»36« Luca de Santis?

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Valentina
Amerika, Chicago

„Was soll dieser Mist?" zischte der fremde Mann und schob mich von sich weg. Sein Hemd und mein Kleid waren vollständig von meinem Wein durchnässt.
„Es tut mir so leid!" sagte ich panisch und richtete mich eilig auf. Auch der Fremde stand auf und klopfte sich den restlichen Dreck von seinem Anzug ab.

„Was fällt dir ein-", begann der Fremde seinen Satz, hielt dann jedoch inne und betrachtete mich mit einem weichen Blick von oben bis unten. Seine Augen strahlten plötzlich.

„Es tut mir wirklich leid. Ich habe dich nicht gesehen und..."
Doch der Fremde ließ mich nicht aussprechen.
„Nein, nein. Du hast keine Schuld... Ich hätte besser aufpassen müssen", sagte er und lächelte mich freundlich an.
Ich erwiderte sein Lächeln dankbar.

„Dein Hemd ist jetzt wegen mir ruiniert", sagte ich bedauernd und griff nach ein paar Servietten. Die Menschenmenge war bereits wieder anderweitig beschäftigt und schenkte uns keine Beachtung mehr.
„Darf ich?"
Ich hielt ihm die Servietten hin und deutete auf sein Hemd, um ihm beim Saubermachen zu helfen. Der fremde Mann mit den hell braunen Haaren und blauen Augen nickte lächelnd.

„Mein Name ist übrigens Luca... Luca de Santis", stellte er sich vor und bei dem Namen de Santis, erstarrte ich plötzlich.
Luca de Santis? Als er mein fragendes Gesicht bemerkte, antwortete er schon ohne Aufforderung: „Ich bin der Cousin..."Der Cousin?
Ein unangenehmes Gefühl durchfuhr mich, während ich mir zahlreiche Fragen stellte.
Die Brüder haben also einen Cousin? Stecken die etwa alle unter einer Decke?
Er sprach weiter.
„Und da ich neben dir keine Begleitung sehe, schätze ich mal, dass du allein hier bist", fügte er mit einem verführerischen Unterton hinzu.
Ich lächelte ihn verwirrt an.
Wusste er, was Lorenzo getan hatte?
Wie sollte ich reagieren?
Naja, er gab mir den Eindruck keine Ahnung zu haben, also spielte ich einfach mal mit.

„Richtig erkannt", lächelte ich und nickte, während ich mich fragte, ob ich ihm wirklich vertrauen konnte. Die Erwähnung seiner Verbindung zu den de Santis Brüdern ließ mich die Ähnlichkeit mit Matteo nicht ignorieren. Seine hellen Haare und strahlend blauen Augen ähnelten Matteos extrem. Ob ihm bewusst war, was für Menschen sie wirklich waren?
Ich hatte so viele Fragen, doch keine Antworten waren in Sicht.

Luca war gerade dabei etwas zu sagen, doch bevor er dazu kam, wurde er von einem älteren Mann mit einem Mikrofon in der Hand unterbrochen.

„Herzlich willkommen, liebe Gäste! Wir freuen uns, dass ihr heute hier seid, um die Liebe von Matteo und Layla zu feiern. Bevor wir beginnen, möchten wir euch bitten, eure Plätze einzunehmen, damit wir gemeinsam diesen besonderen Moment teilen können."
Ein Schauer lief mir über den Rücken, als er die Worte aussprach.
Um die Liebe von Matteo und Layla zu feiern.

Es ist einfach unglaublich unfair, was hier gerade passiert. Layla verdient das nicht. Sie wird gezwungen, jemanden zu heiraten, den sie nicht liebt, und wir können nur tatenlos zusehen. Meine Hände ballten sich automatisch zu Fäusten, als sich die Wut in mir aufbaute.

„Vielleicht treffen wir uns später noch einmal", sagte Luca und unterbrach damit meine Gedanken. Bevor er verschwand, fügte er noch freundlich hinzu: „Wie heißt du eigentlich?"

„Valentina... Valentina Rinaldi."

Ein leises "Wow" entfuhr seinen Lippen, bevor er mir ein vertrauensvolles Lächeln schenkte. Flirtete er etwa mit mir? Noch ein de Santis konnte ich wirklich nicht ertragen.
Luca machte sich davon, und ich beobachtete nur, wie die Gäste begannen, sich Richtung Altar zu bewegen.

Ich blickte auf den Zeremonie Bereich und staunte. Die Bänke waren in einem Halbkreis um den Altar aufgestellt, damit jeder Gast die Zeremonie gut sehen konnte. Vor dem Altar lag ein cremefarbener Teppich, bestreut mit weißen Rosenblüten. In der Mitte stand der Redner bereit, um die Zeremonie zu leiten. Um den Altar herum waren hohe Vasen mit weißen Blumen aufgestellt, die eine romantische Atmosphäre schufen. Es sah wirklich märchenhaft schön aus.

Als ich meinen Platz suchte und mein Kärtchen fand, das meinen Namen trug, durchströmte mich eine Mischung aus Aufregung und Besorgnis.
Als ich mich setzte, erstarrte ich plötzlich, als ich bemerkte, dass das Kärtchen neben mir den Namen "Lorenzo" trug. Ein Schock durchfuhr mich. Lorenzo würde also hier sitzen, gleich neben mir. Mein Herz begann heftig zu pochen.

Die Gäste hatten sich fast alle hingesetzt, und ein angenehmes Gemurmel erfüllte die Luft. Doch der einzige Mensch, der noch nicht erschienen war, war Lorenzo. Die Spannung stieg, während ich mich fragte, wo er wohl steckte. Vielleicht war er mit der Rothaarigen verschwunden, um sich ein Zimmer zu nehmen?
Ich schüttelte meinen Kopf und verwarf die Gedanken. Was kümmerte es mich schon?
Er bedeutet mir nichts, dass einzige was er mir gibt ist Sex mehr nicht.

Als alle Gäste endlich Platz genommen hatten, begannen die Geiger eine schöne Melodie zu spielen. Als plötzlich Matteo den Teppich entlangschritt, brach ein lautes Klatschen aus. Doch ich weigerte mich. Warum sollte ich für Matteo klatschen? Mein Herz pochte schwer, während ich mich fragte, wie sich wohl Layla ,in diesem Moment fühlte.

Sein beiger Anzug saß perfekt, passend zu seinen gestylten Haaren. Wenn ich ihn nicht kennen würde, würde ich mir echt denken, was für ein eleganter, hübscher Mann. Doch da ich genau weiß, was für ein Mensch er ist, empfinde ich nur Ekel. Matteo stellte sich vorne rechts am Altar auf, während der Redner in der Mitte wartete.

Während mein Blick automatisch zum Platz neben mir wanderte, war Lorenzo immer noch nicht zu sehen. Obwohl ich behauptet hatte, dass es mich nicht kümmerte, konnte ich die Neugier nicht unterdrücken und fragte mich, wo er wohl steckte. War es wirklich möglich, dass er mit dieser Rothaarigen abgehauen war? Ernsthaft?

Ein lautes Klatschen und Getuschel erfüllte die Luft, als eine Frau mit lockigen schwarzen Haaren und einem eleganten weißen Kleid den Teppich entlangschritt. Ich musste mehrmals blinzeln, um sicherzugehen, dass es wirklich Layla war. Ich konnte meinen Augen kaum trauen. Sie sah einfach atemberaubend aus, ihre Schönheit war unübersehbar.

Wenn ich sie nicht kennen würde, würde ich nie drauf kommen, dass diese Frau gerade gezwungen wird, zum Altar zu gehen, um zu heiraten. Durch ihre Schönheit vergaß ich vollkommen die Situation, in der sie gerade steckte. Doch als mir die Situation wieder bewusst wurde, durchdrang mich plötzlich ein tiefes Mitgefühl für sie.

Als Layla sich gegenüber von Matteo aufstellte, verstummten die Menge plötzlich. Eine gespannte Stille lag über dem Garten, als alle neugierig auf den beginnenden Moment der Vereinigung warteten.

„Liebe Gäste, wir haben uns heute hier versammelt, um die Liebe und Verbundenheit von Layla und Matteo zu feiern. Dies ist ein besonderer Moment, der ihre Reise als Paar markiert und ihre Bindung für immer stärken wird", fing der Redner an.

Plötzlich durchdrang mich ein maskuliner Duft, der meine Sinne überwältigte, und ich wusste sofort, wer es war: Lorenzo. Mein Kopf drehte sich unwillkürlich zur Seite und meine Augen suchten neugierig nach ihm.

Als ich ihn ins Visier nahm, beobachtete ich jeden seiner Schritte, während er auf mich zukam.
Sein selbstbewusster Gang verlieh ihm eine bedrohlich gute Ausstrahlung, verstärkt durch seine bedrohliche Größe und seinen breit gebauten Körper. In seinem schwarzen Anzug und mit den perfekt sitzenden braunen Haaren sah er einfach umwerfend aus.

Als er neben mir Platz nahm, verkrampfte sich mein Körper plötzlich. Seine finsteren Augen durchbohrten mich, und ein eisiger Schauer lief mir über den Rücken.

„Hatte die Rothaarige keine Lust mehr auf dich?" fragte ich leise, meine Stimme absichtlich provokant.
Meine braunen Augen durchdrangen selbstbewusst seine Dunkelheit. Obwohl mein Körper in seiner Gegenwart nervös wurde, ließ ich nicht zu, dass seine Präsenz mich einschüchterte.
Lass die Spiele beginnen, cuore mio.

Lorenzo de Santis | Dark RomanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt