-Kapitel 27-

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-Kapitel 27-
Flores

Noch bevor ich die Tür wieder schließen kann, stemmt Evelita ihren Fuß dazwischen. »Es gibt wohl doch diesem merkwürdigen Zwillings-Siebter-Sinn. Ich dachte schon, ich hätte dich für immer verloren.«

»Was willst du hier?«, frage ich unbeeindruckt.

»Mich vergewissern, ob du wirklich von den Toten auferstanden bist. Überraschung, du bist es. Lass mich mal rein. Ich hab drüben für Ruhe gesorgt und würde mich gerne frisch machen.«

Das kann doch nicht wahr sein? Mit diesem Mord, ich bezweifle ganz stark, dass meine Schwester das Frühstück am Leben gelassen hat, können wir sofort die Zelte abbrechen. Die spinnt doch.

Kaum steht meine Schwester wieder bei mir auf der Matte, schon regiert das Chaos.

»Wie hast du mich finden können?«

»Wie? Ich war die letzten Wochen in La Paz und bei Papa. Er hat damals gespürt, wie du gestorben und wie du zurückgekommen bist. Er hat sofort dem Ortungszauber ausgeführt. Jetzt bin ich hier. Ich soll dich zu ihm bringen.«

Ich schnaube. Die ehemalige Siphoner, die nach meinem blöden Zauber regelrecht verbannt wurde, soll zurück kommen, ausnahmsweise, während die mordende und blutrünstige Vampir-Zwillingsschwester dort jederzeit willkommen ist. Ihre Verwandlung ist ja auch meine Schuld. Nicht.

Es kann der schiefe Turm vom Pisa wegen Baumängel umfallen und ich bin schuld. »Futura hat Papa etwas erzählt. Frag mich nicht was. Du sollst nach Hause kommen.«

»Futura ist ein alte Spinnerin, die behauptet in die Zukunft zu sehen. Ich glaub der einen Scheißdreck. Und du kannst vergessen, dass ich auch nur einen weiteren Fuß nach Mexiko setzen werde. Das ist nicht mein Zuhause.«

Eve seufzt und verdreht die Augen. »Valeria. Futura liegt zu 60% mit ihren Visionen richtig.«

»Futura ist eine Pegeltrinkerin und wir reden hier von nur 60%...«

»Meine Güte, sie hat die Tode von mir und dir gedeutet. Evelita Blut. Valeria Holz. Wie wird man zu einem Vampir verwandelt? Wie tötet man für gewöhnlich Vampire? Wir sind wir gestorben?«

Ich will wieder die Tür zudrücken, aber gegen die starken Kräfte meiner Schwester komme ich absolut nicht an. Sie drückt mich regelrecht mit der Tür ins Zimmer. »Das du Männerbesuch hast, weiß ich. Ich rieche es. Riecht nach Orgie. Juckt mich auch nicht. Entweder kommt er mit, oder ihr verabschiedet euch voneinander. Der Flug geht in zwei Stunden.« Eve deutet auf die Badezimmertür. Kai bleibt drinnen, obwohl ich weiß, dass er lauscht.

»Nein. Geh. Ich werde nicht mit nach La Paz kommen. Was verstehst du daran nicht?«

»Was verstehst du daran nicht, dass es zu deiner eigenen Sicherheit ist?«

»Ich kann auf mich allein aufpassen.«

»Du willst nicht?«

»Ich will nicht«, wiederhole ich laut und deutlich.

»Ist das dein letztes Wort?«

»Ja, verpiss dich.«

Für einen Augenblick blickt meine Schwester mich an. Bittend. Aber sie gibt auf. Ich habe ihr eh nicht mehr viel zu sagen. Ebenso wenig wie meinem Vater und dem Zirkel. Hätte ich auch nur irgendwas Hölzernes, um den ganzen ein Ende zu bereiten. »Dann wird Vater dich holen.«

»Er soll sich nicht aufhalten lassen«, gebe ich trotzig entgegen.

An der offenen Zimmertür dreht sich Eve noch einmal zu mir. »Ich bin deine Schwester. Warum hörst du nicht einmal auf mich?«

Will sie das jetzt wirklich diskutieren? Ich verdrehe die Augen. »Du bist schon längst nicht mehr meine Schwester. Wenn du mich fragst, wie ich darauf komme, kann ich dir auch nicht mehr weiterhelfen. Geh und lass mich im Ruhe.«

Sie will mir Widerrede geben, öffnet den Mund, aber außer ein Ächzen kommt nicht viel über ihre Lippen. Sie rollt die Augen nach hinten, spuckt plötzlich Blut. Ein wirklich kurzer Todeskampf, da bricht sie auch schon in sich zusammen. Leblos knallt sie zu Boden.

Ein groß-gewachsener Mann in einem schwarzen, viel zu teuren Mantel, steht mit einem gleichgültigen Blick da. Seine rechte Hand mit frischen Blut beschmiert. In dieser hält er Evelitas Herz, welches er ihr rausgerissen hat. Das wars. Meine Schwester ist tot und anstatt Genugtuung zu spüren, fühle ich mich grottig. Und das liegt nicht an Evelita, sondern an Elijah, der einen kurzen Blick zur verschlossenen Badezimmertür wirft und dann zu mir. Er ahnt es. Er spürt Kai. Riecht es. Ahnt, dass sich hinter der Tür ein anderer Mann versteckt, mit dem ich mir ein Zimmer teile. Er kann eins und eins zusammenzählen und sein Blick sagt mehr als tausend Worte. Angewidert lässt er das Herz auf den Boden fallen, mir einem lauten Klatschen ähnlich wie bei rohen Fleisch, kommt es zu Boden auf, spritzt Blut. »Valeria«, raunt er und zieht ein Taschentuch aus der Jackentasche hervor. »von nun an gehen wir getrennte Wege. Lass dich nie wieder in New Orleans blicken und hüte dich vor Rebekah, falls sich eure Wege wieder kreuzen werden.«

Dann ist er verschwunden. Viel zu schnell, wegen seinen verfluchten Fähigkeiten, die ein Vampir so mit sich bringt. Ich fühle mich absolut beschissen und setze mich auf den Rand des Bettes, blicke von der Stelle, wo zu vor Elijah noch gestanden hat, dann auf Eve. Immerhin bleibt mir ihr totes Gesicht erspart, da sie mit dem Hinterkopf zu mir liegt. Aus der Wunde am Rücken, läuft noch immer Blut, sogar einige Rippen stehen heraus, die Elijah ihr mit rausgerissen hat, als er von hinten nach ihrem Herz gegriffen hat.

Kai tritt endlich aus dem Badezimmer, schaut zur geöffneten Zimmertür, zu dem Klumpen von Herz und Eve. Dann blickt er zu mir. »Tragisch. Möge sie verrotten«, ist das einzige, was über seine Lippen kommt. 

Closer | Kai Parker FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt