Kapitel 29: Wie man Dinge zerstört...Effektiv und schnell

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Wahrscheinlich hatte die Masse an Leuten da vor mir noch nicht einmal mitbekommen, dass es wohl ein Problem gab, denn ich hörte sie immer noch lautstark zu City Lights mitsingen. Doch nach und nach wurden die Gesänge leiser. Stattdessen fingen die Leute wieder an zu rufen, „Avicii! Avicii!" Als erwarteten sie, dass gleich wieder das Licht angehen und sie mich sehen würden.

„Tim!" Etwas packte mich an der Schulter und zog mich zur Seite. Ich hatte gerade noch Zeit, mir die Kopfhörer vom Hals zu ziehen.

„Was ist los?" Ich drehte den Kopf, erblickte neben mir aber nur Semi und Charlie. „Wie's aussieht, hat der Strom sich bereits verabschiedet.", hörte ich Charlie murmeln.

„Stromausfall?" Ich spähte nach vorne. Inzwischen waren ein paar mehr Leute zu uns auf die Bühne gekommen, wahrscheinlich Techniker, denn sie fingen an sich den DJ-Mixern zu zuwenden. Soweit ich das in der Dunkelheit erkennen konnte besahen sie sich gerade die Stecker für die Stromversorgung.

„Wir bleiben erstmal hier. Lass uns abwarten." Semi hielt mich an der Schulter fest, als ich Anstalten machte, aufzustehen. Also hockte ich mich wieder neben ihm und Charlie. Zäh verging anschließend eine halbe Minute, eine Minute. Selbst meine Fans hatten aufgehört zu rufen und es wirkte mit einem Mal alles totenstill.

Trotz der Wärme durchlief mich ein Zittern. In meiner Laufbahn als DJ waren Stromausfälle zwar selten vorgekommen, aber wenn sie vorkamen, empfand ich diese Momente immer als sehr unangenehm. Schlimm wurde es, wenn der Ausfall länger dauerte.

Eine ganze Weile passierte erstmal nichts, man sah nur die Lichtkegel der Taschenlampen, die die Techniker benutzten, denn alles um uns war dunkel. Schließlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, winkte einer der Männer Charlie zu sich, er war ja hier der Experte für Bühnentechnik.

Ich sah Charlie und den anderen Mann in der Dunkelheit die Köpfe zusammenstecken, versuchte etwas zu verstehen, aber mehr als Gemurmel hörte ich dann doch nicht raus. Ich begann, immer nervöser zu werden.

„Jungs?" Charlie war wieder vor uns aufgetaucht. „Wir müssen Schluss machen, alles ist ausgefallen, nicht nur die DJ-Mixer. Tim, ich hab deine USBs und die Kopfhörer schon. Voraussichtlich kriegt in der nächsten Zeit hier niemand mehr etwas zum Laufen."

„Moment mal, heißt das, ich kann nicht weitermachen?" Schaute ihn entgeistert an. Doch Charlie nickte. „Es tut mir ja auch Leid, Tim, aber wie willst du Musik spielen ohne Strom?" „Mich hinstellen und pfeifen.", knurrte ich. Charlie lachte darauf nur. „Jaja, du und dein seltsamer Humor.", gluckste er. Gut, das war nicht witzig. Jeder, selbst Jared, wäre er hier anwesend gewesen, hätte erkannt, dass man jetzt keine Witze machte. Am allerwenigsten über mich.

„Dann lasst uns hier runter, bevor ihr euch weiter streitet." Semi griff nach der Umhängetasche, in der er mein Zeugs transportierte, das ich gelegentlich während den Auftritten brauchte. Eigentlich waren das nur Zigaretten und Trinken.

„Ich geh vor." Charlie machte sich daran, sich seinen Weg von der Bühne zu suchen, immerhin hatte er eine Taschenlampe dabei. Ich folgte und Semi bildete das Schlusslicht.

Hinter der Bühne erkannte man eine bestimmte Hektik, Leute liefen herum und alles wirkte, als wäre der Ausnahmezustand eingetreten. Ich spürte einen Schauer meinen Rücken runterlaufen als mir noch etwas einfiel. Wo, verdammt, steckte Melina? Ich hatte sie irgendwo hier alleingelassen, aber bestimmt war sie nicht mehr da, wo ich sie zuletzt gesehen hatte.

„Was ist?" Ich war stehengeblieben. Semi, der nicht damit gerechnet hatte, knallte gegen meinen Rücken.

„Siehst du Melina hier irgendwo?" Angestrengt schaute ich mich um, hier war nicht sonderlich viel Licht, außer das weniger Taschenlampen von einigen Bühnentechnikern.

Feeling Good (Avicii-Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt