-Kapitel 20-

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-Kapitel 20-
Flores

Am liebsten würde ich meine Hand in seinem Nacken legen und das Armaturenbrett mit seinem Gesicht bearbeiten – oder anders herum. Ich will ihm am liebsten eine reinhauen, starre ihn fassungslos an. Mein Mund klappt auf.

Er erwidert meinen Blick und drückt mir nicht mal ansatzweise grob, sondern euer vorsichtig, den aufgeklappten Mund zu.

Dann zieht er seine Hand wieder von mir weg, als würde er sich daran verbrennen.

Komischer Typ. Seit der Sache im Hotel hält er Abstand zu mir und hat bisher nichts weiteres versucht, was in die Richtung feuriger Körperkontakt geht.

Ich frage mich wieder einmal, was in Kai Parkers Oberstübchen so los ist. Entweder viel zu viel, oder gar nichts. Vielleicht ist es auch abwechselnd. Wer weiß, dass schon so genau. »Nein«, sage ich, als ich mich wieder gefangen habe. Ich starre Kai an. Kai starrt mich an.

Seine Augenbrauen schnellen nach oben. »Nein?«

»Nein. Soll ich dir das noch buchstabieren?«

Da schon wieder. Der mahlende Kiefer und der sichtlich angepisste Gesichtsausdruck. Fehlen nur noch die Nasenlöcher die sich weiten.

»Nein?«, wiederholt er. Der Augenkontakt reißt nicht ab. Ich gebe auch nicht auf und lehne mich sogar noch ein Stückchen in seine Richtung. »Richtig. Nein. Für deine Familienprobleme haben wir keine Zeit.«

»Wir haben bis zur Sonnenfinsternis noch genügend Zeit, Flores. Die werden wir uns nehmen.«

»Ich sitze aber am Steuer und fahre ganz bestimmt nicht zur Brücke, nur damit du deiner zurückgebliebenen Tante Beleidigungen und Flüche an den Kopf werfen kannst...«

Kopfschüttelnd wende ich mich ab.

»Will ich nicht mal, aber gut. Ich will doch nur wissen, warum sie auch noch hier ist. Interessiert dich das denn nicht? Vielleicht gibt's hier eine Lücke, durch die sie aus einer anderen Welt geschlüpft ist.«

»Oder sie will mit. Schon mal daran gedacht?«

Kai seufzt. »Die kommt ganz bestimmt nicht mit. Und ich bin einfach nur neugierig. Vielleicht hat sie ja eine Idee, wieso du hier bist. Ich checke das immer noch nicht.«

»Cool, ich auch nicht. Damit wären wir ja zu zweit.«

»Spar dir deinen Sarkasmus und fahr einfach zur Brücke. Meine zurückgebliebene Tante kann uns eh nichts anhaben. Schutzbarriere.«

»Wie kann ich das nur vergessen. Fünf Minuten.«

»Die brauch ich nicht mal. Geht doch.«

Ich sage nichts mehr, sondern fahre, Kai sagt wo ich lang muss, zur Brücke. Ich halte an, als Kai mir das sagt – wäre ja blöd, wenn wir aus dem gesicherten Bereich fahren und seine Tante uns angreifen würde.

Als ob seine Tante schon auf uns gewartet hat, steht sie direkt mittig auf der zweispurigen Straße und blickt uns entgegen.

Sie hat schon ein bisschen Ähnlichkeiten zu Kai und Kai auch zu ihr. Attraktiv war sie auch noch und das dafür, dass sie auch nicht mehr die Jüngste ist.

Auch ich steige aus, nachdem Kai mit genügend Sicherheitsabstand vor ihr stehen bleibt. Ich bleibe hinter ihm stehen und mustere seine Tante, die mich von oben bis unten scannt. »Wer ist das?«, fragt sie Kai, anstatt mich zu fragen.

»Geht dich einen feuchten Furz an«, antwortet dieser nur genervt. »Was willst du denn hier?«

»Geht dich einen feuchten Furz an. Komischer Name«, bemerkt sie trocken und sarkastisch und verzieht dabei keine Miene in ihrem Gesicht. Den gleichgültiger Blick – den kann Kai auch. Wieder so ein Familien-Erb-Ding.

Closer | Kai Parker FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt