Kapitel 36: Die Tage im Big Sur (2) (Melina)

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Als ich wieder wachwurde, konnte ich eine gelb gestrichene Zimmerdecke sehen, es war übrigens eine, die ich nicht kannte. Langsam drehte ich den Kopf und mir wurde schwindelig. Gut, dass ich lag, wahrscheinlich wäre ich dann umgekippt.

„Gut, du bist wach.", hörte ich da Johns Stimme von irgendwo her und kurz darauf tauchte er auch in meinem Blickfeld auf, „Ich wusste nicht, wie lange es wirkt." Er setzte sich neben mich.

„Heißt das, du hast dieses Zeug noch nie, NOCH NIE getestet?", platzte ich einfach los. Irgendwie fand ich diese Erkenntnis gerade schlimmer, als die, dass er mich irgendwo hin verschleppt hatte. Ich richtete mich so plötzlich auf, dass sich alles um mich für kurze Zeit drehte und wartete ab, bis es vorbei war. „Ich hätte sterben können durch dieses Zeug, hast du da schon mal drüber nachgedacht?", fauchte ich. Im gleichen Moment fiel mir noch etwas ein und ein wenig erleichtert war ich schon: Wenn John dieses Betäubungsmittel noch nie getestet hatte, war auch niemand anderes außer mir zu Schaden gekommen. Klang vielleicht verrückt, aber da war ich froh drum.

„Gestorben wärst du davon sowieso nicht.", murmelte er, „Hast du Durst? Oder Hunger?" Was sollte das denn jetzt? Wollte er einen auf fürsorglich machen?

„Wo sind wir hier?" Ich sah mich kurz weiter um. Die gelbe Tapete war mir ja schon aufgefallen, gegenüber dem Bett war ein leeres Regal. Das ganze Zimmer wirkte so, als sei jemand hier kurzfristig eingezogen, persönliche Sachen konnte ich nicht sehen.

„Nicht zuhause.", antwortete John und ich musste ein Seufzen unterdrücken. „Geht's noch genauer?", fragte ich und kam mir verarscht vor. Er sah mich ungerührt an und fuhr sich kurz über die Bartstoppeln. „Ich darf dich daran erinnern, dass du mir bei solchen Fragen genauso Scheiß-Antworten gegeben hast. Vielleicht kannst du jetzt erkennen, wie man sich dabei fühlt." Ich unterdrückte ein erneutes Seufzen. Arschloch.

„Übertreib es nicht, meine Güte." Ich fühlte mich inzwischen sicher genug, um aufzustehen und schwang die Beine vom Bett. „Darf ich kurz rausschauen?" Deutete zum Fenster und John nickte.

Als ich auf das Fenster zutrat und nach draußen schaute, war mir auch klar, warum er damit kein Problem hatte, dass ich hier stand. Draußen erblickte man einige Felsen, die steil abfielen und dahinter das Meer. Flüchten konnte man hier nicht und mir wurde noch etwas anderes klar.

„Big Sur, richtig?" Fragend drehte ich mich um, „Wir sind im Big Sur." Diese Felsen hatte ich wiedererkannt, hier irgendwo war ich mit Sean mal klettern oder eher spazieren gewesen. Erleichterung kam auf, wir waren immer noch in Kalifornien.

Von John kam übrigens keine Antwort und so wertete ich das einfach mal als ein Ja. „Was machen wir hier?", fragte ich und er ging zu mir herüber. „Das hier ist nur eine Zwischenlösung, solange bis ich zu Ende überlegt habe." Er fasste nach meiner Hand. „Ich muss dich noch jemandem vorstellen.", meinte er und zog mich mit sich.

Der Flur vor dem Zimmer, wo ich wachgeworden war, war schmal, aber wir gingen sowieso eine Treppe nach unten. Auch das restliche Haus schien nicht sehr groß zu sein, im Flur entdeckte ich Jacken und nach wenigen Schritten standen wir auch schon in einer Küche. John wies auf einen Mann mit braunen Haaren, ich bemerkte, dass er Besitzer eines Tattoos war, ein Kreuz mit Rosen.

„Das ist Melina." John nickte dem Mann zu. Er erhob sich und streckte mir die Hand entgegen. „Ich bin Alex.", stellte er sich vor und ich wusste nicht so recht, was ich von der ganzen Situation halten sollte. Rasch reichte ich ihm die Hand. Um Hilfe bitten konnte ich ihn wahrscheinlich nicht, er stand auf Johns Seite, ansonsten wäre er kaum mit ihm hier.

„Setz dich." Mein Ex-Freund wies auf einen der Stühle und ich setzte mich zögernd. Ich hielt den Blick auf die Tischplatte gerichtet, obwohl ich mich gerne umgesehen hätte, vielleicht gab es Fluchtwege. Aber so leichtsinnig durfte ich nicht sein.

Feeling Good (Avicii-Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt