Kapitel 6: Schwedisch ist KEIN Gebrabbel (Melina)

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John war zurück. Und das Ganze auch noch so ziemlich unerwartet, denn er stand genau in diesem Moment plötzlich wieder im Türrahmen zur Küche.

„Melina." Irgendwie sah er mitgenommen aus, dunkle Schatten unter den Augen und unterhalb der linken Schläfe war ein etwas größerer blauer Fleck zusehen.

„Hey.", flüsterte ich. Meine Finger krampften sich automatisch fester um die Tasse, die ich gerade aus der Spülmaschine in den Schrank hatte räumen wollen.

„Was hast du da im Gesicht?" Ich machte ein paar Schritte auf ihn zu, die Tasse in meiner Hand weiter umklammert. Als müsste ich mich gleich verteidigen. Man wusste nie, woran man bei diesem Mann war. „Tut es weh?" Ich deutete auf den Fleck in seinem Gesicht.

„Nein." Er sah mich ungerührt an und schüttelte den Kopf, „Ich möchte nicht, dass du weiter danach fragst. Das geht dich nichts an." Er wandte sich ab.

„Bist du sicher?" Okay, eigentlich war diese Frage ziemlich dumm. Genauso gut hätte ich mir auch gleich selber eine verpassen können.

John war schneller neben mir als ich gucken konnte. Mit der einen Hand packte er mich an der Schulter, die andere traf meine Wange, sodass mein Kopf automatisch in die andere Richtung geschleudert wurde.

„Sorg dafür, dass es hier wieder ordentlich aussieht." Er ließ mich los und deutete neben mich auf den Boden. Ich hatte die Tasse in meiner Hand fallen lassen.

Vorsichtig fuhr ich mir über die Wange, während ich nebenbei die Scherben vom Boden aufsammelte. Inzwischen brannte es nicht mehr so stark. Ich hoffte nur, man würde es nicht sofort sehen was ich dort an der Wange hatte.

Nachdem die Küche hoffentlich wieder so ordentlich aussah, damit John zufrieden war lief ich rasch nach oben, um meine Sachen zu holen. Ich wollte hier nur noch weg. Jetzt, wo John wieder zurück war, konnte ich es in diesem Haus wieder schwer aushalten.

Ich zog mir gerade die Jacke über, als ich John schon wieder in meiner Nähe stehen sah. Ich verspürte auf einmal das Verlangen ihm noch ein paar blaue Flecke in sein Gesicht zu zaubern. Gleichzeitig widerten mich diese Gedanken an. Was war aus mir geworden?

„Sei bitte nachher pünktlich hier, ja?" John musterte mich düster. Ich bekam eine Gänsehaut. Es wurde echt Zeit, dass ich hier abhaute. Dieser Mensch besaß kein Mitgefühl oder Verständnis mehr.

„Natürlich.", murmelte ich, bevor ich zur Tür hinausschlüpfte. Als ich anschließend zur Bushaltestelle lief, entspannte ich mich langsam wieder. Gleichzeitig war ich froh, dass ich jetzt zur Arbeit gehen konnte. Denn ein Ash, der seinen Computer als „Verdammtes Scheißding" beschimpfte war mir tausendfach lieber, als John, der mich mit schlimmeren Ausdrücken bewarf. Man konnte ja fast behaupten, meine Arbeit sei meine Zuflucht von zuhause. Auf jeden Fall war es angenehmer als zuhause.

Nachdem ich angekommen war, machte ich mich zuerst auf die Suche nach Ash, nur um Bescheid zu geben, dass ich jetzt hier war. Ich fand ihn in seinem Büro, wo er offenbar dabei war, seinen Computer jetzt ganz auseinander zu nehmen. Seit gestern war der nämlich völlig im Arsch.

„Morgen.", meinte ich, als ich in der Tür stand. Er sah auf, als ich ihn begrüßt hatte und ließ den Computer erstmal so wie er war.

„Melina...Hey." Er kam zu mir herüber. „Du kennst nicht zufällig einen geeigneten Techniker für Computer?" Er deutete auf das Computergehäuse auf seinem Schreibtisch, „Selber dran rumschrauben will ich da irgendwie auch nicht."

„Hm. Ich kann dir die Nummer eines technischen Notdienstes geben. Die weiß ich in und auswendig. Bei Verengo Solar war der Kopierer ständig kaputt und dann musste ich da immer anrufen. Die müssten mich dort also noch ganz gut kennen." Ich lachte kurz. Früher hätte ich nie gedacht, dass ich mal über die Kopierer-Sache lachen würde. Jobtechnisch hatte sich über die Wochen vieles zum Besseren gewendet.

Feeling Good (Avicii-Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt