19. Nach einem Jahr...

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Also sitzen wir jetzt da. Er in seinem Sessel und ich auf dem Sofa. So wie wir es schon unzählige male getan haben, und doch ist es diesmal anders. Auch, wenn wir beide uns jetzt schon sehr nahe stehen kann ich genau in diesem Moment eine große Distanz zwischen uns spüren.

"Deine Gedanken sind fast so laut, dass man sie hören könnte", ruft mich Severus wieder zurück und ich bemerke das mich seine schwarzen Augen genau beobachten.

Ich sehe auf meine Hände "Ich habe etwas nachgedacht" murmle ich und reibe mit dem Daumen über meine Handfläche "Dich beschäftigt irgendetwas, sonst wärst du heute Abend nicht zu mir gekommen" bemerkt er nun und erwartet eine klare Antwort.

"Ich wollte dich einfach wieder sehen, nicht wie im Unterricht, sondern Privat" versuche ich auszuweichen, es ist ja auch keine Lüge, nur auch nicht die ganze Wahrheit "Ich weiß du meinst es nur gut, aber du weißt auch das wir uns nicht wie sonst einfach sehen können, ich bin weder dein Hauslehrer noch eine offizielle Bezugsperson" sagt er aber seine Stimme wird mit jedem Wort etwas sanfter.

Ich nicke nur, den Blick gesenkt und versuchend das schlechte Gewissen auszublenden "Du siehst schon wieder so unendlich traurig aus, wie damals als ich dich gefunden habe" seufzt Severus und erhebt sich.

Verwirrt, was er jetzt vorhat, sehe ich zu ihm hoch , ein kurzes Lächeln zeigt sich auf seinen Lippen und er schiebt mir eine Strähne meiner roten Haare nach hinten, wobei er sanft über meine Wange streicht.

"Du brauchst nicht unglücklich zu sein, du bist meine kleine Saphirrose und du hast noch viel Gutes vor dir" redet er mir mit samtiger Stimme ein "Ich weiß, ich gebe auch mein bestes" flüstere ich und aus irgendeinem Grund beginnen meine Augen zu brennen und schon rollt die erste Träne meine Wangen hinunter.

Und nur einen Moment später spüre ich schon wie sich seine Arme um mich legen und er mich an sich drückt "Nicht weinen" raunt er und streicht mir über den Rücken und in diesem Moment kann ich seien Herzschlag spüren.

Er ist nicht ruhig so wie man erwarten würde, sondern sehr schnell, im völligen Widerspruch zu seinem Ausdruck, zu seiner Art sich zu geben. Ich kann spüren, das er genau so mit etwas zu kämpfen hat wie ich, nicht nur mit Trauer, sondern mit etwas was ihn nervös macht.

Vorsichtig lege ich meine Arme auch um ihn, und für einen Moment scheint sein Herz einen Satz zu machen und wird dann sogar etwas ruhiger. Diese Art von Geborgenheit kann nur er mir geben, und auch er scheint sich bei mir mehr und mehr zu entspannen.

Und so bleiben wir eine Weile. In den Armen des jeweils anderen. Keiner sagt etwas, keiner macht Anstalten sich zu lösen oder irgendetwas anderes machen zu wollen.

Doch irgendwann müssen wir uns lösen "Schreib immer weiter auf was los ist und wenn die Zeit gekommen ist, liest du es mir vor" flüstert er und sieht mich dabei fast schon sanft an "Werde ich" flüstere ich und hauche einen Kuss auf seine Wange, stehe auf und Verlasse seine Privaträume.

Jedes weitere Wort wäre zu viel gewesen, wir mussten nicht viel sagen, um dem anderen unsere Gefühle klarzumachen und jeder Moment mehr hätte dafür sorgen können das eine weitere Trennung zu viel gewesen wäre.

Er ist noch immer mein Professor und hat viel zu verlieren und er trägt noch immer die schwere Last des Verlustes seiner großen Liebe. Eine Liebe, die ich nie sein werde, die ich nie von ihm verlangen könnte.

Und ich bin auch nicht besser. Eine Schülerin mit dem dunklen Mal, ohne Eltern, noch immer verfolgt von allem was geschehen ist. Und die ihre erste große Liebe in ihrem grimmigen und kalt wirkenden Professor gefunden hat.

Gedankenverloren laufe ich in den Ravenclawturm wo ich schon erwartet werde. Es ist Merry die auf ihrem Bett sitzt und mich mit einem mir sehr bekannten Blick ansieht, sie will mir etwas sagen, was mir nicht gefallen wird.

Der Schatten hinter dem wahren Ich // Snape FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt