-Kapitel 12-

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-Kapitel 12-
Flores

Ausgeschlafen und ohne, dass Kai mich in meinem Traum besucht hat, räume ich am nächsten Morgen meine Sachen zusammen. Zu meiner weiteren Verwunderung steht noch immer der BMW auf dem Parkplatz. Kai kommt mit seinem Sack und Pack gerade aus seinem Zimmer. Lediglich ein Kopfnicken schenkt er mir zur Begrüßung. Alle guten Dinge der Verwunderung sind übrigens drei. Anstatt seinen Rucksack in den sportlichen BMW zu schmeißen, bleibt er am Pick-Up stehen und wendet sich zu mich. »Schließt du das Ding noch auf?«, fragt er mich und lehnt sich an die Beifahrertür des großen Gefährts an. 

»Warum willst du bei mir mitfahren?«, stelle ich verwirrt die Gegenfrage und setze mich langsam in Bewegung.

»Weil wir doch dasselbe wollen. Wir wollen hier raus.«

»Klar, mit dem Unterschied, dass du mich umbringen wirst, sobald wir drüben sind.«

»Hast du dir selbst zuzuschreiben, Flores.«

»Und? Du hättest mich nicht nerven sollen, ganz einfach. Ich hab dafür keine Geduld, nur damit du das weißt.«

»Ist mir ja gar nicht aufgefallen«, kommentiert er lustlos und verdreht die Augen. »Ist ja jetzt auch egal. Lass uns fahren. Wir haben noch einige Kilometer und Bundesstaaten vor uns. Was ist dein nächstes Ziel?«

»Cheyenne, Wyoming«, antworte ich und setze mich in Bewegung. »Wer weiß, wo auch immer Straßensperrungen sind, wir müssten das natürlich einplanen. Sind aber so 636 Meilen. Plus Minus.«

»Ungefähr 10 Stunden.«

Nickend stimme ich zu. »Ungefähr, ja. Wir wären schneller, wenn wir mit dem BMW fahren würden.« Ich deute auf den schicken Wagen, schließe aber gleichzeitig den Pick-Up auf. 

»Wären wir. Aber der ist echt unbequem. Ich will mir meinen Rücken nicht kaputt machen.«

»Macht Sinn. Mit vierzig muss man echt aufpassen. Einmal im falschen Winkel niesen und schon hat man eine Zerrung im Nacken.«

Kai starrt mich einfach nur an. »Halt die Klappe!«, zischt er dann und öffnet die Beifahrertür. Seinen Rucksack schmeißt er auf die Rückbank. 

Leise lachend gehe ich um Auto herum und verfrachte mein persönliches Zeug ebenfalls auf der schmalen Rückbank des Wagens, ehe ich nach dem Sicherheitsgurt greife und mich anschnalle. »Wenn wir sterben, kommen wir doch wieder, Flores«, bemerkt Kai, der darauf verzichtet sich selbst anzuschnallen. 

Ich wende mich zu ihm und ziehe eine Augenbraue hoch. »Du sagst selbst, dass wir das hinter uns bringen sollen. Weitere Todesfälle verzögern das ganze nur. Also, schnall dich an, oder ich mach's.«

Ein Augenrollen von Kai. Trotzdem schnallt er sich nicht an. »Schnall dich an.«

Nichts. 

»Schnall dich verdammt noch mal an! Du gehst mir sowieso schon komplett auf den Keks und bewegst dich damit voll auf dünnem Eis. Schnall. Dich. An.«

Augenkontakt. Gleichgültiger Blick, der bei mir schon wieder das Fass zum überlaufen bringt. Kai schaut trotzig aus dem Fenster. Ignoriert mich. 

  So schnell kann Kai gar nicht reagieren, da flucht er lauthals auf. »Ich kann mich nicht bewegen!« keucht er. Stocksteif sitzt er da, versucht seinen Körper irgendwie zu bewegen, aber es funktioniert nicht. Mein starker Zauber wirkt, mit seiner mickrigen Siphoner-Kraft kommt er so oder so nicht gegen mich an. 

Grinsend schnalle ich mich wieder ab, finde den hilflosen Kai wirklich reizend. Dann lehne ich mich über ihn und greife nach dem Gurt - dabei komme ich seinem Gesicht mit meinem ganz schön nah. Er blickt direkt auf meine Lippen und das spöttische Grinsen. 

Closer | Kai Parker FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt