Kapitel 32: Far from Home

146 8 5
                                    


Ich hielt wohl besser erstmal die Klappe. In meinem Kopf waren übrigens ein Haufen Fragezeichen und das war nicht verwunderlich, nachdem Fricko mir von seiner „Freundin" erzählt hatte. Eine gehörlose Freundin? War das eine Nummer zu groß?

Gerne hätte ich ihn danach gefragt, aber ich würde es ja selber sehen. Fricko wirkte im Moment auch nicht so, als würde er gerne darüber sprechen wollen.

„Wir sind da. Wer von Ihnen zahlt?", kam es da von unserem Taxifahrer. „Ich mach das schon, steig du schon mal aus.", murmelte ich in Frickos Richtung und fischte ein paar Dollarscheine aus meinem Geldbeutel. Fricko erwiderte nichts weiter, sondern stieg aus dem Auto.

„Ich bin gespannt.", sagte ich, als wir die letzten Meter liefen, man sah bereits das berühmt-berüchtigte grüne Starbucks-Logo. Ich wusste nicht, ob es jetzt richtig und passend war so etwas zu sagen, aber nur stumm nebeneinander latschen wollte ich auch nicht.

„Meine Freundin ist kein Tier im Zoo, okay?" Fricko seufzte, „Entschuldige bitte, aber für mich klingt das so, als würdest du dir irgendwas anschauen und bestaunen gehen."

„So meinte ich das doch gar nicht." Überrascht hob ich die Hände in die Höhe, „Ich mein nur...auf Gehörlose trifft man ja nicht oft und..." Keine Ahnung, wie sich der Satz beenden ließ. „Vergiss es einfach.", murmelte Fricko und ich hielt also die Klappe.

Vor dem Starbucks saßen eine Menge Leute und ließen sich die Sonne auf den Kopf scheinen. Ich hatte keine Ahnung, wie Frickos Freundin aussah und konnte deshalb schlecht nach ihr Ausschau halten, aber er schien sie schon gefunden zu haben. Ich lief ihm mit einem Meter Abstand nach.

Unsicher blieb ich dann etwas abseits stehen, während Fricko auf eine Frau in einer dunkelblauen Jacke zuging. „Hallo.", hörte ich ihn sagen, die beiden umarmten sich kurz und er drückte ihr einen Kuss auf den Mund. Soweit gut, soweit wie jedes andere Paar auch. Vielleicht hatte er mich auch nur verarscht und seine Freundin war gar nicht gehörlos.

„Das ist Tim.", hörte ich ihn sagen und ich bewegte mich auf die Beiden zu. Die Frau, die also Frickos Freundin war, strich sich eine Haarsträhne hinter die Ohren und lächelte mir zu. „Und Tim, das ist Laura. Meine Freundin."

„Freut mich, dich kennenzulernen.", meinte ich, obwohl sie es wahrscheinlich sowieso nicht hörte. Also reichte ich ihr die Hand und lächelte, was sie auch erwiderte.

Und...okay, es war dumm von mir gewesen, anzunehmen, Fricko hätte mich verarscht und seine Freundin sei gar nicht gehörlos. Würde er ja auch nie machen. Denn während wir nach drinnen gingen, weil draußen schon alle Tische belegt waren, fing er an, sich mit Laura zu unterhalten. Ich wusste natürlich, dass es da etwas gab, was man Gebärdensprache nannte, aber das Fricko sie tatsächlich zu beherrschen schien, war mir neu.

Ich begann, mich ein wenig überflüssig zu fühlen, nachdem wir uns an einen Tisch in der Ecke gesetzt hatten und Fricko und Laura immer noch fröhlich sich weiter unterhielten, während ich nicht mal raten konnte, was die einzelnen Gebärden bedeuteten. Gab es dazu wohl ein Handbuch?

„Soll ich für uns was holen?", fragte ich, nur um irgendwas zu tun zu haben, „Kaffee oder so?" Hier musste man ja selber zur Theke latschen, Starbucks hielt seine Kunden durch Herumlauferei zwischen Platz und Tresen fit.

„Bleib sitzen, ich mach das schon." Fricko schob seinen Stuhl zurück, „Was wollt ihr?" „Bring mir 'nen Cappuccino mit. Und irgendwas Gesundes zum Essen, nichts mit Schokolade.", murmelte ich. Irgendwann musste man ja mal mit dem Gesundernähren anfangen.

„Und du?", wandte er sich als nächstes an seine Freundin und ich war gespannt, denn es konnte ja nicht für sämtliche Starbucks-Getränke und Speisen eine Gebärde geben oder täuschte ich mich?

Feeling Good (Avicii-Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt