-Kapitel 17-

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-Kapitel 17-
Flores

Nicht mal eine halbe Stunde später, sitzen wir beide wieder im Pick-Up und sind auf dem Weg nach Portland, beziehungsweise, an den Stadtrand von Portland. Laut Kai haben wir fast sieben Stunden Fahrt vor uns, wenn wir ohne Pause durchfahren, würden wir sogar in sechs oder noch früher da sein. Schließlich sind es nur noch siebeneinhalb Stunden bis Mitternacht – wer weiß welche Zauber Tante Maeve so im Petto hat. Vermutlich einen gut funktionierenden Teleportzauber, oder einen Zauber, bei dem sie aus etlichen Meilen Entfernung einen übel zurichten kann. Das geht, solange man das Blut der Person hat, oder irgendwas anderes, an was eben diese Person gebunden ist. In dem Fall ist es die Blutsverwandtschaft zwischen Kai und seiner Tante.

»Du weißt noch wo sich dieses Ding befindet?«

Kai nicht, konzentriert sich aber nur auf den Highway und die Landstraßen vor sich. »Und du hast alles für den Nicht-Lokalisierungszauber?«

Auch ich nicke. »Ich hab deiner Tante ein paar Haare rausgerissen. Das wird reichen.« Das das ein ganzer Büschel ist, lass ich mal unerwähnt.

Wir fahren tatsächlich an Portland vorbei und die ganze Zeit übe kurvige Landstraßen, die umgeben von riesigen Nadelbäumen sind. Alles ist hier so grün, so nass, so Wald-mäßig. An sich ganz schön.

Ab und an gibt es auch Felder, bis in die gefühlte Unendlichkeit. Und dann wieder nur Bäume. Sehr Abwechslungsreich dieser Bundesstaat. Irgendwann biegen wir rechts ab und folgen einer weiteren kurvigen und mit am Straßenrand von Bäumen überladenen schmalen Landstraße ab. »Wie oft kratzen hier Leute wegen Wildtierenunfällen ab?«, frage ich und unterbreche die Stille. Selbst auf Musik verzichten wir, obwohl diese eine tolle Ablenkung gewesen wäre. Jedenfalls für mich.

»Alle paar Monate. Wir einheimischen wissen, wo wir vorsichtig fahren müssen. Sind meistens Touristen gewesen. Normale Wildunfälle, ohne Todesfall: viel zu viele.«

Wir Einheimischen wissen, wo wir vorsichtig fahren müssen... hm, klar, dass sehe ich. Kai fährt schon die ganze Zeit rasend schnell durch die Kurven. In der einen Kurve sind wir sogar mit quietschenden Reifen schräg gefahren – was Kai ein kleines zufriedenes Schmunzeln entlocken konnte. Ich hab mir nur fast in die Hosen gepisst, aber gut.

Nicht weit auf dieser Straße, drückt Kai auf die Bremse, um links abzubiegen und hält an. Nur unscharf, nehme ich die Grundstücksbegrenzung wahr. Hüfthohe Steinmauer, die schon einige Jahre hinter sich hat. Ein offenstehendes Tor. Wuchtige Pflanzenkübel auf den angrenzenden Podesten von der Mauer in dem Lavendel sprießt. Dahinter liegt ein Schotterweg und eine Kurve ins Nichts. Und schon wieder grüne, riesige Nadel und Laubbäume wohin das Auge reicht.

Kai fährt weiter. Das Schotter knirscht unter den schweren Reifen, als wir uns langsam der Kurve nähern. Fernlicht. Alles ist stark beleuchtet. Wir fahren in die Kurve. Gerade Strecke. Noch mehr Bäume. Eine Lichtung. Ein großes Haus.

Das ist es. Kais Zuhause. Ein vierstöckiges Haus mitten im Nichts von Oregon und es sah verdammt einladend aus. Töpfe voller Blumen, die zum Grün um uns herum, noch ein bisschen mehr Farbe in die Sache reinbringen. Ein strahlendweißes Haus, dass sogar noch von ein paar Ästen überdeckt ist. Auf der Veranda steht ein dicker BBQ-Grill. Fahrräder in verschiedenen Größen und Farben lehnen an der Veranda. Nicht unweit und auf einer Grünfläche steht ein Aufstell-Pool. Ein Carport, unter dem keine Autos stehen. Ein großer Schuppen. Ein bisschen in der Ecke versteckt, steht noch mal ein kleines Haus – oder die Ruinen eines zweistöckigen Steinhauses. Abgebrannt und in sich zusammengefallen. Ich frage nicht, was es damit auf sich hat, sondern steige wie Kai, der vor dem Haus gehalten hat und das Auto im Leerlauf lässt, aus. »Warte hier. Dauert nicht lange.«

Closer | Kai Parker FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt