Wenn man nicht schlafen konnte, verzog man sich am besten ins Studio. Das war zu mindestens mein Grundsatz. Melina war seit fast drei Tagen in Florida und hatte sich nur einmal gemeldet. Obwohl das nur zur Hälfte ein Grund war, warum ich nicht schlafen konnte.
Vielleicht war man nahe an einem Burn-Out, wenn man erschöpft war und dennoch nicht schlafen konnte. Ich wollte das nicht googlen, irgendwie hatte man da doch eine gewisse Angst vor den Ergebnissen, die einem die Suchmaschine dann entgegenspuckte.
Nachgucken wollte ich das Thema Burn-Out jetzt sowieso nicht. Stattdessen saß ich an „For a better Day", die zweite Single-Auskopplung von Stories und es fehlte nur noch ein wenig Feinschliff, dann würde das Lied in zwei Tagen veröffentlich sein. Ich mochte es. Einer meiner Favoriten, denn Stories hatte so unendlich viele. Auch solche, die es höchstwahrscheinlich nicht auf das Album schaffen würden.
Kurz rieb ich mir über's Gesicht, ich stellte mal wieder Rekorde hier auf. Alle anderen in diesem Haus schliefen längst, nur dieser Typ Tim Bergling saß hier noch, als sei es mitten am Tag und nicht in der Nacht. Ich sollte auch ins Bett gehen.
Allerdings wachte ich nach ein paar Stunden wieder auf, es war zum Glück schon kurz vor zehn. Denn um acht aufwachen und dann nicht mehr einzuschlafen, war doppelt schlimm.
Ausnahmsweise war ich mal wieder multitaskingfähig und ging ins Bad, während ich gleichzeitig eine Nachricht an Melina tippte: „Wenn du das liest: Ich wünsche dir einen wunderschönen guten Morgen. Ich vermisse dich." Gut, wahrscheinlich nicht der romantischteste Text ever, aber egal. Zwar hätte ich „Ich liebe dich" drunter schreiben können, aber ich und Melina waren mit diesen paar Wörtchen bekanntlich sparsam.
Nach dem Duschen ging ich runter in die Küche. Hier schien ich im Moment der einzige Erwachsene zu sein, denn am Tisch saßen nur zwei Menschen, die unmöglich schon volljährig sein konnten. Eher handelte es sich dabei um Semis Kinder, Filip und Leah. Mir machte das natürlich nichts aus, dass sie hier waren. So kam drei Wochen Leben in die Bude und solange Melina noch weg war, war mir das sehr willkommen.
„Hast du heimlich gezockt, Tim?" Filip sah mich neugierig an und ließ den Nintendo in seiner Hand sinken.
„Warum das denn?" Zocken tat ich natürlich ab und zu mal, auch nachts, aber ganz bestimmt nicht heimlich.
„Du siehst müde aus", war Filips Antwort. Fiel das seit neuestem jedem auf, verdammt?
„Ich bin nicht-" Okay, lieber klappte ich den Mund doch wieder zu. „Na gut, vielleicht ein wenig.", gab ich zu. Und anschließend war ich recht gut darin, vom Thema abzulenken: „Was habt ihr heute vor?" Wobei die beiden mir irgendwas von zum Strand gehen erzählten. Na also, ging doch.
Am Nachmittag unterbrach ich meine Setvorbereitungen und Singlefertigstellungen mal, um Melina anzurufen. Jetzt war es auch endlich in Florida spät genug, dass ich sie problemlos erreichen konnte.
„Ich bin's", meinte ich, nachdem ich sie ans Telefon bekommen hatte, „Wollte wissen...wie's geht." Und dir sagen, dass ich dich vermisse. Aber alles zu seiner Zeit.
„Oh...Danke, Tim. Es geht soweit, ja." Irgendwie klang sie anders. So abgelenkt, als würde sie nebenbei noch etwas anderes machen. „Stör' ich dich gerade?", fragte ich deshalb.
„Ich und Mum sitzen gerade beim Frühstück. Nimm's mir nicht übel, aber ich schreib' dir heute Abend. Ja?" Ihr Tonfall gab zu verstehen, dass sie nicht mit mir sprechen wollte.
„Okay" Gut, ich war zwar enttäuscht, aber das juckte meine Freundin wahrscheinlich im Moment gar nicht. Dann würden wir uns eben später sehen, wenn auch nur schriftlich.
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Feeling Good (Avicii-Fanfiction)
FanficTim und Melina. Zwei verschiedene Menschen mit einer Leidenschaft: Musik. Tim entdeckt Melinas Talent und setzt sich in den Kopf, mit ihr zu arbeiten. Doch nicht alles läuft reibungslos. Viele Dinge kommen ihnen entgegen: Melinas Freund John und...