-Kapitel 6-

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-Kapitel 6-
Flores

Ich bin tatsächlich mit dem Lokalisierungszauber erfolgreich gewesen. Dieser Aszendent befindet sich wie vermutet an der Stadtgrenze von Portland in Oregon. Offensichtlich, laut Kai, auf dem Grundstück der Familie Parker. 

  Da er nicht allein fahren will, muss ich ihn natürlich begleiten. Ich kann mir zwar etwas Besseres vorstellen, als mit Kai auf einem Road-trip quer durchs Land zu fahren, aber wenn ich hier rauskommen will, ist das wohl meine einzige Möglichkeit. Morgen früh wollen wir direkt aufbrechen. Während Kai im Kamin das Feuer nachlegt, habe ich bereits eine Proviant für morgen eingepackt. Jetzt fehlt uns nur noch ein Auto, welches ich uns im Auto-Center außerhalb der Stadt besorgen werde. 

Tatsächlich geht Kai neben mir her, weil er mich nicht allein gehen lassen will. Was soll mir hier schon passieren? Wir sind allein, nur zu zweit, keine weitere Menschenseele, oder sonstige Kreatur kann uns zur Gefahr werden.

Während ich mich in der Weltgeschichte umblicke, den wunderschönen und klaren Sternenhimmel beobachte, schlendert Kai neben mir her, kickt Steine vor sich hin und räuspert sich dann. »Wie genau bist du eigentlich hier gelandet?«

  »Holzpflock direkt ins Herz«, antworte ich und wende mich vom Himmel ab. 

Kai erwidert meinen Blick und runzelt die Stirn. »Du bist eine Hexe, kein Vampir. Hast du es dir etwa mit deiner zukünftigen Schwiegerfamilie versaut?«

Ich schnaube belustigt auf. »Nein, ich wohne in New Orleans und bin nach Mystic Falls gekommen, weil meine Zwillingsschwester durchgedreht ist.«

»Die ebenfalls eine Hexe ist.«

»War. Eve wurde von dieser bescheuerten Vampirhure Katherine verwandelt. Die beiden sind keine gute Kombination. Eve war schon vorher geistig auf dem Level eines zurückgebliebenen Jeffrey Dahmer mit Brüsten, hat ihre Zauberkraft nicht nur fürs Gute genutzt, getötet, gequält. Wird man in einem Vampir verwandelt, fühlt man intensiver. Eve ist, wie man unschwer raushören kann, keine positiv gestimmte Person - kommt da nach unserem Vater. Auf jeden Fall, ist sie in der Nähe von Mystic Falls, einer Stadt, die eh schon Alarm wegen den Tierangriffen... besser gesagt Vampire geschlagen hat, gibt da so eine Geschichte von damals, Amok gelaufen, wortwörtlich, weil sie ihren eigenen Freund im Blutrausch getötet hat. Um die anderen Vampire und Menschen zu schützen und weil ich noch in der Schuld von Stefan, Damon und Bonnie gestanden habe, bin ich dort hin. Ich muss sagen, ich wollte von Anfang an nicht mit meiner eigenen Schwester reden, das bringt bei Evelita eh nichts. Wegen ihr bin ich damals schon in eine ein oder andere beschissene Situation gelandet und sie hat mich daraufhin in Stich gelassen. Ich kann es mittlerweile nicht mehr an der Hand abzählen, wie oft ich wegen ihr fast abgekratzt wäre. Also, hab ich sie gejagt. Ich hab absolut keinen Sinn mehr gesehen, sie auf den richtigen Weg zu leiten, so wie es einst schon Stefan Salvatore geschafft hat...«

»Du wolltest deine eigene Schwester töten?«

Ich nicke. »Man kann Evelita nicht mehr helfen. Sie ist eine Gefährdung für alle anderen. Ich wollte meinen Vater die Aufgabe nicht überlassen. Er hätte mir nur die Schuld gegeben, weil ich nicht auf Eve aufgepasst habe. Papa ist schon immer strenger zu mir gewesen. Wenn er herausfindet, dass seine Lieblingstochter ein Vampir ist, mobilisiert er den ganzen La Paz-Zirkel für einen Krieg gegen die Bleichgesichter. Die Zusammenarbeit, die seit Jahrzehnten und dank meinen Abuelo besteht, wäre damit Geschichte. Es würden nur wieder unschuldige Menschen sterben, wie jetzt auch schon. Ich kann das noch immer verhindern. Ich muss es verhindern, bevor Evelita nur noch mehr Schaden anrichtet.«

»Sie hat dich getötet, oder? Deine eigene Schwester, hab ich recht?«

Ich schüttle verneinend meinen Kopf. »Das war ein Unfall. Eine Verwechslung. Stefan muss mich wohl für Eve gehalten haben. Aber bevor er was machen konnte, war es schon zu spät. Nun bin ich hier.«

»Das ist wohl nicht gut gelaufen, was?«

»Offensichtlich nicht, Captain Obvious«, entgegne ich und gehe schneller. Ich will noch heute ein Auto mitnehmen und dann ins echt gemütliche Bett von Stefan steigen. Für heute habe ich einfach nur die Schnauze voll.

Closer | Kai Parker FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt