»48« Hèctor

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Valentina
Amerika, Chicago

Obwohl meine Augen geschlossen und mein Körper Seelen ruhig am entspannen war, hörte ich dennoch Schritte hinter der Tür, die immer lauter wurden. Das Knarren einer Tür weckte meine volle Aufmerksamkeit, wodurch ich meine Augen auf riss.
Da mein Rücken zur Tür gewandt war, konnte ich nicht sehen, wer eingetreten war.

Die Schritte, die ich nicht zuordnen konnte, wurden immer lauter. Ich hörte, wie die unbekannte Person inzwischen direkt hinter mir stand und sich niederkniend näherte. Ich entschied mich, still zu bleiben und keine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Irgendetwas sagte mir, ich solle weiter schlafen und mich nicht bemerkbar machen.

Plötzlich fühlte ich warme und zärtliche Berührungen auf meinem Rücken, und aus irgendeinem Grund erinnerten mich diese Berührungen an Vergangenes.

Zwei Jahre zuvor

Ich war nun schon eine halbe Stunde lang im Badezimmer und betrachtete mich im Spiegel.
Als ich aus der Dusche stieg und mein nacktes Spiegelbild sah, überkam mich ein seltsames Gefühl. Ich begann nachdenklich meinen Körper zu betrachten und analysierte jede Stelle.

Meistens bemerkte ich erst im Nachhinein, wo er mich überall schon berührt hatte.
Es war so häufig passiert, dass ich längst den Überblick darüber verloren hatte.
Allein der Gedanke daran verursachte mir Gänsehaut und Ekel.

Mit meinen Händen fuhr ich langsam über meine Haut. Sie fühlte sich weich und angenehm an. Zum ersten Mal empfand ich mich als schön und erkannte meinen eigenen Wert.
Auch wenn ich wusste, dass er mir dieses Gefühl spätestens heute Abend wieder nehmen wird.

Ein Klopfen riss mich aus meinen Gedanken und ich schaute erschrocken zur geschlossenen Tür.
„Wer ist da?" rief ich. Als keine Antwort kam, schlich ich langsam zur Tür.
„Wer ist da?" wiederholte ich.
Wieder blieb es still.
Was sollte das bedeuten?
War es vielleicht meine an Demenz erkrankte Oma, die wieder einmal ihr Zimmer nicht finden konnte?

Splitterfasernackt legte ich meine Hand auf die Türklinke und öffnete die Tür einen Spalt breit. Bevor ich reagieren konnte, wurde die Tür so heftig aufgestoßen, dass ich nach hinten auf meinen Hintern fiel. „Autsch!"

Ich kämpfte mich schmerzhaft hoch und rieb mir den Hintern. Als ich zur Tür blickte, stockte mir der Atem vor Schock. Mein Herz sank in die Hose, als ich sah, wer dort stand.

Seine blauen Augen, das graue braune Haar, der dichte Bart und die tiefen Falten in seinem Gesicht machten mir sofort klar, wer vor mir stand.
„Hèctor?"

Seine düstere Präsenz erfüllte mich mit so viel Angst, dass ich zu zittern begann. Er betrat das Badezimmer mit langsamen Schritten, während ich mich allmählich zurückzog.
Bitte, lass ihn verschwinden.
Ich konnte das nicht mehr erleben. Ich konnte seine Finger nicht mehr auf meinem wertvollen Körper ertragen.
Warum half mir niemand?
Warum war das Leben so gegen mich?

Tränen stiegen mir in die Augen und ich konnte sie nicht mehr zurückhalten, sodass sie über mein Gesicht liefen.

„Hast du dich vor mir versteckt, Tina?"
Seine Stimme klang tief und furchterregend.
Als mein nackter Rücken die kalte Wand berührte, schloss ich meine Augen fest und betete, dass es nur ein Albtraum sei.

Der Geruch von Zigaretten und Alkohol drang in meine Nase und machte mir deutlich, dass es kein Traum war. Langsam öffnete ich meine tränengetrübten Augen.

„Ich kann nicht mehr... Bitte," schluchzte ich, während er nur lächelte.
„Pscht, nicht weinen," sagte er und wischte meine Tränen mit seinem Daumen fort. Allein diese Berührung löste eine Welle von Gefühlen in mir aus.
„Fass mich nicht an, verdammt!" schrie ich weinend.

Ich konnte die Überraschung in seinen Augen sehen, als ich mich traute, ihn anzuschreien.
Ich selbst wusste nicht, woher mein Mut kam.

Seine Verwunderung verflog jedoch schnell, als sein Blick auf meinen nackten Körper fiel.
Ein schmutziges Grinsen breitete sich auf seinen Lippen aus.
„Wow, Tina."

Er legte seine Hand auf meinen Arm und strich mit seinen warmen Fingern über meine Haut, bis zu meinen Brüsten. Während ich weinend und erstarrt dastand, begann er, mein Fleisch zu kneten. Wieder war ich in einer Situation, in der ich mir selbst nicht helfen konnte. Ich tat nichts.
Mein inneres Ich schrie mich an, etwas zu tun, aber ich blieb wie gelähmt.

Seine andere Hand legte er streichelnd auf meinen Rücken und zog mich somit näher an seine Brust. Seine Lippen drückte er auf meinen Hals und begann, mich zu küssen, während ich zitternd und voller Angst dastand.

Der stechende Geruch von Zigaretten und Alkohol hing jetzt noch dichter in der Luft, was mich vor Ekel das Gesicht verziehen ließ.
„Ich... ich hasse dich, Hector", brachte ich stockend heraus.

„Du gehörst mir, Tina", murmelte er, während er meine Brüste weiter küsste.
Wenn ich den Mut hätte, würde ich ihn jetzt anschreien und ihm klar machen, dass er der Letzte ist und ich ihm nicht gehöre. Aber das ist nur eine Frage des Mutes ...

Hèctor ließ von mir ab, und ich atmete erleichtert auf. Er schloss die Tür hinter uns ab und drehte die Dusche wieder auf. Skeptisch beobachtete ich das prasselnde Wasser, das aus der Dusche strömte. Was hatte er vor?

Hèctor zog mich in die Dusche und stellte mich unter das heiße Wasser, das meinen Körper durchnässte. Meine verschwommenen Augen blickten zu ihm, als er anfing, seine Kleidung abzulegen.

„Ich habe eine Idee," sagte er mit einem grinsenden Gesichtsausdruck.

In mir wuchs tiefe Trauer, gemischt mit Furcht vor dem, was er vorhatte. Die Hoffnungslosigkeit dieser Situation überwältigte mich, und ich konnte nicht verhindern, dass eine Welle der Verzweiflung über mich hereinbrach.

Hèctor trat zu mir in die Dusche, und ich weinte verzweifelt. Meine Tränen vermischten sich mit dem heißen Wasser, sodass er sie nicht erkennen konnte.
Wie lange musste ich das noch ertragen?
Wann wird mein Retter kommen und Hector stoppen?

In diesem Moment schwor ich mir etwas, tief und heilig: Wenn ich jemals aus dieser Hölle entkommen und mein Leben wieder in Ordnung bringen werde, werde ich Hèctor finden und eigenhändig töten. Ich werde ihn quälen und Stück für Stück zerstückeln.
Er verdiente nichts anderes als durch meine Hand zu sterben und zu leiden.

Heyy,
Was glaubt ihr, wer kniend hinter Valentina steht? :)

Ehrliche Meinung:
Wie findet ihr mein neues Cover? 🥹

Lorenzo de Santis | Dark RomanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt