-Kapitel 5-

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-Kapitel 5-
Flores

Kai und ich sitzen uns beim Kamin gegenüber. Während er hungrig den Milchreis löffelt, ähnlich unansehnlich wie ein hungernder Straßenpenner einen Hamburger, starre ich zu dem lodernden Kamin und warte auf Antworten. Ich schlucke den Milchreis runter und wende mich zu Kai. »Wenn du nicht gleich mit der Sprache rausrückst, Parker, dann werde ich dich grillen.«

Er ahmt den letzten Satz unbeeindruckt nach. »Wird dir nichts bringen. Ich werde wiederkommen. Immer und immer wieder. Sei mal nicht so ungeduldig. Daran hat sich echt nichts geändert.«

Ich rolle die Augen und wende mich schweigend meinem Milchreis zu. Immerhin esse ich diesen genüsslich und nicht wie der Gierlappen gegenüber von mir. »Kann dir auch einen Trichter und einen Schlauch holen. Trichtersaufen bloß mit Milchreis«, kommentiere ich und schiebe mir einen weiteren Löffel in den Mund.

»Warst wohl mal aufm Spring Break Festival, was?«, schmunzelt er. In seinen Augen kann ich schon ablesen, dass er an Frauen mit knappen Bikinis denkt. 

»Gezwungenermaßen«, antworte ich. Mit Rebekah und meiner Schwester. Zwei Vampiren. Davon einer ein Jungvampir. Hat dementsprechend blutig und in einem Massaker geendet. »Du?«

»Einmal. War mir persönlich zu voll und zu eng. Ist nicht meins.«

»Meins auch nicht«, gestehe ich. 

Kai stellt die Schale vor sich auf dem Couchtisch und mustert mich. Auch wenn ich nicht zu ihm Blicke, spüre ich seinen Blick auf mir ruhen. 

Ich schaue auf. »Was?«

»Klappt für heute doch nicht mehr«, kommentiert er, schnappt sich die Schale und verschwindet zu der angrenzenden Küche. 

Ich schüttle nur meinen Kopf. »Bleib aus meinem Kopf draußen«, grummle ich. 

»Ich würde gerne wissen, was du denkst und was in deinem Kopf so abgeht. Aber Gedanken lesen ist überhaupt nicht meine Welt. Das kann ich nicht einmal. Warum auch immer, kann ich nur Gefühle in dir aufleben lassen, die du mal, dank mir, gespürt hast.«

Kai steht plötzlich hinter mir. Wenn er mich jetzt töten wird, war's das. 

Halt. Meint er nicht, dass das nichts bringt und er immer wieder erneut erwacht? Dann muss es bei mir doch genauso sein. Soll er machen, dann werde ich ihm jeden Tag seinen Arsch aufreißen. 

Doch zu meiner Überraschung bleibe ich am Leben. Trotzdem spüre ich Kais Hand plötzlich auf meiner nackten Schulter. Ich schaudere und gleichzeitig breitet sich Wut in meinem Magen aus. Am liebsten würde ich Kai den Hals umdrehen, allein für den Versuch mir meine Kräfte zu klauen. »Vergiss es. Das wird nicht funktionieren«, trällere ich.

Kai gibt ein frustrierenden Laut von sich. »Hätte ja klappen können.«

Er klettert über die Couchlehne und lässt sich neben mich fallen. Viel zu nah an mich ran. Ich wende meinen Kopf zu ihm. »Kannst froh sein, dass ich dir wegen diesem Versuch nicht die Augen mit dem Löffel ausschabe«, drohe ich. 

Aber er grinst nur dümmlich. »Wie gesagt. Ich komme wieder. Immer wieder.« Wieder verdrehe ich die Augen. »Wenn du dein Gehirn wiedergefunden hast, sag Bescheid.«

»Ist noch da. Alles gut. Wie kommen wir hier weg. Ich frag nicht noch einmal.«

»Wir brauchen einen Aszendenten. Sagt dir das was?« Er nimmt eine gewellte Haarsträhne von mir und wickelt sich diese um seinen Zeigefinger. 

»Nö.« Doch. 

Er lässt die Strähne los und wickelt sie wieder ein, während er gefühlt jeden Millimeter meines Gesichtes und meines Ausschnitts studiert. »Eine Art magisches Objekt.«

Closer | Kai Parker FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt