-Kapitel 4-

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-Kapitel 4-
Flores

Ich bin nicht mehr allein. Vor mir und auf der anderen Seite der Kücheninsel, steht ein Mann, der mich nur spöttisch angrinst. Bei dem es wohl offensichtlich ist, dass ihm die Einlage gefallen und er seine Finger im Spiel hat. Verflucht, nein. Dieses äußert freche, aber charmante Lächeln, in dem allglatt-rasierten Milchbubi-haften Gesicht kenn ich. Weiße gerade Zähne, unverschämte Grübchen und ebenfalls dieses freche psychopathische Funkeln in den dunkel aufleuchtenden Augen, die normalerweise und bei Tageslicht, von einem blau-grau und grün strahlen.

Ich atme tief durch. »Nicht du schon wieder«, keuche ich und wische mir eine Haarsträhne aus der verschwitzten Stirn. »Doch, ich schon wieder«, höre ich Parker amüsiert sagen. 

Ich weiche seinen klebenden Blick aus und wende mich dem Milchreis zu, der wegen der Einlage, an der hundert Prozent der Typ Schuld ist, angebrannt ist. Ich weiß nicht, wie er das gemacht hat, aber es hat bestimmt seinen Grund. Die Kontrolle über alles und jeden. Eine freundliche Erinnerung, was er in dieser Nacht mit mir ausgestellt hat. Genervt stelle ich die Herdplatte aus und den Topf auf eine kalte Platte. »Du hast mir meinen Milchreis versaut«, kommentiere ich. Innerlich hoffe ich, dass Parker nicht auf die Szenerie von gerade zu sprechen kommt, aber leider, kenne ich ihn, und das nur für eine Nacht, gut genug. Das lässt dieser sadistische Dreckssack sich natürlich nicht nehmen. 

»Hm«, höre ich ihn spöttisch sagen. Schon nähert er sich der Kücheninsel und mich. »Der Milchreis ist doch gerade nur das kleinste Problem.«

Ich erhebe meinen Blick und starre ihn an. Das dumme Grinsen liegt ihn noch immer auf den Lippen. Er lehnt sich über die Zeile und greift nach einer geschnittenen Sauerkirsche, die er sich gekonnt in den Mund wirft. »Anscheinend hat sich bei dir echt Druck angesammelt, was?« 

Er zermalmt die Kirsche mit seinen Zähnen, weshalb ich angewidert das Gesicht verziehe. »Mach deine Fresse zu, wenn du kaust. Das ist abartig.« Er überhört meine Bemerkung einfach und beantwortet sich die gestellte Frage einfach selbst. »Was frage ich überhaupt.« Er verdreht gespielt die Augen und schnappt sich noch eine halbe Sauerkirsche, die er sich wieder in den geöffneten Mund wirft. Dann gibt er ein wohliges Stöhnen von sich. »Das, deine Laute, dein Anblick, ist nach all den Jahren der Abstinenz wirklich Musik für meine Ohren gewesen. Vor allen Dingen von dir. Hab das schon vermisst.«

Unbeeindruckt starre ich ihn an. »Schön, wenn dir die kleine Showeinlage gefallen hat. Du solltest deine Unterhose wechseln, wird klebrig.«

»Oh ja, die hat es.« Er zwinkert mir zu. Seine Hand schnellt wieder nach vorne zu den Sauerkirschen. Aber anstatt eine, nimmt er sich gleich mehrere, die alle Primatenmäßig in seinem Mund landen. »Haft wohl infs Graff gebiffen, waff?«, fragt er mich und schaut sich in der großräumigen Küche der Salvatore-Brüder um. 

»Kau erstmal auf, bevor du mit mir redest, Parker, danke«, bemerke ich sarkastisch und greife nach dem Topf mit dem angebrannten Milchreis. Nur noch ein Zauber kann diesen retten. Bevor ich die Rettung meines Abendessens in Angriff nehme, nicke ich. »Ja, hab ich. Hast du eine Ahnung, wieso ich überhaupt hier gelandet bin?«

»Keine Ahnung. Frag mich nicht. Ich bin nur froh, nicht mehr allein zu sein. Ich werde noch Irre.«

»Du bist Irre.«

»Pff. Danke. Du weißt dann wohl auch nicht, wieso du in meiner Gefängniswelt gelandet bist?«

»Wie gesagt. Nein, weiß ich nicht. Gefängniswelt, also. Was hast du angestellt, dass du hier gelandet bist?«

Das letzte mal, als ich Kai Parker über den Weg gelaufen bin, da hab ich gerade meinen achtzehnten Geburtstag gefeiert. Er hat mir geholfen, wir sind im Bett gelandet. Das übliche eben. »Wieder gelandet«, verbessert er mich. »Ich wurde vor ein paar Jahren, da wo wir uns in Kalifornien über den Weg gelaufen sind, rausgeholt, weiß der Geier warum. Aber mein lieber Papi hat davon Wind bekommen, den Gemini-Zirkel zusammengepfiffen und mich wieder hier her verfrachtet. Seit Jahren durchlebe ich schon wieder den gleichen Tag.«

Closer | Kai Parker FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt