-Kapitel 8-

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-Kapitel 8-
Flores

Dieser kleine Fiesling. Er hat mir die Kehle durchgeschnitten. Ohne zu zögern. Einfach Ratsch. Kai machen so, ich machen nichts. Tot. 

  Wütend und nachdem ich, pünktlich, um Mitternacht, nicht mal vierundzwanzig Stunden nach meinem Ableben, im Mystic Grill zu mir gekommen bin, schleudere ich mit meiner Kraft die Tür zum Salvatore-Anwesen auf, mache aber keinen Schritt weiter. Meine gepackten Sachen stehen noch immer dort, wo ich sie stehen gelassen habe. Irgendwas, vermutlich meine Leiche, ist bereits in einer Folie eingewickelt liegt auf dem Boden. Kai kniet auf dem Boden und schrubbt den eingetrockneten Blutfleck weg. Erst jetzt nehme ich die weitere eingepackte Leiche, die mittlerweile einen richtig abartigen Geruch absondert wahr. Unbeeindruckt blickt Kai zu mir. »Nein, wir töten uns nicht wieder gegenseitig. So spaßig das ist, es ist auch scheiße, ¿comprende?«

Ich atme tief durch und bereue es sofort. »Deine Leiche stinkt, Parker.«

»Deine Überreste riechen auch nicht gerade nach wohlwollender Blumenwiese, Flores. Hilf mir und dann können wir sofort fahren. Es sei denn, du willst mir die Eier rausreißen?«

»Damit wir hier noch länger bleiben? Nein. Danke.«

Letztlich greife ich nach der eingepackten Leiche meiner Wenigkeit und zerre diese an Kai vorbei aus dem Haus. Ich hab die Leiche vor dem Haus abgelegt und gehe zurück. »Du musst direkt nach Mitternacht wiedergekommen sein, oder?«

»Ja«, brummt Kai. Man ist der sauer auf mich.

»Wieso hast du es mich nicht sofort wissen lassen?«

»Ich hab unten gewartet.«

»Ich hab dich nicht gespürt.«

»Kann meine Anwesenheit ausstellen. So hab ich dich schon knapp drei Monate im Visier gehabt, bevor ich mich bemerkbar gemacht habe. Habe erst gedacht, ich halluziniere, als ich eine weitere Macht gespürt habe. Erst recht, als ich dich beim ersten Mal nackt im Bad gesehen habe. Deinen Arsch würde ich unter Tausenden Ärschen Wiedererkennen. «

»Ich bin seit knapp drei Monaten hier... du wusstest, dass ich von Anfang an hier war?«

»Direkt an deinen ersten Tag«, nickt er, als sei es völlig normal.

Ich verdrehe die Augen und atme tief durch. »Hm. Hättest trotzdem was sagen können, dass deine Leiche deine Leiche bleibt und du in einer neuen Hülle hier rumgeisterst. Ich hatte Panik.«

»Hab ich gemerkt. Warum hast du meine Leiche auf die Seite gedreht? Als ob ich noch an meiner eigenen Kotze Ersticken könnte.«

»Woher soll ich wissen, dass du in einer neuen Hülle wiederkommst, du Ochsenkopf? Hab gedacht, um Mitternacht stehst du auf, als sei nichts gewesen. Aber dann halt ohne Kotze im Mund.«

»Tja. Ich musste mich abreagieren.«

»Du hast mir die Kehle durchgeschnitten!«, schreie ich ihn an. 

Er fährt hoch. »Und du hast mir das Genick gebrochen, du neunmalkluger Melonenkopf!«, brüllt er lauter zurück, als beabsichtigt. Er fährt sich schnell wieder runter, während ich ihn unbeeindruckt anblicke. 

Ich presse die Lippen aufeinander. »Deine Leiche hat sich übrigens in die Hose gepisst!«

Kais Mund öffnete sich, schließt sich aber wieder. Dann wendet er sich von mir ab und schmeißt die blutverschmierte Bürste auf den dreckigen Boden. »Entsorgen wir uns einfach und lass uns fahren.«

»Du solltest woher duschen gehen. Du hast überall Blut an dir kleben.«

»Wer soll uns anhalten? Die Bullen? Pah, aber wenn du das willst, mach ich's eben. Ich lasse mir aber nichts mehr von dir vorschreiben, Flores!«

Das werden wir noch sehen, denke ich.

Unbeholfen und absolut nicht liebevoll, zerrt Kai seine eigene Leiche an den Füßen die Treppen runter. Der Kopf knallt immer wieder leblos auf die Treppenstufen auf. 

»Aus Prinzip gehe ich Baden«, flucht Kai. »Auf den einen Tag kommt's jetzt auch nicht mehr an.«

Der Verwesungsgeruch liegt immer noch im Haus. Ich habe alle Fenster und Türen aufgerissen, damit das Haus gut durchlüftet wird. Den Blutfleck, hab ich einfach mit einem Teppich überdeckt. Mit einer Bierflasche betrete ich das Badezimmer, was eigentlich zu Damon's Schlafzimmer angehört. Passt ja, dass Kai sich da einquartiert hat. Die beiden sind eh nicht mehr ganz knusper im Oberstübchen. Charmant, attraktiv, aber unberechenbar. Kai sitzt in der Wanne. Den Kopf auf dem Nackenkissn der Wanne Rand und die Augen geschlossen. »Lass uns dieses Kindergartendrama vergessen. Sorry, wegen dem Genickbruch.«

Kommt nicht gerade aufrichtig rüber. Das merkt er. Das weiß ich.

Er öffnet ein Auge und schielt zu mir rüber. »Kauf ich dir nicht ab.«

Immerhin ist noch genügend Schaum in der Wanne, der den unteren Teil seines nackten Körpers bedeckt. Immerhin die muskulösen Oberarme, die Brust und einen Teil der Bauchmuskeln kann ich sehen.

Kai bemerkt, dass ich ihn ausgiebig mustere und hält sich die Finger vor die Brustwarzen.

Ich schnalze mit der Zunge und gehe vor der Badewanne auf die Knie. »Oh, ehrenwerter Kai Parker...«

»Malachai«, verbessert er mich und beobachtet mich wieder durch ein geöffnetes Auge. Er nimmt seine Hände von seiner Brust und lässt sie ins Wasser sinken.

»Wer nennt sein Kind so?«

»Meine Eltern?«

»Waren die besoffen?«

»Flores!«, zischt Kai. »Meine Mom fand den Namen gut. Sag nichts gegen sie, oder ich zerfetze dich.« Mahnend hält er mir dem Zeigefinger vor die Nase. Ein paar Wassertropfen landen in meinem Gesicht und auf meiner Hose.

Ich rolle die Augen und räuspere mich. »Na gut. Oh, ehrenwerter Malachai Parker...«

»Nenn mich Kai«, unterbricht er mich.

»Oh mein Gott! Ich ersaufe dich gleich in der Badewanne...«, fluche ich. »Oh ehrenwerter Kai Parker, es tut mir leid, dass ich dir das Genick gebrochen habe, nur weil du mir auf den Sack gegangen bist.«

Kai hebt seinen Kopf an und wendet sich zu mir. Er öffnet beide Augen und blickt an mir herunter. »Ich bin mir zu hundert Prozent sicher, dass du keinen Sack hast. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, weil du mal auf meinem Gesicht gesessen hast.«

Ich atme tief durch und bin wirklich kurz davor Kai die Bierflasche durchs Gesicht zu ziehen. Ich halte ihm diese vor die Nase. »Ich trinke keinen Alkohol. Macht mich unberechenbar.«

»Bist du auch ohne schon genug«, erinnere ich ihn mit einem Singsang daran. 

»Musst du kleine Hexe gerade sagen«, entgegnet er. 

»Willst du denn was anderes?« Ich werde die Frage sowas von bereuen. 

Er zieht eine Augenbraue hoch. »Wenn du mich so fragst...« Er grinst. 

»Nein«, winke ich ab. 

»An was denkst du schon wieder? Ich will nicht mit dir schlafen. Will mir es doch nicht mit deinem knackigen Ur-Vampir verscherzen!«

»Gott sei Dank«, kommentiere ich sarkastisch. »Was soll ich sonst machen?«

»Rausgehen und mich einfach in Ruhe lassen.« Er wendet sich von mir ab. 

»Du hast die Entschuldigung nicht angenommen. Das weißt du?« Ich stehe vom Boden auf und blicke auf ihn hinab. 

»Japp«, murmelt Kai und lehnt sich wieder an. Die Augen geschlossen. »Nehme ich auch nicht an. Sobald wir hier draußen sind, werde ich dich umbringen. Da kommst du nicht wieder. Und es ist mir egal, ob mich ein Ur-Vampir jagen wird! Den bring ich um und seine Familie.«

Kai macht eine Handbewegung und die Badezimmertür fliegt auf. »Das werden wir sehen«, kommentiere ich und entleere kurzer Hand den ganzen Inhalt des Bieres über Kais Kopf.

»Flores!« 

Closer | Kai Parker FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt