-Kapitel 14-

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-Kapitel 14-
Flores

Eine halbe Stunde später sitzen wir beide wieder im Pick-Up. Kai fährt. Ich sitze auf dem Beifahrersitz. Dabei unterhalten wir uns weiter über unsere Zirkel und deren Unterschiede. »Ihr habt echt so viele Zauber, um mit den Toten zu kommunizieren?«

»Nicht um sonst wird der Día de los Muertos so groß bei uns gefeiert. Die Zauber funktionieren aber alle zur zwischen dem einunddreißigsten Oktober bis zum zweiten November.«

»Schon oft mit Toten gesprochen?«

Ich nicke. »Jedes Jahr. Ich kenne den Zauber und die Zutaten für das Pulver auswendig. Am ersten rede ich immer mit meiner Mutter.«

»Tut mir leid. An was ist sie gestorben?«

»Autounfall. Nichts übernatürliches.«

Kai seufzt. »Meine Mom ist auch tot und nein, ich habe sie nicht getötet. Meine Tante tötete meine Mutter. Lange Geschichte.«

»Wir haben Zeit.«

Kai seufzt. »Eifersucht. Tante Maeve war eifersüchtig auf meine Mom. Meine Mom war beliebt, sie war stärker als alle anderen. Eine herausragende Hexe in ihrer Familie. Plus, sie hatte einen Mann und Kinder.« Eine kurze Pause. »Der Kerl der sich mein Papi schimpft, war mal mit meiner Tante zusammen. Er hat sie aber mit meiner Mom beschissen, weil er Gefühle für sie hatte.«

»Feige. Einfach nur Feige.«

»Ja, Mom wurde mit Jo und mir schwanger, die beiden haben geheiratet. Maeve war sauer. Und wurde es mehr und mehr, weil es immer mehr Geschwister wurden. Wir waren acht Kinder, als meine Mom schon wieder schwanger wurde. Luke und Olivia waren nicht mal ein Jahr alt.«

»Neben der Pille und Gummis gibt es Verhütungszauber. Könnte man benutzen.«

Kai schnaubt. »Hab ich mir auch gedacht. Ich war neunzehn und habe meinen Auszug geplant. Mir gingen schon meine anderen Geschwister auf den Keks. Brennan hat seinen Spielkoffer auch schon gepackt und wollte mit mir mit. Er hat schon das Geplärre von Luke und Liv nicht ertragen und dann noch mal zwei. Richtig wieder Zwillinge.«

»Und warum hat deine gestörte Tante jetzt deine Mom getötet?«

»Maeve kann keine Kinder kriegen. Sie hat alles versucht, was die Zauberbücher hergeben. Erfolglos. Die Eifersucht hat sie Amok laufen lassen. Sie hat erst meinen dreizehnten Onkel getötet, der dafür ja mal so gar nichts kann.«

Dreizehnten Onkel. Wow. Wie groß ist diese Familie? »Oh und mit meinem dreizehnten Onkel meine ich dreizehnten Verlobten meiner Tante. Sie hat alle aus Frust getötet, weil sie nicht schwanger werden konnte. Ebenso wie meine Mom.«

»Deine Tante ist krank.«

»Und tot.«

»Immerhin. Hast du deine Fingerchen im Spiel gehabt?«

»Das Miststück hat meine Mutter erstochen, dabei eines der Fötusse getötet und das andere durch einen Zauber in ihrem Bauch eingepflanzt, damit sie es austragen kann.«

Fassungslos blicke ich Kai an. »Ich kotze gleich.«

»Das hab ich auch. Glaub mir. Und ja. Ich habe meine Tante getötet und damit auch das andere Baby.«

»Du hast echt eine kranke Familie, Kai.« Kopfschüttelnd blicke ich aus dem Seitenfenster und auf die Landschaft. 

»Japp. Ich weiß. Väterlicherseits und mütterlicherseits habe ich echt die Arschkarte was psychische Erkrankungen angeht gezogen.«

»Nicht nur eine.«

Er schneidet eine Grimasse. »Nächste Ausfahrt ist ein größerer Rastplatz mit einem Café. Pause? Plündern? Puddingbrezeln?«

»Boah ich liebe Puddingbrezeln.«

»Weiß ich. Könntest dich dort reinlegen.«

»Als ob du dir das gemerkt hast.«

»Wie gesagt: ich hab oft an dich gedacht.« 

Closer | Kai Parker FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt