-Kapitel 29-

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-Kapitel 29-
Flores

McKinley, Virginia. Ich weiß nicht, wer nach der anstrengenden Reise müder ist. Kai oder ich. Ich hab noch nicht mal meinem Rucksack abgenommen, da hat sich Kai schon auf das Bett geschmissen. Seinen Rucksack noch immer auf dem Rücken. Ich drücke die Zimmertür zu und schließe ab.

Auch wenn noch genügend Zimmer in diesem gemütlichen Bed & Breakfast frei sind, will Kai, dass wir uns ein Zimmer teilen. Ich hab nichts dagegen. Ich streife meinen Rucksack ab und lass diesen auf den Boden gleiten. Dann strecke ich mich und schmeiße mich neben ihn aufs Bett. »Mittagsschlaf?«, frage ich ihn. Als hätte Kai die sechs Stunden Flug nicht geschlafen. Ich bin seit Stunden hellwach, kann nicht wirklich schlafen. Elijah hängt mir doch noch nach, ebenso der Tod meiner Schwester. Hab ich so gar nicht gerechnet, vor allen Dingen mit Letzteres. Ich hab schließlich keine typischen Geschwistergefühle für Eve gefühlt. Nicht mehr. Ich bin sogar erleichtert, dass sie mir keine Probleme mehr machen wird. Sie nicht. Aber vermutlich Papa und der Zirkel. Er hat sie doch zu mir geschickt. Er will, dass ich zurückkomme, wieso auch immer. Dahinter kann nichts Gutes stecken.

Und nach Evelitas Tod, für dem er mir 100% die Schuld geben wird, obwohl ihr Blut an Elijah's Händen klebt, wird er mich jagen. Ich weiß das. Ich muss mich auf einiges gefasst machen.

Mich beschützen, noch aufmerksamer durch die Weltgeschichte spazieren. Ich kann etliche Zauber auf mich setzen. Anti-Lokalisierungszauber, oder sonstige Schutzzauber. Früher oder später, werden sie mich finden und mich in die Hölle schicken, für all das was ich verbockt habe.

Ich merke es erst ein bisschen später, dass Kai sein Gesicht zu mir gedreht hat und mich mustert. »Was geht da oben gerade vor sich?«, fragt er mich. Er liegt noch immer müde da. Noch immer hat er den Rucksack auf seinem Rücken.

»Ich hab mir schon einen Anti-Lokalisierungszimmer aufgesetzt. Papa wird mir die Schuld am tot von Evelita geben. Auch, wenn ihr Blut nicht an meinen Händen klebt. Er wird mich jagen und nicht Ruhe geben, bis er mich hat.«

»Dein Erzeuger ist wirklich für die Tonne. Ich verstehe den Sinn nicht, wieso er dich nicht genauso respektiert, wie deine Zwillingsschwester.«

»Ist wohl ähnlich wie bei dir. Siphoner-Scheiß. Die Sache mit den jahrhundertealten Kräften verstorbener Zirkelmitglieder. Generell war ich nicht einfach. Ich hab da alles mit den Füßen getreten.«

»Willkommen im Club der Siphoner-Mistgeburten.« Wir beide schnauben gleichzeitig auf. »Wenn du der Anführer des Zirkels wirst, nachdem du dich mit deiner Schwester verbunden hast, bist du dann immer noch ein Siphoner?«

Er nickt leicht. »Den Stempel werde ich nicht so schnell los. Es sei denn, es gibt diesen einen Zauber, der mich deren Kräfte raubt und mich zu einem Hexer upgradet.« Er denkt kurz nach. »Dann werden wir schneller handeln, als dein Vater. Soweit wird es nicht kommen.«

»Hoffentlich«, murmle ich. »Hast du schon eine Idee, was deine Schwester angeht?«

Kai schüttelt seinen Kopf. »Erstmal muss ich herausfinden, ob sie wirklich in diesem Krankenhaus arbeitet.«

»Das kann ich morgen Früh direkt übernehmen. Du sollst sie ja nicht verschrecken.«

Er schnaubt belustigt und legt ganz ohne Vorwarnung einen Arm um mich herum. Die Augen hat er bereits geschlossen. »Du hast immer noch deinen Rucksack...«

Lediglich ein müdes Brummen ist von Kai zu hören. Dann nimmt er, noch immer liegend, seinen Rucksack ab und lässt ihn neben das Bett fallen, um endlich schlafen zu können.

Seinen Arm behält er dieses Mal bei sich.  

Closer | Kai Parker FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt