-Kapitel 11-

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-Kapitel 11-
Flores

Mein nächstes Ziel, welches ich allein erreiche, ist Kansas City. Diesmal fahre ich direkt in die Innenstadt, anstatt mich außerhalb zu halten. Vor einem fünfstöckigen Hotel sehe ich einen sportlichen BMW ohne Kennzeichen stehen. Den gleichen BMW mit dem Kai bereits in Mystic Falls geliebäugelt hatte. Ich halte mit dem Pick-Up direkt dahinter und steige aus. Die Motorhaube ist tatsächlich noch leicht warm. Kai muss hier sein. Die Suche erübrigt sich, als er mit den Arm voller Süßigkeiten über die Straßenseite kommt. Er hat den gegenüberliegenden Walmart geplündert. Immerhin grüßt er mich. »Wurde auch mal Zeit. Ich dachte, du kommst gar nicht mehr«, kommentiert er und drückt die angelehnte Tür zu einem Zimmer auf. Er lehnt gegen die Tür und blickt zu mir. »Was ist? Du musst hundemüde sein. Ich mach dir eine Badewanne fertig. Die sind gar nicht ranzig, holst dir schon nichts weg.«

»K-klar«, nicke ich. Macht er wirklich so weiter, als sei vor zwei Tagen nichts passiert? Wahnsinn. 

Mit meinem Koffer, trete ich in das Hotelzimmer, da steht nur ein Bett, dafür gibt's doch etliche andere Zimmer, auf denen wir ausweichen können. Getrennt. Nach der Sache in Louisville, habe ich nicht sonderlich Lust mir ein Bett mit Kai zu teilen. Er schmeißt die ganzen Sachen aufs Bett, gefolgt von einer jede Menge Bargeld, die er aus den Kassen gefischt haben muss. 

Ich sehe einen Campingkocher und zwei Dosenravioli. Dazu noch Plastikbesteck und abgepackter Kakao und grüner Wackelpudding. 

Ich lege meinen Koffer dann doch auf den Boden und krame mir frische Kleidung raus. Bevor ich und Badezimmer verschwinden kann, drückt mir Kai tatsächlich eine knallpinke Badebombe in die Hand. »Danke«, bemerke ich leise und verschwinde ins Bad. Aber anstatt zu Baden, Dusche ich lieber ausgiebig. Für ein Bad bin ich schlichtweg zu müde und erschöpft. Ich weiß noch nicht mal, ob ich überhaupt etwas essen will. Aber als ich rauskomme, sehe ich das die Ravioli bereits auf Plastiktellern hergerichtet wurden und Kai in einem Buch lesend, auf mich wartet. 

Was ist mit diesem Typen los? Wieso macht er erst so und dann wieder so? Erst kann ich mich diesem Kauz nähern und dann flüchtet er regelrecht von mir. Mit nassen Haaren setze ich mich gegenüber von Kai und greife nach dem Löffel, um mich den dampfenden Ravioli zuzuwenden. Wieso wundert mich das nicht, dass er einen Stephen King liest? Er klappt das Buch zu und legt es neben sich auf den Tisch. 

Kurz mustert er mich, was ich ignoriere, dann wendet er sich auch seinem Abendessen zu. »Tut mir leid wegen gestern.«

Als ob er das ernst meint. »Cool. Lass uns die ganze Scheiße einfach hinter uns bringen. Ich will einfach nur nach Hause.« Kai blickt weg, als er bemerkt, dass ich seinen Blick nicht erwidere. 

»Ja, glaub ich dir.« Kein weiteres Wort, dass ich es nach unserer Rückkehr vermutlich nicht mal nach Hause schaffen werde, lässt er tatsächlich bleiben. 

   Direkt nach dem Essen hab ich mich ins angrenzende Zimmer verkrümelt und versuche zu schlafen. Vergeblich. Die Angst, dass sich Kai wieder in meinen Gedanken breit macht, lässt mich einfach nicht schlafen. Ob Kai sich wieder in meinen Kopf geschlichen hat, oder ich selbst an ihn denke - keine Ahnung. 

Das ist nicht mal das einzige Problem. Ich habe Elijah hintergangen. Den Mann den ich eigentlich liebe und der mich liebt, so wie er mir noch vor meiner Abreise nach Mystic Falls sagte. Der auf mich wartet, mich eigentlich begleiten wollte. Aber ich hab's abgelehnt, weil ich das allein klären wollte. 

»Wir sind eine Familie, Valeria. Wir klären das zusammen, wenn dir danach sein sollte.«

Dann küsste Elijah mich und ließ mich ziehen. 

Kurzerhand lasse ich Elijah's Kette in der Innentasche meines Rucksackes verschwinden. Nach r Sache mit Kai bin ich nicht mehr würdig, diese Kette um meinem Hals zu tragen.

  Und nun habe ich den Salat. Ich hänge in einer Zwischenwelt mit einem Kerl fest, mit dem ich mal etwas hatte. Einen kleinen, wie er sich selbst nennt, Soziopathen, der über Leichen geht. Er hat mir die Kehle durchgeschnitten, nachdem ich ihm das Genick gebrochen habe. Ich bin selbst schuld und frage mich, wieso ich mich trotzdem zu diesem Kerl hingezogen fühle. Bin ich wirklich so kaputt?  

Closer | Kai Parker FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt