„Hallo Melvin.", murmelte ich. Den Kleinen schien meine Begrüßung gerade nicht zu interessieren, er streckte mir begeistert eine Hand entgegen. „Tim! Guck!", krähte er.
In seiner Hand war ein Regenwurm. Ein fetter dicker Regenwurm. Wo hatte er den bitte ausgegraben?
„Du Melvin, der ist zwar ganz schön, aber...er braucht Feuchtigkeit, weißt du?" Ich sah ihn an, „In der Erde fühlt er sich am wohlsten, ja? Vielleicht kannst du den Regenwurm in eine Schale mit Erde tun, okay?" Melvin nickte und zog darauf ab, um seinem Vater und Lucas hinter ihm den Wurm unter die Nase zu halten.
„Hey." Ich erhob mich von den Treppenstufen und ging zu Melina herüber, die mich mit Melvin nur stumm betrachtet hatte. Sie tat nichts, um mich zurückzuweisen. Immerhin etwas.
„Hi." Sie sah mir ins Gesicht. Ich versuchte abzuschätzen, ob sie noch sauer auf mich war. Wenn, wäre das nicht gut. „Du willst reden, stimmt's?" Ich nickte. Reden wäre eine gute Idee. Zu gut.
„Dann lass uns vielleicht rein." Sie wandte sich um und lief auf die geöffnete Wohnungstür zu, dem Rest hinterher. Ich folgte einfach. Etwas anderes machen konnte ich ja auch schlecht.
Melvin war mit Sean und Lucas in die Küche unterwegs, um wahrscheinlich nach einem Behältnis für seinen Regenwurm zu suchen. Melina ging nach nebenan ins Wohnzimmer und setzte sich aufs Sofa. Ich ließ mich neben sie nieder, mit einigen Zentimetern Abstand. Als wäre da eine Grenze zwischen uns.
„Tja." Ich seufzte und verschränkte die Hände im Schoß, als die Stille sich immer mehr ausdehnte, „Was willst du hören? Ein Es tut mir Leid? Hm? Dann sag ich dir jetzt, dass es mir Leid tut. Es tut mir Leid, dass ich dich so angefahren habe."
Melina sagte eine Weile nichts und das konnte einen ganz verrückt machen. Was, bitte, machte ich hier nur falsch?
Doch dann holte sie doch Luft. „Es ist okay." Ihre Finger berührten meine Wange und ich fühlte mich mit einem Schlag besser. Sie hatte mir verziehen.
„Danke." Ich beugte den Kopf vor und gab ihr einen Kuss. Dabei spürte ich die verliebten Schmetterlinge wieder allzu deutlich. Das war wunderbar. Sowas brauchte man im Leben.
„Mir geht's doch gut." Sie schmiegte sich gegen meine Brust, „Ich hatte einen ausgezeichneten Aufpassservice durch Jared. Da ist nichts weiter passiert."
„Jared?" Irgendwie musste ich jetzt lachen, keine Ahnung warum. Vielleicht, weil ich mir Jared in der Rolle des großen Beschützers doch nicht so recht vorstellen konnte, „Jared hat auf dich aufgepasst? Wie das?"
„Ich hab ihm geschrieben, nachdem ich Nicole nicht erreicht habe.", erklärte Melina, „Er ist dann selber bei dir zuhause aufgetaucht, weil er gerade in der Nähe war. Und weil ich nicht alleine sein wollte, ist er halt dageblieben."
„Die ganze Zeit?" Irgendwie fühlte ich mich leicht übergangen. Gut, ich war nicht anwesend gewesen, aber natürlich hätte auch ich versucht, Melina wenigstens über die Ferne zu beruhigen und zu beschützen. Dass sie Jared mir vorzog, verletzte mich tatsächlich. Vielleicht war ich auch einfach nur eifersüchtig. Auch ich wollte für Melina da sein, wenn sie irgendwen brauchte.
„Tim, mein Gott, wir haben nichts gemacht. Ich brauchte einfach jemanden und weil du ja nicht da warst..." Sie ließ den Satz unbeendet.
„Ist schon gut.", murmelte ich, „Ich will mich nicht streiten. Nicht schon wieder. Ich unterstell dir nichts. Genauso wenig wie Jared. Eigentlich sollte ich froh sein, dass er auf dich aufgepasst hat. Tut mir Leid." Die wievielte Entschuldigung war das jetzt?
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Feeling Good (Avicii-Fanfiction)
FanfictionTim und Melina. Zwei verschiedene Menschen mit einer Leidenschaft: Musik. Tim entdeckt Melinas Talent und setzt sich in den Kopf, mit ihr zu arbeiten. Doch nicht alles läuft reibungslos. Viele Dinge kommen ihnen entgegen: Melinas Freund John und...