Kapitel 31: Sie hasst mich: In Lauras Worten (Fricko)

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Ich bin okay, tippte ich auf das Display, hielt dann aber doch noch einmal inne, um kurz zu überlegen. Ein Ich bin okay hieß vielleicht, dass es einem so mittelmäßig ging. Also passte das ja. Ich drückte auf Senden.

„Ihre Tablette.", wurde ich da doch nochmal unterbrochen. „Legen Sie sie da hin.", murmelte ich zurück und hörte nur ein Schnauben.

„Wie wär's mit 'nem Danke?", fauchte die Krankenschwester mich an, „Dafür, dass ich mir hier mehrere Stunden den Arsch aufreiße, damit Sie und all die anderen wieder auf die Beine kommen? Hm?" Ich spürte ihren Blick auf mir.

Ich ließ das Handy sinken und verzog meine Lippen zu einem Lächeln. „Danke sehr. Sehr reizend, wie Sie mich behandeln, wirklich." Dass ich sie mit Ignoranz strafte war nicht meine Schuld, sondern allein ihre. Anstatt mir beruhigend die Wange zu tätscheln oder wenigstens einmal zu fragen, wie es mir ginge, behandelte sie mich, als hätte ich mich ohne zu fragen bei ihr Zuhause eingenistet und breitgemacht. Wie ein Parasit den keiner haben wollte.

Und dabei hatte ich mir auch, seitdem ich hier lag, wirklich Mühe gegeben, mit ihr zurecht zu kommen. Hatte versucht ihre ewig schlechte Laune nur als Stimmungsschwankung zu sehen, aber irgendwann war auch bei mir die Geduld zu Ende. Ich würde nach einer anderen Schwester bitten, meine jetzige war kaum zum Aushalten.

Das Wasserglas auf dem Nachttisch neben dem Bett war noch halb voll und ich fasste nach der Tablette, sorgsam darauf achtend, dass sie mir nicht aus den Fingern rutschte. Ansonsten würde die Krankenschwester vor mir nur wieder etwas von „ungeschickt sein" murmeln.

„Da wartet übrigens Besuch für Sie.", kam es von der Krankenschwester, nachdem ich die Tablette runtergespült hatte, „Wegschicken oder reinlassen?"

„Reinlassen natürlich." Ich warf ihr einen gereizten Blick hinterher, als sie wieder zur Tür ging.

„Und die Besuchszeit endet pünktlich um sechs, nur damit Sie Bescheid wissen.", hörte ich die Schwester, als Tims Kopf im Türrahmen erschien.

„Was ist denn mit der los? Ist die mit dem falschen Fuß aufgestanden, oder was?", murmelte er vor sich hin, warf Melina hinter sich einen verwirrten Blick zu und ließ dann die Zimmertür wieder ins Schloss fallen.

„Mach dir keine Sorgen, Tim, die ist immer so." Obwohl meine ungeliebte Krankenschwester jetzt nicht das Thema war. Ich lächelte den Beiden zu.

„Hi erstmal." Tim kam neben mein Bett und schloss mich kurz in die Arme, bevor auch Melina an der Reihe war.

„Bist du okay?" Melina ließ sich auf die Bettkante nieder, Tim hatte sich ja schon auf den Stuhl neben meinem Bett gepflanzt.

„Es geht so einigermaßen." Kurz fasste ich an den Verband um meinem Kopf, „Die nette Krankenschwester habt ihr ja schon kennengelernt, seit gestern Abend liege ich hier nur so rum und bin mich am langweilen...und der Verband juckt fürchterlich. Ansonsten alles gut...so halbwegs." Besser ließ sich der Aufenthalt hier nicht beschreiben. Wenn wenigstens diese unfreundliche Krankenschwester nicht wäre.

„Vielleicht hat sie was gegen dein Tattoo. Die Krankenschwester." Tim lachte leicht und deutete auf meinem Arm. „Ob du's glaubst oder nicht, aber daran hab ich auch schon gedacht.", meinte ich zurück. Nicht jedem gefiel dieses Banksy-Tattoo, was übrigens das gleiche war, was Tim auf seinem Unterarm trug, mit den zwei Personen und der Pistole und den Blumen. Auch bei mir zierte es den Unterarm und Tim sah es immer als eine Art Freundschaftsbeweis, dass ich das Selbe Tattoo wie er trug, an der gleichen Stelle.

„Und...Wie ist das passiert? Dass du...jetzt hier bist.", fragte Tim mich, natürlich klang er besorgt. Das alles hier war ja durchaus ernst.

„Ich hab was von hinten auf den Kopf bekommen. Irgendwas Schweres." Sah, wie Melina die Augen aufriss und nach Tims Hand fasste, „Es ist passiert als ich draußen war, vorm Haus." Also war Müllrausbringen neuerdings in den Hollywood Hills auch gefährlich. „Ich hab den Angreifer nicht gesehen, da war halt nur dieser heftige Schlag. Danach bin ich hier wieder wachgeworden und man hat mir erklärt, dass ich im Krankenhaus bin, eine ordentliche Platzwunde und eine Gehirnerschütterung habe. Man kann von Glück sprechen, dass Sean mich so schnell gefunden hat." Sonst wäre ich vielleicht jetzt ganz woanders und das schien Melina wohl gerade auch eingefallen zu sein, denn ihr Gesicht nahm eine ungesunde Hautfarbe an. Sie ließ Tims Hand wieder los und verschränkte die Finger im Schoß.

Feeling Good (Avicii-Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt