35. Ruhe

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Es ist kalt, zumindest ist mir kalt. Ich kann mich nicht bewegen, es ist leise. Für einen kurzen Moment hoffe ich tot zu sein, kein Leid mehr, kein Schmerz mehr, doch diese Hoffnung wird zunichtegemacht, denn das taube Gefühl in meinem Körper lässt langsam nach und Schmerzen durchfluten mich.

Mühsam öffne ich die Augen. Ich liege noch immer im Steinkreis, zu meinem größten Unbehagen ist Professor Graham noch da, aber Emily und Michael sind weg. Professor Graham sieht mich mit emotionslosen Augen an. Als wäre ich ein Wurm, kein Mensch, nicht lebenswert.

„ Noch lasse ich dich nicht sterben, du warst so kurz davor, aber der Gerechtigkeit wäre noch nicht Genüge getan" sagt sie kalt, als sie bemerkt, dass ich sie ansehe und anscheinend wieder wach bin. „ Keine Sorge, Sie werden noch sterben, aber vorher will ich meine Tochter glücklich machen, sie war wie Sie. Sie war klug, sie war mutig und sie war wunderschön, sie wollte heiraten und Kinder, aber wenn es ihr nicht vergönnt war, dann ist es Ihnen auch nicht vergönnt.

Sie nimmt einen Stein und richtet ihren Zauberstab darauf „Flagrante" murmelt sie und der Stein fängt an zu glühen, mit einem dicken Tuch trägt sie den Stein zu mir und legt ihn mir auf den Unterbauch, es brennt wie Feuer, als der heiße Stein sich durch meine Klamotten brennt.

Zufrieden sieht sie zu, wie ihre Strafe mich quält und mein Fleisch zu kochen bringt und dann richtet sie ihren Zauberstab auf mich „ Es wird ein bisschen dauern, bis du all dem erliegst, aber niemand meinte, der Tod trifft schnell ein. Ich habe diesen Zauber vor kurzem in einem alten Zaubertränkebuch gesehen, es scheint als hätte ein Schüler vor ein paar Jahren eine wenig experimentiert und ich wollte den Zauber schon die ganze Zeit ausprobieren.

Wie bei einer Hinrichtung stellt sie sich direkt vor mich und sieht auf mich hinab, richtet ihren Zauberstab auf mich und murmelt „ Sectumsempra". Es ist fast so schlimm wie der Cruciatus-Fluch doch diesmal wird mein Körper tatsächlich zerschnitten. Tiefe Wunden bilden sich auf meinem Körper, sofort tritt Blut aus und rinnt an mir hinab und auf den steinernen Boden.

„Expelliamus!" ertönt es plötzlich aus dem Wald hinter mir und der Zauberstab von Professor Graham fliegt im hohen Bogen aus ihrer Hand über mich hinweg zu der Person, die sie entwaffnet hat. Ich fühle mich zu schwach, genauer darauf zu achten. Ich sehe nur, wie plötzlich Angst in die Augen von Professor Graham tritt.

Wer da hinter mir ist, weiß ich nicht, die Welt um mich verschwimmt wieder und ich sehe nur noch, wie Professor Graham mit dem Incarcerus Fluch gefesselt wird und die Wucht des Zaubers selber sie zu Boden wirft.

Dann wird alles dunkel und ich fühle mich frei aber auch leer...

Doch es ist nicht das Ende. Es wird wieder hell und ich erwarte von Schmerzen empfangen zu werden, aber ich fühle wärme, nehme einen Herzschlag wahr und ich könnte schwören das etwas Nasses in meinem Gesicht landet, wie ein einzelner Regentropfen.
Träge öffne ich meine Augen und sehe in das vor Sorgen verzehrte Gesicht von Severus. Ein glänzender Film ist von seinem Augenwinkel aus zu sehen, es war also eine Träne.

Er sitzt auf dem kalten Steinboden, mein Oberkörper auf seine Beine gebettet und mein Kopf an seine Brust angelehnt. Mit einer Hand hält er meine und in der andern Hand hält er eine leere Phiole, die mir sehr bekannt vorkommt. Erst jetzt fällt mir das ganze Blut auf dem Boden auf, so viel habe ich noch nie gesehen, das kann niemand Überleben.

Dann fällt mir auf, dass meine Wunden verheilt sind. Ich blute nicht mehr und deshalb sind wohl auch die Schmerzen weg. „Severus..." hauche ich kraftlos, meine Stimme ist heißer, als hätte ich sie ewig nicht benutzt und mir fehlt jede Kraft mehr zu sagen. Doch es hat schon gereicht, er hat es gehört.

„Du bist wach...", flüstert er, Sorge und Angst spiegeln sich darin und doch höre ich Freude. Ich versuche mich an meinem lächeln, und auch wenn ich kaum die Mundwinkel bewegen kann sieht er es und drückt mich fester an sich „Dich hätte ich nicht auch noch verlieren können, ich kann dich nicht verlieren" krächzt er und eine weitere Träne landet auf mich.

Der Schatten hinter dem wahren Ich // Snape FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt