Kapitel 1: Dreck an den Händen - Nicht hier

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Ich grüße an dieser Stelle herzlichst meine Übungsgruppe! :)
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Ich war gerade in einer Phase äußerster Konzentration. Die Finger hatte ich nachdenklich ans Kinn gelegt und starrte auf den Bildschirm mit FL Studio vor mir. Mit nur einem Gedanken. Oder eher zwei Gedanken.

Der erste Gedanke: Wo sollte ich den Drop hin verpflanzen? Der zweite: Würde das, ungefähr zwei Minuten lange Stück Musik noch heute einen Namen kriegen? Würde es das? Wenn nicht, würde es wahrscheinlich unter dem Namen „Demo1" wieder auf meinem Computer versauern. Das arme Musikstück. Sowas hatte es nicht verdient.

„Darf man dich stören, oder bist du gerade gedanklich zu sehr weggetreten?", hörte ich da eine Stimme neben mir. Ich sah auf. Irgendjemand in diesem Haus kam immer auf die Idee mich zu stören, auch wenn es oftmals wirklich nicht böse gemeint war.

Jetzt war es Fricko, in der restlichen Welt bekannt unter Fredrik Boberg, in unserer nur als Fricko.

„Das hübsche Lied hier braucht noch einen Titel.", meinte ich und deutete auf den Bildschirm, „Und einen Drop an der richtigen Stelle."

„Frag da wen anders. Aber nicht mich.", murmelte Fricko, „Ich wollte dir eigentlich nur Bescheid geben, dass wir in einer Stunde weg sind. Ich und Sean. Dann stehst du alleine hier und kommst wieder nicht vom Platz. Und das alles nur weil du-"

„Ja, verdammt. Ist gut.", knurrte ich zurück, „Ich kann mir auch einfach ein Taxi rufen, okay?" Die Taxi-Idee redeten mir übrigens immer alle aus. Semi meinte immer, es sei für mich zu gefährlich in öffentlichen Taxis zu fahren, der Fahrer könnte ja böse Absichten haben, nur weil er Avicii in seinem Taxi sitzen hatte.

„Also auf jeden Fall wäre es besser, du fährst mit uns.", erklärte Fricko, „Bevor dich noch wer in irgendeinem Taxi entführt."

„Haha." Ich streckte ihm die Zunge raus, was er leider nicht mehr sah, da er sich schon wieder verziehen wollte. Das war...lustig. Wirklich. Avicii wird in einem Taxi entführt. Was gäbe das für eine Schlagzeile. Im Ernst, würde mir das je passieren?

„Weißt du, ob Raquel mitmöchte?", rief ich Fricko noch hinterher, gerade als er aus meiner Sichtweite verschwinden wollte.

„Die ist schon weg." Er war noch einmal zurückgekommen, „Sie sagte, sie möchte uns mal unseren Männerabend gönnen. Das war alles."

„Moment, meine Freundin verzieht sich einfach, ohne mir Bescheid zu sagen?" Wie sollte ich bitte darüber denken? Nicht mal einen Abschiedskuss hatte sie sich abgeholt und dabei hätte ich ihr den zu gerne gegeben. Der Gedanke war doch recht deprimierend.

Aber na gut, wahrscheinlich war Raquel wiedermal der Meinung gewesen, dass ich Ruhe brauchte. Ruhe, um Melodien auf die Beine stellen zu können. Und das ging verständlicherweise nicht, wenn alle zehn Minuten irgendwelche Leute hier in mein Homestudio platzten. Obwohl, Raquel würde mich immer stören dürfen. Meine Freundin.

Einer Eingebung folgend nannte ich den noch namenlosen Track also Raqattack und beschloss, ihn Raquel zu Weihnachten zu schenken. Bestimmt würde sie das freuen. Ich mein, wer konnte schon von sich behaupten, dass der eigene Freund einem ein Lied, oder eher eine Melodie schenkte? Da konnte sie sich glücklich schätzen, dass ich Producer war.

Und schon hatten wir eine Sorge weniger, in diesem wunderbaren Homestudio. Gut, der Name war da, jetzt fehlte nur noch der Drop. Darum würde ich mich allerdings nicht mehr kümmern können. Denn wenn Fricko sagte, er und Sean wären in einer Stunde weg, dann war das tatsächlich so. Und ich musste selber sehen, wie ich vorwärts kam, im Verkehrschaos von Los Angeles. Vielleicht konnte ich auch einfach mit dem Fahrrad fahren, was an sich allerdings ziemlich dämlich gewesen wäre. Bei dem Verkehr hatte ich doch keine Chance, erst recht nicht um acht Uhr abends.

Feeling Good (Avicii-Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt