dekoration nicht leugnen. Die weißen und beigen Verzierungen fügten sich perfekt in das Grün der Wiese und den großen Bäumen ein.
Ein Seufzer entwich mir bei dem Anblick. Es hätte alles so wunderschön sein können, wenn er nicht so verdammter Arschloch wäre.

Die Türklinke bewegte sich, und langsam öffnete sich die Tür. Mein Blick wanderte zur Öffnung, wo eine wunderschöne blonde Frau erschien. Sie trug ein langes Kleid aus hellgrünem Tüll, dessen Farbe perfekt zu ihren Augen und ihrem blonden Haar passte. Emilia sah einfach umwerfend aus.

Mit einem Lächeln kam sie auf mich zu, und ich erwiderte es.
„Du siehst wunderschön aus", sagte ich, als Emilia mich in eine Umarmung zog.
„Du aber auch! Das Kleid steht dir so gut", erwiderte ich.
Nachdem wir uns von der Umarmung lösten, sah ich, wie ihr Lächeln verschwand.
„Was ist los, Emilia?", fragte ich besorgt.
Sie pustete genervt die Luft aus.
„Ich muss an Layla denken."
Ich nickte ihr zu. „Ich auch."
„Wie war es eigentlich bei dir? Du bist doch auch mit Elijah verheiratet."

Emilia ließ sich seufzend auf die Matratze sinken.
„Bei uns gab es nie eine Feier. Standesamtlich und fertig", sagte sie, und ich ließ mich ebenfalls neben ihr nieder.
Mit bemitleidenden Blick schaute ich sie an.
Ob ich auch irgendwann an der Reihe sein werde?
„Ich wusste nicht, ob ich das gut finden sollte oder traurig", sagte ich.
„Da mir das sowieso nichts bedeutet hat, war mir das Standesamtliche lieber als so eine große Feier."
Ich nickte ihr zustimmend zu. Sie hatte recht. Wenn man schon dazu gezwungen wird, jemanden zu heiraten, will man nicht auch noch irgendwas groß feiern.

„Stimmt, ich finde ein-"
Plötzlich unterbrach uns eine männliche Stimme.
„Da bist du ja."

Elijah platzte in den Raum, und sein Blick fiel sofort auf Emilia. Ein sanftes Lächeln zierte sein Gesicht, und für einen Moment vergaß ich, welche Rolle er in unserem Leben spielte. Emilia erhob sich, umarmte ihn und hakte sich dann bei ihm unter. Elijah drückte ihr einen zärtlichen Kuss auf den Kopf.

„Valentina, wenn du fertig bist, komm langsam runter. Die Feier beginnt bald", sagte Elijah und bevor ich reagieren konnte, waren sie schon wieder verschwunden.

Mit den letzten drei Sprühstößen meines Parfüms aufgetragen, begab ich mich nach draußen. Die Treppe hinabsteigend, erreichte ich das Erdgeschoss und wurde von einer Menschenmenge empfangen. Es sah atemberaubend aus. Ein prächtiger Kronleuchter hing majestätisch von der Decke herab, weiße Blumen waren überall verteilt, und die Eleganz war in jedem Detail spürbar.

Beim ersten Blick war offensichtlich, dass diese Menschen Luxus gewohnt waren. Butler servierten Leckereien, ein prächtiges Buffet wartete und ein Geigenteam sorgte für Musik. Ohne Hintergrundwissen könnte man denken, es sei eine Traumhochzeit.

Ich griff schnell nach einem Glas Wein vom Tablett eines Butlers und nippte daran. Der Wein floss angenehm meine Kehle hinunter, während ich mich zur Terrasse begab, um mich unter die Menge zu mischen.

Schließlich entdeckte ich einen freien Platz an einem Stehtisch draußen und blieb dort stehen, mein Glas Wein in der Hand, während mein Blick über die Menschenmenge wanderte.

Plötzlich entdeckte ich Lorenzo, wie er mit einer rothaarigen Frau sprach. Mein Körper verkrampfte sich unerwartet, und meine gesamte Aufmerksamkeit richtete sich nur noch auf ihn.

Ich analysierte ihn von Kopf bis Fuß. Er trug einen schwarzen Anzug mit einer passenden schwarzen Krawatte. Seine Haare waren perfekt gestylt, und sein markantes Gesicht strahlte Selbstbewusstsein aus. Verdammt, er sah wirklich gut aus. Als ich die beiden beobachtete, wie sie mit Drinks in der Hand lachten und plauderten, überkam mich ein Gefühl von Eifersucht.
Wer ist diese rothaarige Frau?

Er war so besessen von mir, dass er mich entführte und einsperrte, und dennoch flirtete er vor meinen Augen mit anderen Frauen. Dieser Mann war mir wirklich ein Rätsel.
Ich versuchte, die beiden zu ignorieren, und machte mich auf den Weg, um in der Menge nach Layla zu suchen.
Ich drängte mich durch die Menge von Schnöseln und suchte nach einer schwarzhaarigen Frau in einem weißen Kleid.

Plötzlich wurde ich unerwartet an der Schulter gestoßen, und ich stolperte, mein Glas Wein kippte, und ich fiel auf einen jungen Mann. Unsere Körper prallten aufeinander, und der Wein ergoss sich über uns beide, während wir gemeinsam rückwärts auf dem grünen Gras landeten. Fuck!!

Eine plötzliche Stille senkte sich um uns herum, während alle Blicke sich auf mich und den Fremden richteten.

Ohhhhuuu
Wie wird wohl Lorenzo reagieren :)))

Lorenzo de Santis | Dark RomanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt