-Kapitel 22-

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-Kapitel 22-
Flores

Kai ist hinter der Tür auf dem Privat steht verschwunden, während ich mir mittlerweile den drittem Puderzucker-Donut in den Mund schiebe. Als er endlich mal aus dem Raum tritt, der, dem fliesen nach zu urteilen, eine Toilette ist, flucht er auf. »Dumme Kuh.« Er schüttelt seinen Kopf.

Er schmeißt seinen Rucksack neben mir auf den Tresen und funkelt mich stinkig an. »Wie hast du das gemacht? Wie bist du in meinen Kopf geraten?«

Ich schlucke den gekauten Donut runter, klopfe mir die zuckrigen Hände an meiner Jeans sauber. »Ich nehme mal an, so wie du das bei mir gemacht hast.« Ich presse die Lippen zusammen und schnaube belustigt. »Oh, zieh nicht so eine Schnute. Schmoll nicht, nur weil du mal die submissive Person warst.« Kiefermahlend blickt Kai mich an, dann wendet er sich schnaubend von mir ab und sagt nichts weiter. Mit der Bäckertüte und den Schokodonuts und dem Aszendenten verschwindet er hinter massiven Holzmöbeln im Laden. Nur um dann ein paar Sekunden wieder nach vorne zu eilen.

Erst denke ich, dass sonst was los sei, aber als er direkt auf mich zukommt, mich grob packt, hochhebt und mich dann auf dem runden und antiken Eichenholztisch setzt, kann ich so langsam erahnen, was hier vor sich geht. Ich komm nicht mal dazu zu fragen, da hat presst Kai sichtlich gierig und wütend seine Lippen auf meine. Er küsst mich hart – und ich erwidere das mit meiner Zunge in seinem Mund, mit meinen Händen in seinem weichen Haar. Meine Beine schlinge ich um seine Hüfte, um ihn an mich heranzuziehen und damit ich mich an ihm reiben kann. Bis mich plötzlich ein stechender Schmerz durchzuckt. Fluchend schubse ich Kai zurück, weiche aus dem Kuss, nachdem ich gemerkt habe, dass Kai mir mutwillig auf die Unterlippe gebissen hat. Schnell schmecke ich Blut, welches ich weglecke und runterschlucke. »Ich bin ganz bestimmt keine submissive Person«, zischt er mir entgegen und befreit sich dann grob aus meinem festen Beingriff. Noch bevor ich was sagen kann, lässt Kai mich wieder zurück und verschwindet irgendwo im Laden. Minutenlang. Stundenlang.

Während ich mein gesammeltes Geld zusammenrolle und in einen gefundenen Rucksack verstaue, welchen ich mit auf die richtigen Seite mitnehmen will – knapp 100.000$, lässt Kai sich so überhaupt nicht blicken. Nur mal kurz, als er die Sachen für den Zauber geholt und dann wieder verschwunden ist, ohne mich auch nur einmal anzuschauen. Mit ihm stimmt so einiges Nicht und offensichtlich auch nicht mit mir. Ich werde Kai wohl nie verstehen und mich fragen, wie wir drüben miteinander arbeiten sollen. Das kann doch nur in die Hose gehen. Und vielleicht sollte wohl jeder seinen eigenen Weg gehen, auch wenn mir das nicht gerade gefällt. Kai hat auch halb-gute Seiten und nicht nur schlechte. »Halbe Stunde bis zur Sonnenfinsternis!«

Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als Kai plötzlich aus der Dunkelheit neben mir auftaucht.

Er blickt mich an, besser gesagt auf meine Unterlippe, die angeschwollen ist und eine Bissspur zeigt.

Auf eine Entschuldigung kann ich ja wohl offensichtlich verzichten. Er macht auch nicht den Anschein sich bei mir entschuldigen zu wollen. Er rafft nur seinen Rucksack zusammen. »Bin auf dem Dach.«

»Warte doch einfach, damit ich weiß, wo ich hin muss«, murmle ich und lass mein weniges Hab und Gut, was gefühlt nur aus Geldrollen und teuren Schmuck besteht, in den Rucksack wandern.

Er bleibt stehen, und dreht sich mit einem genervten Gesichtsausdruck zu mir.

Ich folge ihm durch das Labyrinth aus alten Möbeln und Dekoelementen und habe das Gefühl in einem Ikea-Laden gelandet zu sein. Nur ein Weg bis zum Ziel. Eine steile Holztreppe, die zum Flachdach des Ladens führt. Ohne ein weiteres Wort, deutet Kai an, dass ich vorgehen soll.

Auch ich sage nichts und nehme die Stufen nach oben aufs Dach. Kai direkt hinter mir.

Er hat wirklich schon alles vorbereitet, als wir uns in das Fünfeck von Kerzen und Kerzenwachs stellen. »Bleiben wir hier solange stehen, weil wir den Einsatz verpassen könnten, oder?«

Closer | Kai Parker FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt