„Keine Sorge, Tim, wir lassen dir bis zum nächsten Jahr ein paar vertrocknete Kekskrümel übrig. Das dürfte dir doch reichen, nicht wahr?" David grinste mich an und ich verzog spaßeshalber die Lippen nach unten, musste dann allerdings doch lachen. „Gerne.", antwortete ich, „ Wickelt die Krümel einfach in Frischhaltefolie ein und überreicht sie mir im Februar. Ich freu mich schon wie wahnsinnig." Worauf die drei Personen auf der anderen Seite des Computerbildschirms, bestehend aus meinen zwei Brüdern und meiner Schwester, anfingen zu lachen.
„Obwohl ich euch vermisse.", meinte ich hinterher. „Na dann komm doch einfach her." Anton beugte sich vor, „Wer von uns hat hier den Privatjet?"
„Na wenigstens gut, dass es Skype gibt.", ergänzte Linda, „So sieht man dich wenigstens mal außerhalb von Fernseher und Zeitung. Und Tim, ist nicht schlimm, dass du dieses Jahr schon wieder Weihnachten nicht nachhause kommst. Wir fühlen alle mit dir, Fricko und Sean. Ich kann euch da sehr verstehen. Von Cancún direkt weiter nach Stockholm ist hart." „Ist es nicht. Tim hätte das mit links geschafft.", brabbelte David dazwischen.
„Wahrscheinlich, ja.", murmelte ich, „Aber gut, dass ihr mir das nicht übel nehmt, dass ich nicht komme. Ich hab hier zu tun." Nicht nur mit meiner Musik.
„Wenn du meinst." Anton verschränkte kurz die Hände hinterm Kopf, „Wir warten einfach alle schön geduldig bis Februar. Wehe, du kommst dann nicht, dann bekommst du aber was zu hören."
„Keine Sorge." Ich lächelte ihnen zu, „Ich bin todsicher da." Fast wurde ich schon wehmütig. Eine Skyperunde mit meiner Familie ersetzte immerhin nicht ganz den richtigen Umgang mit ihnen.
„Ich muss Schlussmachen.", meinte ich wenig später, als ich es draußen auf dem Flur poltern hörte, „Wenn ich nicht einschreite, nehmen Sean und Fricko das Haus auseinander. Ich hab keine Ahnung, was die draußen vor meinem Homestudio machen."
„Schon mal Fröhliche Weihnachten, Tim." Die drei winkten mir und ich tat es ihnen gleich. „Euch auch.", antwortete ich, bevor die Verbindung unterbrochen wurde. Dabei war Weihnachten doch erst morgen und anrufen würde ich zuhause auch morgen nochmal.
Doch anstelle dieses Haus vor der Zerstörung durch zwei meiner besten Freunde zu bewahren, lehnte ich mich nur zurück und verschränkte die Hände hinterm Kopf. Erst gestern waren wir aus Cancún zurückgekehrt und hatten uns kurzerhand dazu entschieden, über Weihnachten und bis zum Start meiner Tour hierzubleiben. Auch Melina war noch hier, ihre Mutter hatte ihre Flitterwochen über Weihnachten gelegt und chillte jetzt irgendwo in der Sonne rum, auf Gran Canaria, laut Melina.
Mir stieg förmlich wieder die Hitze in die Wangen. Es war jetzt vier Tage her, seitdem ich in Cancún mit Melina diesen Club verlassen und noch einmal mit ihr geschlafen hatte. Natürlich ohne sie zu schwängern, denn ein Kondom hatte ich für den Notfall in der Zeit mit mir rumgetragen.
Ich schloss die Augen und versuchte mich noch einmal daran zu erinnern, wie sich das angefühlt hatte. Mit Melina ein zweites Mal zu schlafen. So wahnsinnig intensiv, mit verliebten Schmetterlingen, einem pochendem Herz und dem Gedanken, dass das hier niemals zu ende gehen solle. Seitdem war nichts weiter passiert.
Zwar ging mir Melina nicht aus dem Weg und wir verhielten uns beide wie vorher auch. Allerdings erwähnten wir den Sex und den Abend im Club mit keinem Wort. Fast, als wäre es unanständig, darüber zu sprechen. Und das störte mich so ziemlich.
„Pass auf, dass du nicht auf die Fresse fliegst." Sean warf mir einen kurzen Blick zu, als ich die Treppe nach unten kam, „Und achte bitte darauf, dass du den Eimer nicht umschmeißt." Er wies auf den Putzeimer mitten im Flur.
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Feeling Good (Avicii-Fanfiction)
FanfictionTim und Melina. Zwei verschiedene Menschen mit einer Leidenschaft: Musik. Tim entdeckt Melinas Talent und setzt sich in den Kopf, mit ihr zu arbeiten. Doch nicht alles läuft reibungslos. Viele Dinge kommen ihnen entgegen: Melinas Freund John und...