Kapitel 24: Die andere Seite (1) (Melina)

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Dieses nervöse Kribbeln, was man vielleicht nur als Kind verspürt hatte wenn es um Geschenke an Weihnachten ging, fühlte ich auch jetzt plötzlich wieder. Dabei hatte das Ganze wahrscheinlich nichts mit meiner Flugangst zutun. Ich freute mich einfach wie wahnsinnig, Tim heute wiederzusehen. In zwölf Stunden allerdings erst.

Das Flugzeug befand sich vielleicht erst ein paar Minuten in der Luft und ich begann, schon müde zu werden. Die verschiedensten Dinge der letzten Stunden hatten mich dann doch erschöpft, angefangen mit Johns Überfall, die Angst dazwischen oder die schlaflose Nacht neben Jared im Bett, mit nur einem Kopfhörer im Ohr. Ich war in letzter Zeit sowieso nicht sehr oft zur Ruhe gekommen und das rächte sich jetzt wohl. Innerhalb kürzester Zeit schlief ich ein.

Als ich wieder wachwurde, war es draußen vor dem Fenster bereits hell. Ash neben mir schien übrigens gerade meinen Part übernommen zu haben und war am Schlafen. Ich beugte mich kurz zur Seite und spähte den Gang hinunter. Eine der Stewardessen schob ein Wägelchen durch den Gang. Offenbar war es jetzt Zeit fürs Frühstück.

„Für Sie auch Frühstück?" Die Frau war jetzt mit ihrem Servierwagen vor mir und meinem Platz stehengeblieben. Kurz wanderte ihr Blick zu dem schlafenden Ash neben mir, bevor sie sich wieder mir zuwandte und lächelte.

„Gerne.", nickte ich und sie reichte mir ein Tablett, wenige Sekunden später auch noch einen Becher mit Kaffee. Dann verzog sie sich wieder.

Ich richtete meine Aufmerksamkeit erstmal auf das Tablett. Zwei Brötchen, dazu Marmelade, Butter und Käse, der noch in der Verpackung steckte. Außerdem eine kleine Schale Obst.

Doch zuerst ließ ich dieses Frühstück noch einmal unangetastet und begann nach meinem MP3-Player zu suchen. Ich steckte mir die Kopfhörer in die Ohren, drückte Play und begann zu frühstücken, während ein Lied von Tim kam. Das verstärkte die Aufregung dann nochmal ziemlich.

„Wie, du frühstückst und hast mich nicht mal geweckt und Bescheid gesagt?", hörte ich irgendwann Ashs Stimme neben mir. Er war dann wohl wieder wach. Grinsend und mit gespielter Empörung schaute er mir entgegen.

„Ich fürchte, dafür wäre es ohnehin zu spät gewesen.", meinte ich und lächelte ihm zu. Auch das Obst in der Schale, was ich zuletzt gegessen hatte, war inzwischen ganz weg.

„Na ja, wir landen ja gleich und da haben wir auch erstmal ein paar Stunden Zeit, um zu frühstücken." Ash rieb sich kurz übers Gesicht.

Fast war ich auch erleichtert, als schließlich über die Lautsprecher die Landung in Moskau angesagt wurde. Wir hatten uns jetzt seit ungefähr zwölf Stunden die Hintern abgesessen.

Ein wenig steif vom vielen Sitzen folgte ich Ash auch wenig später aus dem Flugzeug. „Ich hoffe, du hast warme Sachen mit.", meinte er, während wir anschließend durch die überfüllte Ankunftshalle liefen, „Hier ist es kalt." Zum Glück hatte ich daran gedacht.

Da wir ja hier erstmal fünf Stunden Zeit hatten bis zu unserem Weiterflug, blieben wir zuerst einmal vor einem Coffeeshop stehen, Ash wollte zu mindestens schon mal einen Kaffee, bevor wir uns um das richtige Frühstück kümmern würden.

Draußen schlug uns ein eisiger Wind entgegen. Rasch zog ich die Jacke enger um mich. Moskau war im Gegensatz zu L.A bei den Temperaturen ein echter Unterschied.

Fast war ich dann auch froh, als wir wieder saßen, und zwar im Taxi, das uns ein wenig in die Stadt bringen würde. Dort würde es auch einen Ort zum Frühstücken geben. Davon ging Ash einfach mal aus.

In einem halbwegs leeren Café setzten wir uns schließlich und während Ash nochmal zur Theke lief, um sich Frühstück zu besorgen, schaute ich nach draußen und anschließend auf mein Handy. Eine mies dreinblickende Bedienung hatte uns in gebrochenem Englisch erklärt, dass hier Selbstbedienung herrschte. Da musste Ash eben selber laufen, aber ausgemacht hatte ihm das nichts.

Feeling Good (Avicii-Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt