Gegen sechs Uhr morgens gab ich es mit dem Schlafen endgültig auf. Dieses Rumgewälze brachte nichts, zum einen machte ich damit nur Melina wach und zum anderen mich selbst verrückt. Also stand ich leise auf und schlich nach draußen auf den Flur, in mein Homestudio.
Es dauerte nicht lange, bis Melina mir gefolgt war. Ich hatte eigentlich beschlossen vor Schlaflosigkeit im Kreis zu laufen, aber dazu kam ich ja jetzt nicht mehr.
„Was ist los?" Fragend lehnte Melina sich gegen den Türrahmen. „Kann nicht schlafen", knurrte ich zurück und sofort tat es mir leid. Warum war ich denn so knurrig? Sie nickte, als verstünde sie. Dabei hatten wir noch nicht geredet, über gar nichts. Ich hatte überhaupt noch mit niemandem über irgendwas geredet. Nach meinem „Final Sentence" zu Ash war ich wieder geflüchtet, in irgendeine Ecke, wo Semi mich eine halbe Stunde später aufgesammelt hatte, mit der Bemerkung wir würden jetzt fahren und ich müsse nicht reden wenn ich nicht wolle. Schon allein darum war ich unheimlich froh Semi zu haben.
Melina legte jetzt die Stirn in Falten, als dächte sie angestrengt nach. Dann seufzte sie. „Soll ich dir einen Tee machen? Oder eine Milch mit Honig?" „Wir können auch reden, wenn du willst, aber ich sehe es dir doch an, dass da noch ziemlich viel in deinem Hirn rumfliegt was erstmal sortiert werden muss.", fügte sie noch hinzu.
„Danke", presste ich hervor. Sie verstand mich. Sie verstand, dass ich jetzt nicht reden wollte. Oder konnte. „Milch mit Honig klingt perfekt.", schob ich noch nach.
Wir gingen runter in die Küche, wo Melina einen Topf hervorkramte und die Milch aus dem Kühlschrank nahm. Ich ließ mich auf einen der Stühle am Küchentisch nieder.
„Hier" Sie stellte wenig später eine Tasse vor mir ab. Vorsichtig nahm ich sie in die Hand und pustete erstmal, bevor ich einen Schluck trank.
Melina setzte sich neben mich und schweigend tranken wir unsere Tassen leer. Anschließend lehnte ich einfach nur meinen Kopf gegen ihre Schulter und sie begann meinen Kopf zu kraulen, als wäre ich eine Katze. Aber es erfüllte seinen Zweck. Die Unruhe in mir ließ ein wenig nach.
Allerdings ließ der Schlaf weiterhin auf sich warten. Als ich wieder im Bett lag döste ich zwar ein, allerdings nur bis halb sieben. Danach starrte ich an die Decke und gegen sieben war ich schließlich soweit einen Plan zu haben.
„Tim?" Melina neben mir hob den Kopf, als ich gerade in meine Hose schlüpfte, „Was zur Hölle hast du vor?" Sie gähnte.
„Ich fahr' jetzt zu Ash", meinte ich knapp. Die wichtigen Dinge ließen sich eben nicht aufschieben, egal wie spät es war.
„Du spinnst", nuschelte Melina neben mir. Sie setzte sich auf und fuhr sich übers Gesicht, „Da wird Ash sich bedanken, wenn du ihn so früh weckst." Dann erhob sie sich, taumelte kurz und griff dann nach ihren Sachen. „Aber na gut, wie du willst. Ich komm mit."
Ich war mir nicht sicher, ob man um sieben Uhr morgens schon ein Taxi bekam, aber ich hatte Glück. Anschließend warteten wir draußen, bis in der Dämmerung Scheinwerfer auftauchten. Unser Taxifahrer schien nur überrascht, dass wir kein Gepäck dabeihatten. Offenbar hatte er erwartet uns zum Flughafen bringen zu müssen.
Es war halb acht, als wir das Taxi vor dem Hotel verließen. Wenigstens nicht mehr ganz so früh, um Menschen aus dem Schlaf zu reißen.
Knapp begrüßte ich die Frau an der Rezeption, bevor ich mit Melina im Schlepptau in den Fahrstuhl stieg.
Vor einer Tür im dritten Stock dieses Hotels blieb ich schließlich stehen und klopfte. Es tat sich nichts. Melina sah mich an. Sie guckte etwas verzweifelt. „Vielleicht sollten wir-", setzte sie an, verstummte dann aber wieder.
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Feeling Good (Avicii-Fanfiction)
FanfictionTim und Melina. Zwei verschiedene Menschen mit einer Leidenschaft: Musik. Tim entdeckt Melinas Talent und setzt sich in den Kopf, mit ihr zu arbeiten. Doch nicht alles läuft reibungslos. Viele Dinge kommen ihnen entgegen: Melinas Freund John und...