-Kapitel 19-

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-Kapitel 19-
Flores

Ich stehe auf dem Steg, der auf den Siuslaw River führt und schaue mich um. Kai sitzt auf der Bank und blättert im Tagebuch seiner Mutter herum. »Wir sind an der Küste und trotzdem keine einzige Möwe«, kommentiere ich und beiße in das Seelachsbrötchen.

»Hm, liegt daran, dass es hier absolut keine Tiere gibt. Keine Spinnen, keine Hunde, nicht mal Möwen, die dir schon zigmal dein Brötchen aus der Hand gerissen hätten.«

»Absolut keine Tiere?«

»Null. Fällt dir übrigens früh auf, Flores.«

»Nicht mal Fische, Wale...« Ich blicke auf den breiten, aber ruhig dahinfließenden Fluss.

»Null. Nichts. Nada.«

»Krass. Dir ist nicht mal eine Katze als Haustier erlaubt.«

»Ich hätte lieber einen Hund gehabt.«

Ich drehe mich zu Kai. »Echt? Du hast eher etwas mit Katzen gemeinsam, anstatt mit Hunden.«

Er rollt nur die Augen, blickt aber nicht vom Buch auf. »Und was bitte schön?«

»Die Arroganz. Gleichgültigkeit. Macht gerne Dinge kaputt. Und ihr seid fies. Oh, und man kann euch nicht einschätzen. Erst wollt ihr Streicheleinheiten und in derselben Sekunde hat man plötzlich Krallen im Gesicht.«

»Ich wäre die perfekte orangene Katze. Ich liebe Lasagne«, fügt er sarkastisch hinzu. »Ich bin eher der Hundetyp. Katzen mag ich nicht.«

»Nimm's mir nicht übel, aber du siehst nicht aus, als ob du bei einem Hundewelpen in Euphorie verfallen könntet.«

»Wir reden hier von Hundewelpen, Flores. Selbst ich würde mich mit quietschender Stimme neben den schmeißen und den Knuddeln.«

Ich runzle die Stirn. »Kann ich mir nicht vorstellen.«

»Ich hatte mal einen Hund. Damals, als noch alles nicht so beschissen war. Mom und ich haben den Corgi aus dem Tierheim geholt. Barfolomew Barfington. Brennan hat ihm diesen Namen gegeben. Ich wollte ihm eigentlich Ezekiel nennen.«

Ich lache leise. »Ein Corgi namens Ezekiel. Dein Bruder hat mit Barfolomew Barfington haushoch gewonnen. Ezekiel wäre ein perfekter Name für einen Dobermann, oder Wolfshund. Irgendwas was Angst einflößt. Aber doch kein Toastbrot auf kurzen Beinen.«

Kai schnaubt belustigt. »Das war Barfolomew wirklich.«

»Wie alt wurde Mr Barfington?«

»Ich hab ihn mit sechs aus dem Tierheim geholt. Die letzen vier Jahre hat er bei uns verbracht. Krebs.«

»Tut mir leid.«

»So ist das eben. Hattest du Haustiere?«

Ich blicke auf mein Lachsbrötchen. »Hab mal eine Katze gehabt. Gato.«

Kai mustert mich. »Einfallsreicher Name. Siehst eher aus wie ein Hundemensch.«

»Ich finde alle Tiere cool. Habe Gato zwischen Müll aufgesammelt. Eine Jungkatze. Gehörte einst den Nachbarin. Die sind umgezogen und haben Gato allein gelassen.«

»Wie alt wurde Gato?«

»Ich hab sie nicht mal ein Jahr gehabt. Ich hab ziemlich viel Mist gebaut. Meine Noten wurden schlechter. Schwierige Phase.«

»Deine Eltern haben Gato weggeben, oder?«

Ich schnaube auf. »Schön wärs. Mein Vater hat sie vor meinen Augen getötet. In einem Reissack gestopft und mit einer Eisenstange draufgeschlagen.«

Closer | Kai Parker FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt