-Kapitel 3-

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-Kapitel 3-
Flores

Es ist Abends. Die Sonnenfinsternis ist längst vorbei, die Sonne bereits untergegangen. Ich koche mir Milchreis, schneide mir gerade Sauerkirschen klein, die ich unterrühren werde. Es läuft tatsächlich Musik im Radio, typische Musik aus den 90er - bessere als Heutzutage. Mit Taylor Swift kannst du mich foltern. Gerade noch lief Elton John, als das Radio plötzlich rauscht, nach einer Verbindung sucht. Die Frequenzpfeile huschen hin und her und bleibt auf der 69 stehen. Das Rauschen stoppt und weicht für Musik. 

Bei dem nicht gerade jugendfreien Text, hebe ich eine Augenbraue und schneide mir vor Schreck fast in den Finger. Ich kenne das Lied. Ich hab das sogar in meiner Playlist auf meinem iPod, hab es mal gehört, als ich dabei war... ihr wisst schon.

Nine Inch Nails tönen mir mit Closer entgegen. 

»I wanna fuck you like an animal 

I wanna feel you from the inside 

I wanna fuck you like an animal 

My whole existence is flawed 

You get me closer to God...«

  Interessante Songauswahl für die ich absolut nichts kann. Eine Person, mit der ich diesen hochmuskalischen Erguss mit irgendwelchen Erinnerungen teilen könnte, kommt mir zwar in den Sinn. Aber ist das möglich?

Zumal Elijah eine angenehmere Musikauswahl beansprucht, um mich auf den direkten Weg in die Hölle zu schicken. Also kann es nicht Elijah sein. 

 Ich lege das Messer zur Seite und schaue mich um. Nach langer Zeit spüre ich was. Keine Präsenz die hier mit mir verweilt, nur dieses unangenehm-angenehm starke Kribbeln in meinem unteren Körper. Was. Ist. Das? 

Das will ich gar nicht, ich will doch nur den Milchreis fertig bekommen und dann essen, aber doch nicht an Sex denken. Aber das mach ich gerade. Ununterbrochen. Ich denke an diese eine Nacht zurück.

  Ein drückendes Gefühl, diesen unverschämte Prickeln breitet sich in meinem Unterleib aus. Ich berühre mich nicht einmal, greife mich am Rand der Kücheninsel fest- kann mich nicht rühren, weil ich das Gefühl habe, ich könnte jede Sekunde explodieren.

Ich bin wie gelähmt und das Gefühl wird immer stärker. Ich schaffe es zwar meine Oberschenkel zusammenzudrücken, aber diese Achterbahnfahrt lässt einfach nicht ab. Das Gefühl ist so stark und so intensiv, als würde mich eine fremde Hand einwandfrei an meiner empfindlichsten Stelle berühren und massieren. Nein, als würde man mich dort unten küssen. Und ich kann nichts dagegen tun. So sehr ich dagegen ankämpfen will, irgendwas beißt sich in meinem Kopf und in meinen rauschenden Gedanken fest. Und ich lass es zu.

Immer wieder wiederholt das Radio dieselben Strophen. Immer und immer wieder. Ich presse die Lippen aufeinander, als mein Herz sich wie ein Kolibriherz beschleunigt und mir fast aus der Brust springt. Die Lichter um mich herum fangen wie wild an zu Flackern, dass Radio rauscht. Verzweifelt lehne ich mich nach vorne, beiße mir in meine Hand. Dieses Gefühl macht mich wahnsinnig. Ich will mich berühren, dem ganzen endlich ein Ende setzen, aber ich kann nicht. Der Druck an meiner empfindlichen Stelle lässt einfach nicht nach und wird sogar stärker. Intensiver. 

Ich bin plötzlich ganz oben auf der Achterbahn, sehe schwarz, meine Gedanken sind leer und plötzlich falle ich... ich fliege und falle, fliege und falle, fliege und falle. »Ah, Mierda!«, stöhne ich und lasse völlig los. Ich falle, falle uns falle. Mir wird schwindelig, ich sehe sogar kurz Sterne, als mich der Höhepunkt stark überrascht. Auf und ab und auf und ab. Ich beiße mir wieder in den Arm, kann es aber trotzdem nicht unterdrücken leise zu sein. Meine zittrigen Knie geben nach und ich falle auf den kühlen Küchenboden. 

So schnell mich der Orgasmus überrollt hat, ist er auch schon weg - lediglich die Nachwehen sind zu spüren. Noch immer. Was. War. Das? 

Fluchend atme ich tief durch, versuche von diesem beflügelten Gefühl runterzukommen. »You get me closer to god!«, gibt der Sänger von sich.

  Ich verdrehe meine Augen, ja verflucht, so hat es sich echt angefühlt. Ich frage mich, was das soll. Wie das passieren kann. Ich habe mich nicht berührt. Ich wurde nicht berührt. Mein Herz klopft noch immer wie wild. Die Nachwirkungen sind noch immer da, meine Beine wie Pudding. Ich spüre nicht nur die verräterische Nässe zwischen meinen Beinen, sondern auch eine andere Präsenz. Hier ist jemand. Das Radio verstummt, gibt gar keinen Ton mehr von sich, die Lichter hören auf zu Flackern, als ich erschrocken die Augen öffne und aufspringe. Meine zittrigen Beine klappen mir fast wieder weg, aber ich kann mich halten, bevor ich wieder umkippe. 

Ich bin nicht mehr allein.

Closer | Kai Parker FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt