6. Freunde und Gefühle

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Am Morgen wache ich mit einem seltsam warmen Gefühl auf. Die Ereignisse in Snapes Büro spielen sich nochmal vor meine Augen ab. Der sonst so mürrische und kalte Professor ist wie alle anderen auch ein Mensch.

Doch ich spüre auch eine gewisse Verbundenheit zu ihm. Es ist als hätte er ein ganz neues Gesicht bekommen.
Das Klopfen eines Schnabels auf Glas weckt meine Aufmerksamkeit und lässt mich aus dem Fenster sehen. Dort sitzt eine große Schleiereule mit einem Brief im Schnabel.

Schnell öffne ich das Fenster, nehme den Brief entgegen und sofort verschwindet das anmutige Tier. Getragen vom kühlen Herbstwind und sogar dem neuen Schnee welcher sich über Hogwarts legt.

Neugierig öffne ich den Brief und erkenne die geschwungene Handschrift Professor Snapes. Ein Pergament, welches ich meinen Professoren geben soll, eine Entschuldigung für meinen fehlen des vergangenen Nachmittags.

Seufzend falte ich den Brief zusammen und lege ihn auf mein Bett während ich mich für den Tag fertig mache.

Auf dem Weg in die große Halle fasse ich den Entschluss mit Merry und John zu sprechen. Sie sind meine besten Freunde, und es ist Zeit mich von allem abzulenken.

Wie erwartet sitzt Merry zusammen mit Ethan am Ravenclaw Tisch und John bei seinen Freunden am Slytherin Tisch. Als ich eintrete sehen beide zu mir, mit einem nicken gebe ich zu verstehen, mit ihnen reden zu wollen und setze mich dann an den Ravenclaw Tisch.

Kurz darauf sitzt Merry schon neben mir und John mir gegenüber. Erst herrscht eine bedrückende Stille bis Merry ihre Arme um mich legt und ihren Kopf auf meine Schulter legt „Ich hab dich vermisst Cora" flüstert sie und auch John legt seine Hände auf meine „ich euch auch" murmle ich, dankbar das sie mich verstehen.

Solange es geht bleiben wir sitzen, reden über alles Mögliche, alles, was ich verpasst habe, und ich erzähle ein bisschen was ich so gemacht habe. Den Vorabend lasse ich aber aus, sowas müssen die beiden nicht wissen.

Jedoch ist das Frühstück schnell vorbei und wir müssen in den Unterricht.

Dank Merry ist er nicht mehr so langweilig und zäh, doch als Emily mich mit ihr sieht kann ich kurz ehrliche Verwirrung in ihrem Gesicht sehen bis es wieder von blankem Hass eingenommen wird.

Merry scheint dies auch bemerkt zu haben „Sie kam gestern zu mir und wollte sich mit mir aussprechen. Es wirkte so als ob sie dachte, du wärst nicht mehr da" murmelt sie und sieht ihre Zwillingsschwester traurig an „Ich weiß..." seufze ich und nehme ihre Hand.

Am späten Nachmittag gehen wir gemeinsam in die Bibliothek wo wir auch auf John und seine Freunde treffen. „Taylor, setz dich doch zu uns" säuselt Magnus und mustert mich mit anzüglichen Blicken „Lieber setze ich mich ein Acrumantula Nest" erwidere ich kühl, sofort wird sein Blick bedrohlich und er senkt die Stimme „ Du solltest lieber freundlich sein, sonst stehst du noch einsamer da als ohnehin schon" zischt er und sein Blick geht zu meinem linken Unterarm.

Ich funkle ihn kurz an aber wende mich dann ab „Lieber das, als mich mit Abschaum wie euch zu umgeben" zische ich, werfe mein Haar über meine Schulter und gehe ein paar Gänge weiter.

Merry der ich noch immer nichts über mein dunkles Mal erzählt habe folgt mit verwirrt, John hingegen wirft seinen Freunden eine kalten warnenden Blick zu und folgt uns dann ebenfalls.

Ich werfe meine Schulsachen auf einen der Tische und setze mich dann, das Mal ist zwar etwas verblasst aber es wird nie weggehen. Das ist mir bewusst, und ich werde es auch nicht für immer verstecken können. Aber wie soll ich Merry beibringen, dass ich offiziell eine Todesserin war, inoffiziell aber gezwungen war. Sie könnte es vielleicht verstehen, sie ist ja eigentlich meine beste Freundin, aber auch Freundschaft hat Grenzen.

Der Schatten hinter dem wahren Ich // Snape FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt